Was tun mit all den Altkanzlern?

Rainer Nowak ist österreichischer Journalist und Ressortleiter für Wirtschaft und Politik bei der „Kronen Zeitung“. Zuvor war Nowak Chefredakteur, Herausgeber und Geschäftsführer der Tageszeitung „Die Presse“.
Die Qualität einer Partei erkennt man auch an ihrem Umgang mit ihren ehemaligen Chefs. An diesem kleinen Kriterium gemessen ist die ÖVP nicht so schlecht. Am Wochenende bereitete die Partei ihrem neuen Überraschungschef und mutmaßlichen künftigen schwarzen Klassiker Christian Stocker einen warmen Empfang, vor allem aber Karl Nehammer einen würdigen Abschied.
Die Qualität eines Parteichefs bzw. einer Parteichefin erkennt man auch an seinem oder ihrem Umgang mit der Partei nach dem Abgang.
Nehammer lobte nicht nur Stocker in den höchsten Tönen, sondern wandte sich betont versöhnlich an seinen Vorgänger Sebastian Kurz, der noch immer die beliebteste Selfie-Wahl für die Funktionäre in der Wiener Neustädter Wenigzweckhalle war. Das war erstaunlich, das Verhältnis der beiden war in den vergangenen Jahren nicht immer nur brüderlich. Aber der Harmonie-Parteitag sorgte für gegenseitige türkis-schwarze Freundlichkeit, von der die SPÖ etwa nur träumen kann. Interessanterweise rührt das dort aus einer Mischung aus alten, nie beglichenen Rechnungen und neuen Männer- und Flügel-Feindschaften, die auch in den kommenden Wochen und Monaten nicht verschwinden werden. Eine besondere Ausnahme ist Werner Faymann, der sich nach seinem unschönen Abschuss mit Buhrufen am 1. Mai 2016 nach acht (!) Jahren Kanzler nie negativ über Nachfolger oder Partei äußerte. Faymann, der in der SPÖ nicht gerade für Reformen oder Revolutionen bekannt war, wird in der SPÖ auch deswegen und wegen seines ruhigen Krisenmanagements in der Finanzkrise 2008 folgend wieder wesentlich mehr geschätzt als früher.
Das kleine Österreich hat ein Problem mit dem Wiedereinstieg von Spitzenpolitikern ins Arbeitsleben, andere Länder machen das besser. Die Kombination aus in Österreich logischer Angst vor Korruption beziehungsweise Postenschacher einerseits, und fehlender Ausstattung (Büro und Infrastruktur) ehemaliger Kanzler und Co. wie etwa in Deutschland andererseits, sorgt dafür, dass junge Altpolitiker nicht leicht vermittelbar sind. Sie aufgrund ihrer internationalen Kontakte als Botschafter in passende Länder zu schicken, geht nicht, da nur Berufsdiplomaten Botschafter werden dürfen. Sehr schlau ist das nicht, so steigt die Gefahr, dass die teils verletzten Herren in Wien frustriert und giftig werden. Oder sich irgendwelchen windigen Geschäftsmodellen verschreiben.
Aber zurück zur ÖVP: Was machen also die Altkanzler der Partei? Sebastian Kurz führt seine Firmen, jene in Israel offenbar sehr erfolgreich. Will und wird er zurückkehren? Natürlich. Egal was er sagt. Karl Nehammer sondiert still und leise und wird sich einem autobiografischen Buchprojekt widmen. Und Alexander Schallenberg schaut sich ebenfalls dezent um. Dem Vernehmen nach hat er mit der Diplomatie abgeschlossen und würde lieber gerne seiner Leidenschaft, der Kunst und Kultur, frönen. Er wird dieser Tage als künftiger Präsident der Salzburger Festspiele gehandelt. Allerdings gibt es dort mit Kristina Hammer eine amtierende Präsidentin und mit Wilfried Haslauer, dem baldigen Salzburger Altlandeshauptmann, einen weiteren leidenschaftlichen Präsidentschaftskandidaten. Drehen wir es um: Zumindest haben wir für vieles noch immer (politisches) Personal. Auch ein kleines Wunder bei diesen öffentlichkeitsbrutalen Jobs.