Morning in Brief

Morning in Brief, 6. Mai 2025

Guten Morgen Österreich!

Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Gregor Plieschnig, Stephan Frank und Sara Grasel – wir melden uns aus Wien.

News – das müssen Sie heute wissen:

Hohe Energiepreise vernichten Jobs. Ein dauerhafter Anstieg des Strompreises um 10 Prozent drückt die Beschäftigung in energieintensiven Sektoren in der EU laut EZB um bis zu 2 Prozent. Vor allem in Clustern von energieintensiven Unternehmen schlägt dieser Effekt stark durch, betroffen sind indirekt auch Dienstleistungsjobs. Die Streichung eines Industrie-Jobs kann zu einem Verlust von bis zu 5 weiteren Arbeitsplätzen an anderer Stelle führen. Sollten die Energiekosten dauerhaft hoch bleiben, könnten daher sinkende Umsätze zu Jobverlusten führen. [Quelle: EZB

Klima: 11 EU-Regularien, die entrümpelt gehören
Interview mit Stephan Schwarzer

„Der erste Sündenfall war es, Umweltmanagement zu verrechtlichen und der zweite es vorzuschreiben. Dieses Netz wurde immer engmaschiger und niemand hat sich gefragt, ob Unternehmen das verkraften können“, sagt Stephan Schwarzer. Er ist Umweltrechtsexperte und glaubt nicht, dass es der EU in den kommenden Jahren gelingen kann, die überbordende Bürokratie einzudämmen. Ganz im Gegenteil: „Jeder Rechtsakt ist automatisch Mutter vieler weiterer Rechtsakte. So entstehen tausende Seiten an Folgerechtsakten.“ 11 Bürokratie-Monster im Umweltbereich hat er identifiziert, dabei würde laut Schwarzer ein einziges Instrument ausreichen.

Grafik (von Sara Grasel): CDU, CSU und SPD haben gestern in Berlin ihren Koalitionsvertrag unterzeichnet und damit die neue Bundesregierung besiegelt. Der Vertrag setze ein Zeichen für „Made in Germany“, sagte der designierte Vizekanzler Lars Klingbeil. Friedrich Merz (CDU) wird heute zum Bundeskanzler gewählt. Die Union aus CDU und CSU gab bereits vergangene Woche ihre Minister und Staatsminister bekannt – die SPD zog gestern nach. Am Dienstagnachmittag kann die neue Regierung nach ihrer Vereidigung an die Arbeit gehen. [Quellen: CDU, CSU, SPD]

Für Elektrizitätswirtschaftsgesetz „alles angerichtet“. Laut dem Sektionsleiter für Energie im BMWET, Benedikt Ennser, ist für eine rasche Beschlussfassung des Elektrizitätswirtschaftsgesetzes (ElWG) „alles angerichtet“. Hierfür ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Nationalrat nötig. Lukas Hammer (Grüne) ortet eine Verschleppung des Beschlusses, zeigt sich aber für eine Mehrheitsbeschaffung gesprächsbereit. Das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG) sowie das Erneuerbaren-Gase-Gesetz (EGG) werden vor dem Sommer nicht mehr beschlossen werden können, die Begutachtung jedoch noch starten – ein Beschluss dann im Herbst möglich sein. [Quelle: Trendforum Oesterreichs Energie]

Rekord bei Stromanbieter-Wechsel. Im 1. Quartal 2025 wechselten so viele Kunden wie noch nie ihren Stromlieferanten. Insgesamt 111.067 Kunden (Haushalte und Unternehmen) wählten einen neuen Stromanbieter, 20.810 einen neuen Gasanbieter. Die Wechselrate lag jeweils bei 1,7 Prozent. Die meisten Wechsel von Stromanbietern gab es in Niederösterreich, die Wechselrate beträgt dort 2,5 Prozent. Schlusslicht ist Vorarlberg mit nur 0,2 Prozent Wechselrate. Der Wettbewerb am Energiemarkt ist „zurückgekommen“, die Preissensibilität der Bevölkerung wieder etwas gestiegen, so E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch. [Quelle: E-Control]

