Christian Knill ist Obmann des Fachverbandes Metalltechnische Industrie © Kanizaj / Montage: Selektiv
Christian Knill ist Obmann des Fachverbandes Metalltechnische Industrie © Kanizaj / Montage: Selektiv
Interview

Metaller-Knill: Abschluss soll „richtungsweisend für öffentlichen Dienst sein“

Der rasche Abschluss der Metaller mit +1,4 % heuer und +1,9 % im kommenden Jahr soll laut Arbeitgeber-Vertreter Christian Knill auch Maßstäbe für andere setzen: „Es sollte auf jeden Fall richtungsweisend für die Verhandlungen im öffentlichen Dienst sein.“ Zugleich verwies er auf die hohe Belastung der Unternehmen durch Lohnstückkosten: „Die Inflation ist für uns nicht unmittelbar relevant. Für uns ist relevant, ob wir unsere Produkte verkaufen können. […] Am Markt zählt der Preis.“ Knill sprach sich erneut für eine Senkung der Lohnnebenkosten aus und forderte die Politik auf, „endlich einmal anzufangen, zu sparen“ statt über neue Einnahmequellen nachzudenken.

Warum gab es bei den Lohnverhandlungen der Metaller heuer so rasch einen Abschluss? 

Christian Knill: Es gab schon seit längerem Sondierungsgespräche, um ein gemeinsames Bild zu haben. Auch die Gewerkschaft hat erkannt, dass wir uns heuer zurückhalten müssen und dass wir das, was wir in den letzten Jahren verloren haben, nicht noch weiter ausweiten dürfen. Und natürlich wollten wir diese ewigen Verhandlungen vermeiden, die wir vor zwei Jahren hatten. In acht Verhandlungsrunden öffentlich zu streiten, war für alle nicht zielführend. 

Ist das der Abschluss, den Sie sich gewünscht haben, oder war es ein Entgegenkommen von einer noch niedrigeren Vorstellung? 

Verhandlungen sind letztlich immer ein Kompromiss. Es gab viele Betriebe, die eine Nulllohnrunde bei den Ist-Löhnen wollten. Es gibt viele Unternehmen, die vor sehr schwierigen Herausforderungen stehen – nicht nur, weil der Markt schwierig ist, sondern auch kostenseitig. Diejenigen, die die Möglichkeit haben, ins Ausland zu gehen, schauen sich genau an, wo sie in Zukunft wettbewerbsfähiger handeln können. Für uns war wichtig, dass der nachhaltige Teil der Einigung so niedrig wie möglich ist und das ist uns glaube ich gut gelungen. 

Für uns war wichtig, dass der nachhaltige Teil der Einigung so niedrig wie möglich ist.

Christian Knill

1,4 Prozent ist gerade einmal die Hälfte der rollierenden Inflation – denken Sie, wird das richtungsweisend für die anderen Herbstlohnrunden sein?

Es sollte auf jeden Fall richtungsweisend für die Verhandlungen im öffentlichen Dienst sein. Das ist ja in unser aller Interesse, dass hier durch die Lohn-Preis-Spirale die Inflation nicht weiter angekurbelt wird. Bei anderen Bereichen will ich mich nicht einmischen – jede Branche hat ihre eigenen Herausforderungen. Ich glaube, eine generelle Zurückhaltung würde nicht schaden.  

Der Beamtenabschluss wird wahrscheinlich aufgeschnürt. Sind Sie froh, dass Sie schneller waren?

Vor zwei Jahren haben die Beamten vor uns abgeschlossen und damit die Latte recht hochgelegt. Es ist auf jeden Fall besser, dass wir diesmal schneller waren. 

Es ist ein Zweijahresabschluss und auch kommendes Jahr ist die Erhöhung mit 1,9 % recht zurückhaltend. Die Wirtschaftsprognosen für 2026 sind sehr unsicher. Könnte es sein, dass das dann erst recht wieder aufgeschnürt werden muss, wenn es z. B. deutlich besser läuft als erwartet?

Wir haben nicht vor, den Abschluss aufzuschnüren. Wir müssen die Situation in anderen Märkten längerfristig im Blick behalten. Wenn wir da weiter hinten nach sind, müssen wir uns weitere Jahre überlegen, sehr tief abzuschließen. 

Hohe Abschlüsse, wie es sie in den letzten Jahren gegeben hat, kann man also auch mittelfristig ausschließen?

Wir wollen weg von starren Formeln, die über die gesamte Branche gezogen werden, ohne zu schauen, wie es den Unternehmen geht. Die Inflation ist für uns nicht unmittelbar relevant. Für uns ist relevant, ob wir unsere Produkte verkaufen können und dafür ist wichtig, ob wir hohe Energiekosten oder hohe Personalkosten haben. Am Markt zählt der Preis. Wenn wir uns in diesem Punkt heraus katapultieren, was in den letzten Jahren gemacht wurde, müssen wir reagieren und mit diesen alten Ritualen aufhören. 

Für uns ist relevant, ob wir unsere Produkte verkaufen können und dafür ist wichtig, ob wir hohe Energiekosten oder hohe Personalkosten haben.

Christian Knill

Sie beklagen, dass die Lohnstückkosten nach wie vor im internationalen Vergleich zu hoch sind. Eine Möglichkeit wäre eine Lohnnebenkostensenkung. Der Finanzminister würde das sofort machen, wenn es eine Gegenfinanzierung gibt. Welche Gegenfinanzierung würden Sie bevorzugen?

Eine FLAF-Senkung (Familienlastenausgleichsfonds, Bestandteil der Lohnnebenkosten, Anm.) braucht keine Gegenfinanzierung, die könnte man einfach machen. Das Problem ist, dass gerade aus jedem Topf etwas herausgeholt wird, um Budgetlöcher zu schließen. Für den Familienlastenausgleichsfonds braucht man das Geld aber nicht, damit könnte man die Lohnnebenkosten sofort um ein paar Prozent senken. Ich bin gegen eine Gegenfinanzierung. Wir haben kein Einnahmenproblem, wir müssen halt endlich einmal anfangen, zu sparen. Sparen ist für jeden hart. Wir in der Wirtschaft müssen das tun und für die öffentliche Hand ist das anscheinend undenkbar.

Sie meinen, Sparen bedeutet nicht, neue Einnahmequellen zu finden?

Nein, für mich nicht. 

Die hohen Abschlüsse der vergangenen Jahre, die haben Sie mitbeschlossen. Bereuen Sie das nachträglich?

Vor zwei Jahren haben wir eine sehr hohe Inflation gehabt. Die Ausgangslage lag für uns bei 9,6 Prozent. Wir haben damals versucht, mit der Wettbewerbs- und Beschäftigungssicherungsklausel dafür zu sorgen, dass zumindest Betrieben geholfen ist, denen es wirklich nicht gut geht. Im Nachhinein haben uns die hohe Inflation aber auch der hohe Abschluss wahnsinnig wehgetan. Und ja, das haben wir mitverschuldet, wir haben ja ja gesagt. 

Im Nachhinein haben uns die hohe Inflation aber auch der hohe Abschluss wahnsinnig wehgetan.

Christian Knill

Diesmal gibt es keine solche Klausel.

Nein, das ist diesmal nicht dabei. Mit den nachhaltigen 1,4 Prozent und 1,9 Prozent ist es nicht notwendig, weitere Werkzeuge einzufügen. Die Einmalzahlung ist ohnehin eine Kaufkraftsicherungsprämie. Es ist ein Instrument, das abfedert, weil es auch niedrige Einkommen in vollem Umfang erhalten – prozentuell ist das mehr als bei hohen Einkommen.