Fed senkt die Zinsen und bleibt dennoch unter Druck

Monika Rosen war mehr als 20 Jahre Chefanalystin einer heimischen Großbank. In ihrer aktuellen Funktion als Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft ist sie weiterhin gefragte Spezialistin zu allen Themen rund um den Finanzmarkt.
Bei ihrer September Sitzung hat die US-Notenbank den sehnlichsten Wunsch von Präsident Trump erfüllt und die Zinsen gesenkt. Dennoch bleiben viele Fragen offen, wie auch eine aktuelle Umfrage unter Fondsmanagern und Ökonomen beweist.
Zunächst zu den Fakten: Die Fed hat im September die erste Zinssenkung des heurigen Jahres, und damit die erste seit Amtsantritt von Trump, durchgeführt. Der Schritt erfolgte im Ausmaß von 25 Basispunkten, wobei es eine Gegenstimme durch Stephen Miran gab, der für eine Senkung um 50 Basispunkte votierte. Miran ist der neue Mann in der Fed, er kommt aus dem wirtschaftlichen Beraterstab von Trump und gilt daher als Befürworter einer lockeren Geldpolitik. Für den restlichen Jahresverlauf sehen die Währungshüter zwei weitere Zinssenkungen zu jeweils 25 Basispunkten. 2026 wird dann nur eine Senkung erwartet, das war deutlich weniger als der Markt eingepreist hatte.
Selbst langfristig glaubt die US-Notenbank nicht, dass sie ihr eigenes Inflationsziel von 2 Prozent erreichen kann.
Monika Rosen
Interessant ist auch die Prognose der Fed zur US-Inflation. In der Kernrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) erwarten sie heuer 3,1 Prozent, 2026 dann 2,6 Prozent und 2027 immer noch 2,1 Prozent. Das heißt, selbst langfristig glaubt die US-Notenbank nicht, dass sie ihr eigenes Inflationsziel von 2 Prozent erreichen kann, dennoch hat sie die Zinsen gesenkt. Hauptgrund ist wohl der schwache US-Arbeitsmarkt. Im Gegensatz zu den meisten Notenbanken, die nur die Preisstabilität als Ziel haben, verfolgt die Fed zwei Ziele, nämlich Preisstabilität und Vollbeschäftigung. Da die Anzahl der neu geschaffenen Stellen zuletzt massiv unter den Erwartungen gelegen ist, stieg auch der faktische Druck auf die Notenbank, die Zinsen zu senken.
Bleibt die Frage, welche langfristigen Auswirkungen die durchaus deutliche Rhetorik von Trump haben wird. In der oben genannten Umfrage sieht eine überwältigende Mehrheit der Befragten, nämlich mehr als 80 Prozent, dadurch die Unabhängigkeit der Fed zumindest eingeschränkt, wenn nicht gefährdet. Jeweils deutlich über 50 Prozent erwarten langfristig höhere Inflationsraten sowie ein geringeres Wachstum; nicht weniger als drei Viertel prognostizieren dadurch einen schwächeren Dollar. Interessant ist auch, dass die Meinungen geteilt sind, ob diese Einflussnahme zu höheren oder niedrigeren Zinsen führen wird. An sich will Trump ja tiefere Zinsen. Wenn allerdings die Inflation anzieht, dann muss die Fed die Zinsen wieder anheben, womit der Präsident am Ende das Gegenteil von dem bewirkt hätte, was er eigentlich wollte. Eine eigene Meinung hat sich jedenfalls der Anleihenmarkt gebildet. Dort sind die Renditen am langen Ende massiv angestiegen, und zwar nicht nur in den USA, sondern auch in Europa und Japan. Offenbar fürchtet der Markt, dass die Notenbanken im Zweifelsfall eine eher lockere Geldpolitik verfolgen werden. Dazu kommt der hohe Schuldenstand, wiederum zu beiden Seiten des Atlantiks. All das resultiert letztlich in höheren Zinsen, eine Tatsache, die der Markt in bewährter Manier schon mal vorwegnimmt.