Interview

Pöltner: „Nicht hinter jeder kleinen Pension steckt ein armer Mensch“

Laut dem ehem. Chef der Alterssicherungskommission, Walter Pöltner, kann bei den schwarz-rot-pinken Anpassungen im Pensionssystem „von einer großen Reform überhaupt keine Rede sein.“ Kommende Regierungen können den neuen Nachhaltigkeitsmechanismus einfach wieder abschaffen. Die sozial gestaffelte Pensionserhöhung 2026 habe zudem mit „sozial nichts zu tun“. Denn nicht hinter jeder kleinen Pension stehe automatisch ein armer Mensch. „Wir haben ca. 700.000 Fälle an Auslandspensionen, wo wir gar nicht wissen, wie viel diese sonst noch beziehen.“ Österreich hätte wie Schweden oder Dänemark schon früher verstärkt auf private und betriebliche Vorsorge setzen sollen.

Walter Pöltner ist ehemaliger Leiter der Alterssicherungskommission und ehemaliger Sozialminister © Parlamentsdirektion / Johannes Zinner / Montage: Selektiv
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Ofner: „Green Deal ist Brandbeschleuniger des Abschwungs“

Die Luftfahrt ist laut Flughafen-Wien-Chef Günther Ofner „eine der wenigen Branchen, die trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds wächst“. Standortschwäche und Kostensteigerungen zwingen aber auch den Flughafen zu „Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen“. Kein gutes Haar lässt Ofner an der Regulierung im Dienste des Klimaschutzes: „Die Berichterstattung bringt dem Klima gar nichts und verursacht nur unnötige Kosten. Die Regulierungen für den Flugverkehr sind in Europa sehr wachstumsschädlich“.

Günther Ofner ist Vorstandsdirektor der Flughafen Wien AG und Aufsichtsratspräsident der ÖBAG © Flughafen Wien AG / Montage: Selektiv
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Energie-Staatssekretärin: „Strom wird nicht teurer“

Energie-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner (ÖVP) verteidigt im Selektiv-Interview das „Günstiger-Strom-Gesetz“ gegen Kritik der Erneuerbaren-Branche und versichert, dass die Wirtschaftlichkeit von erneuerbarer Stromerzeugung nicht gefährdet ist.

Elisabeth Zehetner Staatssekretärin für Energie, Startups und Tourismus im BMWET © BKA/Andy Wenzel/Montage: Selektiv
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Hattmannsdorfer: „Können nicht länger mit Vollgas gegen die Wand steuern“

Anfang November führte Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer eine Wirtschaftsdelegationsreise in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) an. Aufgrund von zunehmendem US-Protektionismus und chinesischer Subventionspolitik müsse Österreich sich umorientieren: „Die VAE sind ein starker neuer Allianzpartner.“

Wolfgang Hattmannsdorfer ist Wirtschaftsminister in Österreich © BKA/Andy Wenzel/Montage: Selektiv
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Bruckbauer: „Deutschland performt in den letzten Jahren schlechter als Österreich“

Unterm Strich wird sich heuer ein kleines Wirtschaftswachstum ausgehen, aber das Potenzialwachstum bleibt mittelfristig niedrig. „Wir können den Rückgang des Potenzialwachstums durch die Demografie in den nächsten 10 Jahren ausgleichen, indem jeder Beschäftigte in Österreich pro Jahr um 50 Stunden mehr arbeitet“, sagt Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria. Noch schwächer als Österreich habe sich in den vergangenen Jahren aber Deutschland entwickelt und auch auf den bevorstehenden Strukturwandel Richtung IT und Künstliche Intelligenz sei Österreich besser vorbereitet.

Stefan Bruckbauer ist Chefökonom der UniCredit Bank Austria © UniCredit Bank Austria / Montage: Selektiv
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Badelt: „Der Staat ist mittelfristig der Verlierer der Inflation“

Das Budgetdefizit wird in den kommenden Jahren nur langsam sinken. Der leichte Rückgang des Defizits kommendes Jahr ist hauptsächlich dem aufgeschnürten Beamtenabschluss geschuldet. Ab 2027 reichen laut Fiskalrats-Chef Christoph Badelt die bisher beschlossenen Maßnahmen nicht mehr, um die Defizitziele zu erreichen. Das Ziel von 3 Prozent des BIPs hält er für „volkswirtschaftlich unambitioniert“.

