Guten Morgen Österreich!
Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Stephan Frank und Gregor Plieschnig – wir melden uns aus Wien.
News – das müssen Sie heute wissen:
(Sondierungs-)gespräche. Heute treffen FPÖ und ÖVP zu Gesprächen auf Parteichef-Ebene aufeinander. FPÖ-Chef Kickl forderte gestern erneut einen dezidierten Regierungsauftrag des Bundespräsidenten und sieht im Wahlergebnis einen klaren Auftrag, eine Koalition aus Erst- und Zweitplatziertem zu bilden. Die ÖVP hingegen bekräftigte ihr Nein zu einer Koalition mit Kickl.
Auch in Vorarlberg gibt es heute erste Gesprächstermine zwischen Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) und den Spitzenkandidaten der anderen Parteien – vertiefende Gespräche soll es ab Donnerstag geben. Aufgrund der Vorarlberger Landtagswahl verliert die schwarz-grüne Bundesregierung überdies im Bundesrat ihre Mehrheit: Ein Mandat wandert von den Grünen zur FPÖ. Gesamt: 60 Mandate – ÖVP: 25, SPÖ 18, FPÖ 11, Grüne 5, NEOS 1. [Quelle: Statement Kickl, APA, Parlament]
Markt & Mächte: Bhutan – Mit Wasserkraft zum Bitcoin-Boom
mit Niko Jilch und Sara Grasel
Zwischen Brutto-Nationalglück, Wasserkraft mit Know-how aus Österreich und Bitcoin: Bhutan ist ein kleines buddhistisches Königreich, etwa so groß wie die Schweiz, und liegt hoch im Himalaya zwischen den bevölkerungsreichsten Ländern der Erde, Indien und China. Statt dem Bruttosozialprodukt setzt das Land auf das Brutto-Nationalglück – aber nicht nur: Die wichtigste Säule der Wirtschaft Bhutans ist Wasserkraft. Diese und weitere Aspekte rund um Bhutan behandelt Finanzexperte Niko Jilch in einer neuen Folge von „Markt & Mächte“.

Grafik (von Christoph Hofer): Seit dem Jahr 2010 nahm die Vermögensungleichheit in Österreich ab. Im internationalen Vergleich ist sie dennoch weiterhin recht hoch. Das liegt nicht zuletzt am geringen heimischen Wohneigentum. Länder mit einer höheren Wohneigentumsquote wie z.B. Italien verzeichnen eine deutlich gleichmäßigere Vermögensverteilung (Q2 2023: 0,701).

Export-Erholung. 2024 bleiben die internationalen Rahmenbedingungen für Österreichs Exportwirtschaft schwierig. Für 2025 wird angesichts einer wieder anspringenden Weltwirtschaft und rückläufiger Erdölpreise jedoch Erholung prognostiziert – Exporte könnten nächstes Jahr real um 2,3 Prozent wachsen (HJ1 2024: minus 5,5 Prozent). Abhängig ist das jedoch vor allem von den USA: Während der Markt dort ein robustes Wachstum verzeichnet, bleibt die globale Konjunktur insgesamt verhalten. [Quelle: WIFO / Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft (FIW)]
Gasversorgungs-Transformation. Die Umwandlung auf eine zukünftige Gasversorgung ohne fossiles Gas bräuchte mehr politische Unterstützung und klare Rahmenbedingungen für Investitionen, wie die Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) am Montag betonte. Um den Ausstieg aus importiertem Erdgas zu bewältigen, müsste man rasch Wasserstoff- und Biomethan-Produktionsanlagen errichten, eine Wasserstoff-Importstrategie entwickeln und umsetzen sowie den Aufbau des dafür notwendigen Leitungsnetzes vorantreiben. Würde Österreich aus fossilen Brennstoffen aussteigen, ohne die Infrastruktur für erneuerbare Gase auszubauen, dann drohe eine große Versorgungslücke für Energie. [Quelle: ÖVGW]
Gesundheitssystem. Die Ärztekammer fordert von der neuen Bundesregierung unter anderem ein Bekenntnis zu Investitionen statt Einsparungen im Gesundheitssystem. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, müsse das System verbessert werden, um das Personal auch zu halten. Darüber hinaus pocht die Ärztekammer auf mehr gesundheitliche Prävention und die Absicherung der Medikamentenversorgung. [Quelle: Ärztekammer]
Bargeldzahlungen. Österreich ist bei der bargeldlosen Zahlung im Vergleich immer noch weit hinten. Mit durchschnittlich 300 Zahlungen pro Person und Jahr ist man unter 16 untersuchten europäischen Ländern im untersten Drittel. Weniger Transaktionen gab es nur in Spanien (288), Malta (243) und Italien (194), die meisten in Norwegen (815), Luxemburg (753) und Irland (705). [Quelle: Boston Consulting Group]
Überalterung. Der demographische Wandel könnte bis 2040 vier Prozent des Wirtschaftswachstums des Euroraums vernichten, wie eine Studie von Morgan Stanley warnt. Der Rückgang der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter von 6,5 Prozent stellt die Region vor massive Herausforderungen, diese müsse durch bessere Kinderbetreuung und höhere Geburtenraten sowie gezielte Einwanderungspolitik abgefedert werden. [Quellen: Welt; Fortune]
