CEE-Region im Fadenkreuz der Zölle

Monika Rosen war mehr als 20 Jahre Chefanalystin einer heimischen Großbank. In ihrer aktuellen Funktion als Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft ist sie weiterhin gefragte Spezialistin zu allen Themen rund um den Finanzmarkt.
Einen Monat nach Amtsantritt hält Donald Trump sowohl die Weltpolitik als auch die Finanzmärkte auf Trab. Politisch geht es derzeit um die weitere Entwicklung im Ukraine-Krieg und die dadurch notwendige Aufstockung der Militärbudgets. Das lässt europäische Rüstungsaktien kräftig steigen.
Darüber sollte man die Zollpolitik des US-Präsidenten aber nicht vergessen. Wenn er, wie angekündigt, Tarife in Höhe von 25 Prozent auf alle Waren verhängt, die die EU in die USA exportieren, so hätte das massive Auswirkungen. Der europäische Autosektor wird immer wieder als besonders verwundbar genannt, und damit geraten die Volkswirtschaften in Mittel- und Osteuropa rasch ins Blickfeld. Die Slowakei, Ungarn, die Tschechische Republik, aber auch Slowenien und Rumänien sind über die Zulieferindustrie stark in die europäische Autoproduktion integriert. Ihre direkte Exportquote in die USA ist zwar begrenzt, ihre indirekte Betroffenheit über die deutsche Autoindustrie ist dafür umso höher. Nach Zahlen von S&P machen die Exporte dieser Länder nach Deutschland mehr als 10 Prozent ihres gesamten Exportvolumens aus.
Einige Analysten haben bereits Schätzungen abgegeben, nach denen ein Zoll in Höhe von 25 Prozent auf alle EU-Exporte in die USA das Wachstum der CEE-Länder um rund 0,5 Prozent dämpfen würde. Diese zusätzliche Hürde kommt zur Unzeit für eine Region, die schon jetzt massiv betroffen ist vom Anstieg der Inflation und von der Rezession in Deutschland. Dazu kommt noch eine weitere Bedrohung, nämlich die rückläufige Nachfrage nach europäischen Autos in China. S&P schätzt, dass bei BMW, VW und Mercedes der chinesische Markt rund ein Drittel des Absatzes ausmacht, während auf die USA nur 10 bis 15 Prozent entfallen.
Diese Gemengelage hat schon die lokalen Währungen unter Druck gebracht, und die EU-Kommission hat bereits Defizitverfahren gegen eine Reihe von Ländern eingeleitet. Die Wachstumsraten der Region sollten 2025 zwar höher liegen als im Vorjahr, die Erholung dürfte aber nicht so dynamisch verlaufen wie zuletzt erwartet.