Schuldenberatungen auf höchstem Niveau seit 2009. Im Vorjahr stieg die Zahl der Schuldner-Erstberatungen um 6,8 Prozent auf 21.371. Österreichweit wurden 8.835 Privatkonkurse eröffnet. Die Durchschnittsverschuldung lag bei 55.000 Euro. Der Anteil von unter 30-Jährigen in der Schuldenberatung stagnierte im Vorjahr bei 21,6 Prozent, seit 2020 ist er um 3,1 Prozentpunkte zurückgegangen. Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der ASB Schuldenberatung, will „die Kreditwirtschaft maßgeblich an den Kosten [für die Schuldenberatungen] beteiligen“, denn sie sei auch „maßgeblich an der Entstehung problematischer Schulden beteiligt“. [Quelle: ASB Schuldnerberatung, Pressekonferenz

Österreich im Gerechtigkeits-Ländervergleich im besten Drittel. Unter 34 entwickelten Staaten belegt Österreich im Gerechtigkeitsindex den 8. Platz ex aequo mit Belgien.  Angeführt wird die Liste von Norwegen, Schweden und Dänemark. Schlusslichter sind Griechenland, Rumänien und die Türkei. Für den Index werden 6 Kategorien analysiert: Bedarfs-, Regel-, Leistungs-, Chancen-, Einkommens- und Generationengerechtigkeit. [Quelle: Stiftung Familienunternehmen

8 von 10 wollen in der Pension weiterarbeiten. 34 Prozent der über 50-Jährigen Österreicher würden gemäß einer Befragung „definitiv“ in der Pension weiterarbeiten. 19 Prozent würden das „wahrscheinlich“ tun und 27 Prozent nur unter den richtigen Rahmenbedingungen, wie z. B. bei flexiblen Arbeitszeiten. Zwei Drittel der über 50-Jährigen fordern die steuerliche Besserstellung von Erwerbstätigkeit in der Pension. [Quelle: Stepstone

Altbau-Zinshäuser in 22 Jahren um 511 Prozent verteuert. Laut einer TU-Studie im Auftrag der Arbeiterkammer (AK) wurde zwischen 2000 und 2022 rund ein Viertel der Altbau-Mietshäuser in Wien mindestens einmal verkauft. Dabei haben sich die Durchschnittspreise von 573.000 Euro auf 3,5 Mio. Euro knapp versechsfacht. Der Österreichische Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) hält in einer Reaktion fest, dass sich die Marktsituation seit 2022 beruhigt habe und das Preisniveau um ein Drittel gesunken sei. [Quellen: Arbeiterkammer: Aussendung, Studie | ÖVI

Konjunkturstimmung der Eurozone verbessert sich. Der Sentix-Konjunkturindikator für die Eurozone verbessert sich im Mai auf minus 8,1 Punkte nach minus 19,5 Zähler im Vormonat. Sowohl die Einschätzung der aktuellen Lage als auch des Ausblicks verbessern sich in der Umfrage unter Investoren deutlich, letzter dreht sogar ins Plus. Sentix ist unter den Konjunkturindikatoren das früheste Stimmungsbild für ein laufendes Monat. [Quelle: Sentix

EU präsentiert Plan für Ausstieg aus Russen-Gas. Heute präsentiert EU-Energiekommissar Dan Jørgensen den Plan für einen kompletten Ausstieg aus russischem Gas. Knapp ein Fünftel des europäischen Gases stammt weiterhin aus Russland. Um einen kompletten Ausstieg bis 2027 zu ermöglichen, will sich die EU-Kommission Berichten zufolge auf höhere Gewalt (force majeure) berufen. Analysten bezweifeln jedoch, dass diese Argumentation 3 Jahre nach der russischen Invasion noch greift. [Quellen: Bloomberg, Reuters

EU-Initiative will Forscher anlocken. Die EU-Kommission hat die 500 Mio. Euro schwere Initiative „Choose Europe for Science“ vorgestellt, mit der die Union internationale Wissenschaftler nach Europa locken will. Damit will die EU einen Kontrapunkt zum Vorgehen der US-Regierung gegen Universitäten und ausländische Studenten und Forscher setzen. Gleichzeitig will die Kommission es für Universitäten und Institute leichter machen, an Risikokapital zu kommen. [Quellen: EU-Kommission, Ursula von der Leyen auf X

