Guten Morgen Österreich!
Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Sara Grasel und Stephan Frank – wir melden uns aus Wien.
News – das müssen Sie heute wissen:
Inflation Österreich. Die Jahresinflationsrate 2024 lag bei 2,9 Prozent (2023: 7,8 Prozent, 2022: 8,6 Prozent). Seit 2015 sind die Verbraucherpreise somit kumuliert um 34 Prozent gestiegen. Im Vorjahr wirkten vor allem Restaurants/Hotels (7 Prozent) und Waren/Dienstleistungen (5,3 Prozent) preistreibend, auch Preise für Versicherungen stiegen überdurchschnittlich (6,5 Prozent). Fallende Preise für Haushaltsenergie (z.B. Gas -16,8 Prozent, Fernwärme -12,1 Prozent) wirkten inflationsdämpfend. Damit ist auch bekannt, dass die Parteienförderung heuer um 2,9 Prozent steigt – sie wird immer um die Inflation angehoben. Aufgrund des Wahlergebnisses ergibt sich auch eine andere Verteilung – die FPÖ profitiert am meisten (+5,3 Mio. Euro) und die ÖVP hat die größten Einbußen (-3,6 Mio. Euro). [Quellen: Statistik Austria, APA via Medienberichte]
Kommentar: Wir müssen nicht nur 6,4 Mrd. Euro sparen!
von Sara Grasel

Die Genese der Reaktionen auf das heimische Budgetdefizit ist eigentlich eine interessante Sache. Im Wahlkampf war das Thema unpraktisch, eh klar. Dann waren alle total überrascht („Natürlich wussten wir, dass es ein Problem gibt, aber das Ausmaß war dann schon überraschend“), gefolgt von gegenseitigen Schuldzuweisungen von „Koste es was es wolle“-Vorwürfen bis hin zur Idee, dass ein Rechenfehler des Wifo schuld sein könnte. Dann zuversichtlicher Pragmatismus: „Na 6,4 Milliarden Euro werden sich schon finden lassen, das kann ja nicht so schwer sein“. Wagen wir eine vorsichtige Prognose für die nahe Zukunft.
Grafik (von Christoph Hofer): Der IWF prognostiziert, dass die einstigen „PIIGS“-Staaten der Eurokrise (Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien) 2024 ein besseres Primärbudget aufweisen werden als Deutschland (-1,26 Prozent) und Österreich (-2,2 Prozent). Den Mittelmeerländern kommen u.a. eine größere Immunität gegen mögliche US-Zölle sowie Milliardensubventionen aus dem EU-Programm NextGenerationEU zugute. Das neue Sorgenkind der Eurozone, Frankreich, soll 2024 ein Primärdefizit von -4,17 Prozent verbuchen. [Quelle: IWF, Financial Times]

Ökonomen rechnen mit schwacher Erholung. Die Bank-Austria-Ökonomen rechnen für heuer mit einem Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent in Österreich (2024: -0,5 Prozent; 2026: 1,3 Prozent). Der Arbeitsmarkt soll sich erst ab 2026 erholen. Die EZB dürfte den Einlagensatz bis Ende 2025 auf 1,75 Prozent senken. Im Dezember hatte sich der Konjunkturindikator der Bank Austria auf -3,3 Zähler eingetrübt – der tiefste Wert des Jahres. Grund war vor allem die Schwäche europäischer Absatzmärkte. [Quelle: Bank Austria]