Unternehmens-Aussichten. 60 Prozent der Unternehmen in Österreich wollen laut einer aktuellen Studie trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage ihren Mitarbeiterstand halten, 21 Prozent in den nächsten sechs Monaten sogar aufstocken. Der Arbeitskräftemangel betrifft rund 41 Prozent der Unternehmen. Zudem machen sich die Führungskräfte Sorgen über Cyberkriminalität (64 Prozent), die geopolitische Lage in Europa (52 Prozent) und die Inflation (41 Prozent). Als Wunsch an die nächste Regierung sprechen sich 79 Prozent der Befragten für eine Senkung der Einkommensteuer aus. [Quelle: Deloitte]
Nobelpreis. Warum Nationen scheitern: Das haben die mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichneten Forscher Daron Acemoglu, Simon Johnson und James Robinson erforscht. Ihre Forschung hat gezeigt, dass sich Demokratie, Vertragsfreiheit und Schutz des Privateigentums positiv auf Wohlstand auswirken und Wohlstand sich umgekehrt auf die positive Entwicklung von Institutionen auswirkt. [Quelle: Nobelpreis-Komitee]
Hurrikan-Schäden. Hurrikan „Milton“, der letzte Woche eine Spur der Verwüstung durch Florida gezogen hat, dürfte Versicherungen zwischen 30 und 60 Milliarden US-Dollar kosten. Der wirtschaftliche Schaden – versichert wie unversichert – wird auf ungefähr 100 Milliarden Dollar geschätzt. „Milton“ hat 17 Todesopfer gefordert, weit weniger als zuvor Hurrikan „Helene“ mit über 200 Opfern. Am Montag hatte ein Drittel der Tankstellen in Florida keinen Treibstoff mehr und 800.000 Menschen keinen Strom – die Lage bessert sich jedoch stündlich. [Quellen: Morningstar DBRS, Reuters, Posting auf X]
Chinesische Exporte unter Erwartungen. Im September konnte China nur 2,4 Prozent mehr exportieren als im Vorjahresmonat und hat damit die Erwartungen von bis zu 6,2 Prozent weit verfehlt. Als Gründe werden Extremwetterereignisse, Überlastungen im globalen Schiffsverkehr sowie Basiseffekte angegeben. Für das vierte Quartal 2024 geben sich die offiziellen Stellen laut der South China Morning Post weiterhin optimistisch. [Quelle: SCMP]
Selektive Agenda:
9:00 Uhr, Luxemburg: Energieministerin Gewessler beim EU-Rat Energie. Thema u.a. Draghi-Report und Beitrag des Energiesektors zur Wettbewerbsfähigkeit der EU
9:00 Uhr, Luxemburg: Europaministerin Edtstadler beim EU-Rat Allgemeine Angelegenheiten der Außen- und Europaminister
Ganztägig, Cernobbio, Italien: Treffen der G7-Minister für Technologie und Digitales
Ganztägig, China: Wirtschaftsminister Kocher auf mehrtägiger Reise in China und Südkorea mit WKÖ-Vizepräsident Wolfgang Hesoun und einer Wirtschaftsdelegation
Selektives Networking:
Jobwechsel und Karriereschritte: Mit Oktober ist Rudolf Felsner Handlungsbevollmächtigter bei FCP und unterstützt die Geschäftsführung mit Fokus auf Innovationen im Bahnwesen. Olivier Jankowitsch vom österreichisch-französischen Impfstoffunternehmen Valneva übernimmt die Rolle des Generalsekretärs im Präsidium des Österreichischen Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH).
Geburtstage: Wir gratulieren Heimo Scheuch zum Geburtstag.
Sehen & gesehen werden:
Heute, 13 Uhr, Wien: Das Institut für Höhere Studien (IHS) lädt zum Talk „Heat Stress and Labor Market Inequality“ mit Nico Pestel (Maastricht Univ.) ins IHS. [Info]
Heute, 14:00 Uhr (bis 16.10.), Stadtschlaining: Netzwerk Zukunftsraum Land, Umweltbundesamt, Österreichische Bodenkundliche Gesellschaft (ÖBG), Land Burgenland, Landwirtschaftskammer Burgenland laden zum Bodenforum Österreich: „Boden adé, Verlust tut weh! Bodenerosion in Österreich“ ins Burghotel Schlaining. [Info]
Heute, 18:00 Uhr, Graz: Benefiz zugunsten der VinziWerke-Ukrainehilfe: „Heimat geben, Heimat haben“ im Volkskundemuseum Graz u.a. mit Botschafter Khymynets, Bundesrat Buchmann, Vbgm. Schwentner. [invite only]
Heute, 18:00, Wien: US-Botschaft und Österreichisches Institut für Internationale Politik (oiip) laden ins Amerika Haus zur Diskussion „Transatlantic Perceptions of China and Russia: Convergence, Divergence, and Areas of Cooperation“ mit Sudha David-Wilp (Marshall Fund, Berlin), Carla Freeman (Institute of Peace, USA), Dina Smeltz (Chicago Council on Global Affairs). [Info]
Heute, 18:30 Uhr, Wien: ORF-Enterprise verleiht erstmals ORF-Awards für die Zusammenarbeit von Auftraggebern, Kreativ- und Mediaagenturen sowie Produktionsfirmen am ORF-Mediencampus u.a. mit ORF-Generaldirektor Roland Weißmann und ORF-Enterprise-CEO Oliver Böhm. [invite only]