Von Leo zu JJ: Die Spaßregierung mit der leeren Tasche

21. Mai 2025Lesezeit: 2 Min.
Kommentar von Rainer Nowak

Rainer Nowak ist CEO der Tageszeitung „Die Presse“. Zuvor war er Journalist und Ressortleiter für Wirtschaft und Politik bei der „Kronen Zeitung“ und davor Chefredakteur, Herausgeber und Geschäftsführer der Tageszeitung „Die Presse“.

Erinnern wir uns an die fröhlichen Bilder der vergangenen Tage: Christian Stocker reist zur Krönungsmesse des neuen Papstes nach Rom. Dort bleibt zwischen dem amerikanischen Mr. Sonderbar, Vizepräsidenten JD Vance und Widerstandskämpfer Wolodymyr Selenskyj zum Glück Zeit für ein paar Fotos. Zurück in Wien erwartet die Regierungsspitze den sympathischen JJ, den frischen Songcontest-Gewinner. Andreas Babler hilft ihm sogar, den Weg aus dem Flugzeug zu finden. Applaus am Willkommensterminal, eine kurze Party im Kanzleramt mit den Koalitionsparteichefs. Beate Meinl-Reisinger knackt bald den Selfie-Rekord in der Regierung. Sparpaket? Harte Zeiten? Wirtschaftskrise? Aber geh, die Regierung muss auch für Zuversicht sorgen. Und gönnen wir ihnen die raren Momente des Regierungsglücks.

Denn die werden bald enden, so die drei vom Ballhausplatz kurz nachdenken. Teil eins oder besser: Jahr eins der Regierung wird noch nicht so schlimm, der Entfall des Klimabonus klingt noch wie ein Luxusproblem. Die Milliarden für das zweite Jahr und Pakete werden schon deutlich mehr schmerzen, Nummer drei wird dann richtig wehtun. Der Druck auf das dann brüchiger werdende Dreier-Bündnis wird enorm werden. (Manche Neos haben schon während der Hochzeitsreise die ersten kleinen Sinnkrisen über die Regierungsinfrastruktur und den Beziehungsstatus.)

Vor allem aber: Wenn der Sparkurs notwendigerweise in den Gemeinden ankommt, wird es für jede und jeden spürbar und sichtbar werden. Da wird hier das Freibad schließen, dort die Seniorenheime zusammengelegt werden müssen. Auch in Spitälern und Schulen wird nicht mehr nur investiert werden. Dann weiß jeder, dass die Krise angekommen ist, selbst wenn die Wirtschaft im Europa-Schlusslicht Österreich doch langsam wieder anspringt. Nein, das soll die verständliche Party über die Freudennachrichten aus Rom und Basel nicht verderben, sondern Appell sein, sie noch zu genießen. Da werden nicht mehr viele folgen. Für die Bundesregierung mit der leeren Tasche.

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