Guten Morgen Österreich!
Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Stephan Frank, Sara Grasel, Gregor Plieschnig und Christoph Hofer – wir melden uns aus Wien.
News – das müssen Sie heute wissen:
Österreichische Wirtschaft könnte knapp an Rezession vorbeischrammen. Die Bank Austria erwartet trotz eines im März leicht verschlechterten Konjunkturindikators von -2,3 Punkten für 2025 keine Rezession (definiert durch zumindest zweimaligen BIP-Rückgang im Quartalsvergleich). Im Jahresvergleich wird sich dennoch ein Minus der Wirtschaftsleistung ergeben, erwartet werden -0,2 Prozent. Zu Beginn des Jahres habe es leichte Verbesserungen in Industrie, Bau und Einzelhandel gegeben. Niedrigere Zinsen und höhere Kaufkraft hätten die Konsumentenstimmung etwas gehoben, die US-Zölle diese aber wieder gedrückt. Die Prognose der Arbeitslosenquote für 2025 wurde von 7,3 auf 7,5 Prozent angehoben, der Abbau von Beschäftigten in der Industrie dürfte sich durch die Handelskonflikte beschleunigen. Die Inflation soll sich laut Bank-Austria-Prognosen wieder verlangsamen, erwartet werden 2,5 Prozent Jahresinflation sowie weitere Leitzins-Senkungen durch die Europäische Zentralbank. [Quelle: Bank Austria]
Kommentar: Trumponomics bald auch in Österreich?
von Alexander Purger

Schön langsam kommt die Welt zwar drauf, dass das ständige Drohen ein Teil von Trumps Deal-Making der Marke Hinterhof-Immobilienhai ist, und zwar ein Teil, den man nicht unbedingt ernst nehmen muss. Allzu oft wird die Masche also nicht mehr funktionieren. Aber bis dahin: Wie wäre es, wenn Österreich sich ein bissel etwas von den Trumponomics abschaut und ebenfalls zu drohen beginnt?
Werbeausgaben der Öffentlichen Hand mehr als verdoppelt. Bund, Länder, Kammern und weitere öffentliche Rechtsträger haben im Jahr 2024 insgesamt 417,9 Mio. Euro für Werbung ausgegeben, wie der neue Transparenzbericht der KommAustria zeigt. Das ergibt ein Plus von 225 Mio. Euro im Vergleich zum Jahr 2023. Mit knapp 40 Mio. Euro Gesamtausgaben stellen die Bundesländer die Gruppe mit den größten Werbeausgaben. Wobei Wien allein 23,9 Mio. Euro für Werbung ausgab. Die Ministerien der Bundesregierung kamen auf rund 34 Mio. Euro (hierbei ist das Klimaschutzministerium mit 9,1 Mio. Euro führend). Der deutliche Anstieg zum Vorjahr geht vor allem auf die Abschaffung der „Bagatellgrenze“ zurück. Werbeeinschaltungen müssen nun ab dem 1. Euro gemeldet werden – zuvor erst ab 5.000 Euro pro Medium und Quartal. [Quelle: KommAustria] – Grafik von Christoph Hofer

Universitätenkonferenz will US-Forscher anlocken. Die Universitätenkonferenz arbeitet gemeinsam mit Partnereinrichtungen und dem Wissenschaftsministerium daran, für internationale sowie US-Forscher Andockmöglichkeiten in Österreich zu schaffen. Es wird angedacht, Überbrückungshilfen und Kooperationen zu intensivieren, geplante Ausschreibungen vorzuziehen sowie auch Anstellungen ohne vorherige Ausschreibung zu ermöglichen, wozu aber eine UG-Novelle notwendig wäre. Konkrete Ergebnisse sollen im Mai vorliegen. [Quelle: Uniko | Interview: „Europa soll bei Finanzierung von US-Forschung einspringen“]
