Viel heiße Luft um die heiße Luft
Die Weltklimakonferenz im brasilianischen Urwald ist voll im Gange. Aber geht auch was weiter?
Christian Tesch ist Geschäftsführer von oecolution. Er war in vielen Aufgaben rund um politische Strategie und politisches Management tätig, zuletzt als selbstständiger Politikberater, davor als Direktor der Politischen Akademie der Volkspartei. oecolution ist die Klima-NGO der Wirtschaft. Sie setzt sich für eine nachhaltige Standortpolitik ein. Die Ziele der Klimawende sollen gemeinsam mit der Wirtschaft erreicht werden, marktwirtschaftliche Instrumente sollen die notwendige Transformation unterstützen und vorantreiben.
Die Weltklimakonferenz im brasilianischen Urwald ist voll im Gange. Aber geht auch was weiter?
Weil Klimaziele so attraktiv sind, werden immer neue ins Spiel gebracht – territoriale, temporäre, sektorale Ziele. Möglichst kleinteilig. Die wahren Träger der Energiewende sind aber nicht die politischen Theoretiker, sondern die unternehmerischen Praktiker. Elektriker und Installateure, die PV-Anlagen und Wärmepumpen installieren, Handwerksbetriebe, die Gebäude energieeffizient machen, Industriebetriebe, die ihre Prozesse neu denken. Und die brauchen etwas anderes.
Richten wir unser Stromnetz an den Spitzenzeiten (mittags an einem wolkenlosen und windigen Sommertag) aus, wird das richtig teuer. Und ineffizient. Die Kosten dafür werden auf alle Nutzer aufgeteilt – und diese Netzkosten sind ein großer Anteil auf der Stromrechnung. Würde maximal-dimensioniert ausgebaut, wäre Strom für alle teurer als notwendig. Ein großes Ziel ist also, die Auslastung des Netzes möglichst gleichmäßig zu verteilen und Spitzen abzuflachen.
So unbestritten wichtig der Beitrag jedes Landes der Welt im Kampf gegen den Klimawandel bleibt, so unverständlich ist, dass Bemühungen zur CO2-Reduktion in anderen Ländern weiterhin unberücksichtigt und unbelohnt bleiben. Es gibt keine wirksamen Anreize dafür, klimarelevante Maßnahmen zu globalisieren. Dies führt auch zu einer Fehlsteuerung der Mittel: Steuergelder fließen in Maßnahmen, die nationale Emissionen reduzieren sollen, was aber bei uns verhältnismäßig teuer ist. Besser und effizienter wäre es, mit demselben Mitteleinsatz anderswo wesentlich billiger Emissionen einzusparen. Davon profitiert nicht nur das Weltklima, sondern auch Wirtschaft, Wachstum und Wohlstand.
Wenn NGOs zum Werkzeug von Regierungen wie der EU-Kommission werden, dann läuft etwas falsch. Und zwar ganz grundsätzlich. Da haben beide ihre Aufgabe nicht verstanden. Und wenn eine Regierung dafür bezahlt, dass bei Parlamentariern lobbyiert wird, dann wird es sehr ernst. Denn das ist ein klarer Angriff auf Demokratie und Gewaltenteilung. Da hat die EU-Kommission eine Grenze überschritten.
Die Strompreiskompensation ist gerade angesichts der hohen Energiekosten ein wichtiges Instrument zum Schutz der Industrie in Europa. Genau so begründet – und empfiehlt – die EU auch dieses Instrument. Die Mehrheit der EU-Staaten nützt, verlängert, erweitertet daher die Strompreiskompensation. Und was tat bzw. tut Österreich? Die Strompreiskompensation gab es gerade mal für ein Jahr – nämlich 2022.