Christoph Badelt ist Präsident des Fiskalrats © Fiskalrat/ Montage: Selektiv

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Meinung, Reflektion und Standpunkte zum aktuellen Geschehen.
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„Ungenutzte Arbeitskräftereserven mobilisieren“

Im Oktober ist die Arbeitslosigkeit zum 31. Mal in Folge gestiegen, stark betroffen war erneut die Industrie. Wifo-Ökonom Rainer Eppel sieht hierbei „konjunkturelle und strukturelle Probleme“ aufeinandertreffen.

Rainer Eppel ist Senior Economist am Wifo und forscht zu Arbeitsmarktökonomie, Einkommen und sozialer Sicherheit © Wifo, Alexander Müller / Montage: Selektiv
Interview

Hameseder: „Langsame Exportbewilligungen ‘No-Go’ für Standort“ 

Erwin Hameseder, Obmann der Raiffeisenbank NÖ-Wien, betont im Selektiv-Interview die Dringlichkeit, überschießende Bürokratie bei Beschaffungen im heimischen Verteidigungssektor abzubauen. Neben „einfacheren und deutlich schnelleren Genehmigungsverfahren“ brauche es u. a. „Präzisierungen im Neutralitätsgesetz“. Dass Geschäfte – wie bereits geschehen – an zu langsamen Exportbewilligungen scheitern, sei „aus Standort-Sicht ein No-Go“, so Hameseder. Was Erleichterungen für Finanzierungen angeht, habe „Brüssel den Weckruf gehört“. Bei dem oft versprochenen Bürokratieabbau „sehen wir die großen Würfe aber noch nicht“.

Erwin Hameseder ist Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien sowie Generalanwalt des Österreichischen Raiffeisenverbandes © Raiffeisen NÖ-Wien / Eva Kelety/ Martin Hörmandinger / Montage: Selektiv
Interview

Hattmannsdorfer: „Wasserstoff wird kein Preistreiber für Haushalte“

Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer hält die Ziele der österreichischen Wasserstoffstrategie für „sehr ambitioniert“, will aber mit neuen Fördermillionen und Verordnungen Tempo machen. Für die Übergangszeit will er sich auf EU-Ebene für die von der Industrie geforderte Verlängerung der CO2-Freizertifikate einsetzen. „Solange CO₂-arme Technologien noch nicht flächendeckend wirtschaftlich einsetzbar sind, braucht es eine faire Übergangsphase. Ohne eine Verlängerung der Gratiszertifikate riskieren wir, dass Wertschöpfung und Emissionen einfach nur verlagert werden“, so Hattmannsdorfer.

Wolfgang Hattmannsdorfer ist Wirtschaftsminister in Österreich © BKA/Andy Wenzel/Montage: Selektiv
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Wiener-Börse-Chef: „Österreich verharrt im Sparbuch-Schneckenhaus“

„Europas Kapitalmärkte verlieren an Wettbewerbsfähigkeit“, mahnt der Chef der Wiener Börse, Christoph Boschan. Für mehr Innovation und Wachstum müssen Liquiditätspools geschaffen werden: „Die mutigen Entscheidungen müssen auf nationaler Ebene fallen. Allein hier liegt die politische Zuständigkeit für Steuern und Pensionssystem“. In anderen europäischen Ländern würden längst „Kapitalmarkt-Raketen“ gezündet. „IPO-Kosten steuerlich absetzen? Für Österreich klingt das nach einer liberalen Verschwörung, in Griechenland ist das Wirtschaftspolitik“, führt Boschan als Beispiel an.

Christoph Boschan ist CEO der Wiener Börse © Wiener Börse/Daniel Hinterramskogler/Nik Pichler / Montage: Selektiv
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AMS-Chefin: „75 % der arbeitslosen Flüchtlinge leben in Wien“

AMS-Co-Vorständin Petra Draxl erklärt warum der Talboden der Arbeitslosigkeit in Österreich noch nicht durchschritten ist und welche Branchen ihr aktuell besonders Sorge bereiten. Zwar steige mittelfristig das Arbeitskräfteangebot doch „die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden sind seit Jahren rückläufig.“ Eine Bleibepflicht für Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte wäre für Draxl sinnvoll. „Derzeit leben 75 % der arbeitslosen Flüchtlinge in Wien. Österreichweit einheitliche Sozialleistungen würden dieser Tendenz entgegenwirken.“