Baukosten um 3,3 Prozent höher. Im März 2025 lagen die Kosten für Wohnhaus- und Siedlungsbau um 3,3 Prozent höher als im März 2024. Gegenüber dem Vormonat Februar ergibt sich ein Anstieg von 0,2 Prozent. Der Indexwert des Wohnhaus- und Siedlungsbaus liegt im März bei 129,6, im Gesamtjahr 2024 lag er bei 127,3 Punkten. Der Index für Straßenbau erreichte im März 135,5 und jener für Brückenbau 130,0 Punkte. (Basis jeweils 2020 = 100). [Quelle: Statistik Austria]
Mehr Nachfrage nach Wohnbaukrediten. Im Jänner und im Februar 2025 betrug die Gesamtsumme der vergebenen Wohnbaukredite in Österreich jeweils 1,1 Mrd. Euro. Das liegt um mehr als die Hälfte über den Vorjahreswerten. In den kommenden Monaten dürfte die Nachfrage, bestärkt durch die niedrigeren Zinsen, weiter steigen. Im Gegensatz dazu sank die Kreditnachfrage der österreichischen Unternehmen im ersten Quartal 2025 abermals. Sie ist damit aufgrund der anhaltenden Rezession bereits seit zweieinhalb Jahren rückläufig. [Quelle: OeNB]
Wirtschaftsministerium will Onlinehandel verstärkt überwachen. Mit einem aktuellen Erlass soll die Kontrolle im Onlinehandel verstärkt und ein Schwerpunkt bei der Marktüberwachung gesetzt werden. Produkte wie etwa technische Geräte, Messgeräte, Maschinen oder persönliche Schutzausrüstung sollen laut BMWET vermehrt kontrolliert werden. Das Wirtschaftsministerium ortet „zunehmende Wettbewerbsverzerrung“ – durch die derzeitige Zollfreigrenze von 150 Euro können Produkte ohne Zoll-Abgaben in die EU importiert werden. Das BMWET erwartet Handelsumlenkungen durch die US-Zölle und dadurch bedingt noch stärkere Belastung heimischer Händler. Wirtschaftskammer, Wirtschaftsbund und Handelsverband begrüßen die verstärkte Marktüberwachung. Der Handelsverband fordert darüber hinaus die Einführung einer Bearbeitungsgebühr für jedes Drittstaatenpaket sowie die EU-weite Abschaffung der 150-Euro-Zollfreigrenze. [Quellen: BMWET, WKO, Wirtschaftsbund, Handelsverband]
Arlbergbahnstrecke für Wartungsarbeiten gesperrt. Von 23. Bis 29. April wird die Arlbergbahnstrecke zwischen dem Tiroler Ötztal und Bludenz für Wartungsarbeiten gesperrt. Der Nahverkehr wird mit Bussen ersetzt werden, Fernverkehrs- sowie Nachtzugverbindungen werden großräumig umgeleitet werden. Die großteils eingleisige und dichtbefahrene Arlbergstrecke müsse saniert und gewartet werden. [Quelle: ÖBB]
Strenge Kreditvergabe an Firmen im Euroraum. Die Banken im Euroraum haben im ersten Quartal 2025 ihre Vergabekriterien für Firmenkredite verschärft. Die volatile globale Lage und das schwache Wirtschaftswachstum in Europa würden die Kreditinstitute vorsichtiger machen. Gleichzeitig ging die Kreditnachfrage leicht zurück, so eine EZB-Umfrage unter Banken im Euroraum. [Quelle: EZB]
Industrieproduktion in der EU gestiegen. Im Februar 2025 ist die Industrieproduktion in der EU gegenüber Jänner um 1,0 Prozent und gegenüber Februar 2024 um 0,6 Prozent gestiegen. In Österreich ist die Industrieproduktion gegenüber Jänner um 0,3 Prozent gesunken, gegenüber Februar 2024 aber um 1,0 Prozent gestiegen. [Quelle: Eurostat]
Pläne zum Ausstieg aus russischem Gas. Die EU-Kommission will bis 2027 komplett aus russischem Gas aussteigen. Ein konkreter Plan soll am 6. Mai vorgestellt werden. Ursprünglich hätte diese „Roadmap“ bereits im März präsentiert werden sollen, der Termin wurde aufgrund der handelspolitischen Unsicherheiten durch die US-Zölle jedoch verschoben. Rund ein Fünftel des EU-Gasbedarfs wurde 2024 weiterhin durch Russland gedeckt. Medienberichten zufolge könnte sich die EU-Kommission auf „höhere Gewalt“ berufen, um vorzeitig aus den Verträgen aussteigen zu können. [Quellen: Reuters, Financial Times, Die Presse]