OPEC+ weitet Produktion aus, Ölpreise sinken auf 4-Jahres-Tief. Die gestern in Kraft getretene Produktionsausweitung der OPEC+ führte zu einem erneuten Ölpreisrückgang von knapp 2 Prozent. Die OPEC+-Staaten wollen die Ölförderung auch im Juni weiter auf 411.000 Barrel pro Tag erhöhen. Die Ölpreis-Prognosen für die Jahre 2025 und 2026 wurden dementsprechend gesenkt. [Quellen: OPEC, Reuters]

US-Zölle auf Pharmazieprodukte „in den nächsten 2 Wochen“. US-Präsident Donald Trump verkündete am Rande eines Medientermins, dass die USA innerhalb der nächsten 2 Wochen bekanntgeben werden, wie die Zölle auf pharmazeutische Erzeugnisse ausgestaltet werden. [Quelle: Fox News]

Schweiz verzeichnet Null-Inflation. Der schweizerische Konsumentenpreisindex bleibt im April 2025 sowohl im Vergleich zu März 2025 als auch zu April 2024 unverändert beim Stand von 107,5 Punkten. Für die nächste Sitzung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) am 19. Juni wird eine weitere Senkung des Leitzinses erwartet. [Quelle: Bundesamt für Statistik

Selektive Agenda:

Heute, Wien: Auktionstermin für österreichische Bundesanleihe

Heute, Österreich: Betriebsversammlungen in der Papierindustrie als Antwort auf Nulllohnrunde (bis 7.5.)

9:00 Uhr, Straßburg, Frankreich: Tagung des Europaparlaments (bis 8.5.), Themen u. a. Handelspolitik, REPowerEU, Flottengrenzwerte, Wolf [Info]

9:00 Uhr, Berlin, Deutschland: Wahl von Merz zum deutschen Kanzler durch den Bundestag, 15:00 Uhr: Amtsübergabe

9:00 Uhr, Wien: Konsumentenschutzausschuss des Nationalrates, 13:30 Uhr: Rechnungshofausschuss des Nationalrats

11:00 Uhr, Luxemburg: Bekanntgabe der EU-Erzeugerpreise für März

15:30 Uhr, Brüssel: EU-Kommission will Plan für Ausstieg aus russischem Gas vorlegen

Selektives Networking:

Jobwechsel und Karriereschritte: Florian Zellmann verstärkt ab Mai das Team der Prodinger Tourismusberatung. Valerie Brugger übernimmt die Werbeleitung der Wiener Städtischen. Matthias Hofer ist neuer Vorstand der Continentale Lebensversicherung und der EUROPA Lebensversicherung. Kurt Hackl ist neuer Klubobmann der Volkspartei Niederösterreich. Sebastian Stark zieht für die ÖVP in den Bundesrat ein.  

Geburtstage: Wir gratulieren Georg Willi und Magnus Brunner zum Geburtstag. 

Sehen & gesehen werden:

14:00 Uhr, Wien: Die RTR lädt zur Diskussion „Digital Services Act – Europas Schutz gegen Online-Hass“ u. a. mit Johanna Eteme, Fiorentina Azizi-Hacker [Info]

18:00 Uhr, Wien: Der Finanz Marketing Verband (FMVÖ) lädt zur Recommender-Gala mit Preisverleihung an Banken und Versicherungen in die Sophiensäle u. a. mit Gabriel Felbermayr, Paul Leitenmüller, Erich Mayer, Robert Sobotka [Info]

18:00 Uhr, Wien: An der Universität Wien findet die Entrepreneurship Night statt, erfolgreiche Uni-Wien-Gründer stellen sich vor und geben Einblick in die Startup-Praxis. [Info]

18:00 Uhr, Wien: AustrianStartups lädt zum Startup Afterwork ins Startup House [Info]

19:00 Uhr, Wien: Die ÖAW lädt zur Diskussion „45-55-95: Wendepunkte der österreichischen Geschichte“ u .a. mit Ursula Plassnik, Brigitte Ederer, Konrad Paul Liessmann, Lisz Hirn – davor Vorträge [Info]

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