IEA senkt Ölnachfrage-Prognose deutlich. Nachdem die OPEC am Montag ihre Prognose der Ölnachfrage 2025 um 150.000 Barrel pro Tag nach unten revidiert hat, geht die Internationale Energieagentur (IEA) von einer noch niedrigeren Nachfragesteigerung aus. Die IEA erwartet für das aktuelle Jahr nur mehr ein Plus von 730.000 Barrel pro Tag – um 300.000 weniger als zuletzt prognostiziert. Im Unterschied zur OPEC rechnet die IEA auch nächstes Jahr mit einem niedrigeren Nachfrageanstieg von 690.000 Barrel pro Tag. Die IEA begründet die geringere Prognose mit den aktuellen Handelskonflikten und der unsichereren Situation rund um angekündigte und ausgesetzte US-Zölle. [Quelle: IEA]
Deutsche Wirtschaft wächst nur im Norden. In Deutschland ist die Wirtschaft im 4. Quartal 2024 in den drei großen Bundesländern im Norden gewachsen, während sie in südlicheren Bundesländern – allen voran Bayern – geschrumpft ist. „Die Industrie im Norden entkoppelt sich von der gesamtdeutschen Entwicklung, wobei der Aufschwung in der Rüstungsindustrie hier eine zentrale Rolle spielt. In Hessen läuft es vor allem recht gut für die Finanz- und Unternehmensdienstleister“, sagt ifo-Konjunkturexperte Robert Lehmann. Gewachsen sind Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Hessen und Hamburg. [Quelle: ifo-Institut]
Investoren blicken pessimistisch auf deutsche Wirtschaft. Die Konjunkturumfrage des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter 168 Investoren ergab im April für die deutsche Wirtschaft einen Einbruch der Konjunkturerwartungen. Der Ausblick auf die kommenden sechs Monate trübte sich um 65,6 Punkte auf –14,0 Zähler ein. Getrieben durch die US-Handelspolitik ist dies der stärkste Einbruch der Erwartungen seit Beginn des Ukrainekriegs. [Quelle: ZEW-Finanzmarkttest April, ZEW-Presseaussendung]
UK-Lohnwachstum nimmt zu. Die Löhne im Vereinigten Königreich erhöhten sich von Dezember bis Februar um 5,9 Prozent, um 0,1 Prozentpunkte mehr als in den drei Monaten davor. Damit dürfte laut Experten der Druck auf die Teuerung weiter stark bleiben. Am 8. Mai steht die nächste Leitzinsentscheidung der Bank of England an. [Quellen: ONS, Medienberichte]
Selektive Agenda:
9:00 Uhr, Wien: Statistik Austria veröffentlicht vorläufigen Verbraucherpreisindex März und endgültigen Verbraucherpreisindex Februar
9:00 Uhr, Warschau, Polen: Informelle Tagung der Minister für Gleichstellung mit Frauenministerin Holzleitner [Info]
11:00 Uhr, Luxemburg: Eurostat veröffentlicht Verbraucherpreise für die Eurozone (März)
15:00 Uhr, Genf: WTO veröffentlicht „Global Trade Outlook and Statistics“ April
Selektives Networking:
Jobwechsel und Karriereschritte: Hatef Madani wird Principal Scientist am AIT. Alessandro Dazza ist neuer Aufsichtsratsvorsitzender der AMAG. Anneli Fischer übernimmt die Position Head of Corporate Sales bei der neu gegründeten Quality Austria Consulting.
Geburtstage: Wir gratulieren Karl Blecha, Lukas Lichtner-Hoyer, Karlheinz Essl senior und Nina Tomaselli zum Geburtstag.
Sehen & gesehen werden:
19:00 Uhr, Wien: Buchpräsentation „Klimawandel gibt es (nicht). Klimalügen und Mythen aufgelöst“ von und mit Marcus Wadsak [Info]