Metaller-Lohnerhöhung geringer. 41.896 Metaller in 106 Betrieben sind von einer im Herbst vereinbarten geringeren Erhöhung ihrer Löhne und Gehälter betroffen. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation wurde bei den KV-Verhandlungen eine Klausel vereinbart, die es Betrieben fallweise ermöglicht, die vereinbarte Erhöhung von 4,8 Prozent um bis zu 1,5 Prozentpunkte zu reduzieren. „Ein Tropfen auf den heißen Stein“, so die Metalltechnische Industrie. In Österreich seien die Tariflöhne seit 2020 um 22,5 Prozent gestiegen, in Deutschland hingegen nur um 9,6 Prozent. Die Gewerkschaft reagierte mit Unverständnis, man solle sich nicht an Arbeitnehmern „abputzen“. Die Metalltechnische Industrie rechnet für 2024 im Jahresabstand mit einem Produktionsrückgang von 9 bis 10 Prozent (-18 Prozent im Vergleich zu 2022). Für 2025 erwartet die Branche einen weiteren Rückgang. [Quellen: Metalltechnische Industrie, GPA]
Österreich- statt Klima-Ticket. Das Klimaticket dürfte laut Informationen der „Krone“ bleiben, aber möglicherweise in Österreich-Ticket umbenannt und teurer werden. Das Klimaministerium gibt die Kosten (abzüglich der Einnahmen) laut Bericht mit 335 Mio. Euro an. Dem ORF erklärte Verkehrspolitik-Experte Sebastian Kummer, dass das Klimaticket eine vergleichsweise teure Klimamaßnahme sei – es koste 2.462 Euro pro Tonne CO2-Einsparung. Der Preis sei zu niedrig und eine Reform des Tickets notwendig. [Quellen: Krone, ORFIII, Die Presse]
Regierungsverhandlungen. Heute Vormittag stellen FPÖ und ÖVP Details zu Budgetmaßnahmen vor. Ab Montag soll in 13 Untergruppen ein Regierungsprogramm verhandelt werden – bis dahin sind weitere Treffen der Steuerungsgruppen geplant. [Quelle: Selektiv-Informationen | Grafik: Die Verhandler]
Verluste im Handel. Laut einer Umfrage des Handelsverbandes vom Dezember haben 38 Prozent der österreichischen Händler 2024 einen Gewinn erwirtschaftet, 41 Prozent einen Verlust, 21 Prozent ein ausgeglichenes Ergebnis. Laut KSV1870 sind die Insolvenzen im Handel vergangenes Jahr um 16 Prozent auf 1.146 angestiegen. Laut Wifo stieg der Jahresumsatz heimischer Einzelhändler real um 0,7 Prozent auf 77,2 Mrd. Euro. Der Handelsverband forderte gestern u.a. Entbürokratisierung, eine Arbeitsmarktreform und eine praxisnahe Umsetzung des Green Deals der EU. [Quellen: Handelsverband, KSV1870, Wifo]
Bauwirtschaft in NÖ. Die Stimmung in der niederösterreichischen Bauwirtschaft hat sich im vierten Quartal 2024 leicht gebessert. Das entsprechende Radar des Economica-Instituts im Auftrag der Wirtschaftskammer Niederösterreich zeigt -18,9 Prozent beim entsprechenden Stimmungsindikator CCI – der Jahrestiefstwert waren 35,7 Prozent im Juli. Im September und Oktober konnten im Jahresvergleich Zuwächse bei den Aufträgen verzeichnet werden. Der Baupreisindex stabilisierte sich im vierten Quartal auf hohem Niveau. Im Baukosten-Index zog die Lohnkomponente im Vergleich zum ersten Quartal um 5,3 Prozent an. [Quelle: Aussendung | Service: Bauwirtschaftsradar]
Industrieproduktion. Die Industrie in der Eurozone hat ihre Produktion im November um 0,2 Prozent steigern können (Österreich: -0,4 Prozent). Bereits im Oktober war die Produktion um 0,2 Prozent gestiegen. Im September gab es noch ein Minus. Im Jahresabstand ist die Produktion im November allerdings um 1,9 Prozent gesunken – am stärksten in Kroatien (-6.6 Prozent), Irland (-5.6 Prozent) und Österreich (-5.0 Prozent). [Quelle: Eurostat]
Deutsche Rezession. In Deutschland ist das BIP 2024 um 0,2 Prozent zurückgegangen. Es war bereits das zweite Rezessionsjahr, nach 0,3 Prozent Minus im Jahr 2023. In der Industrie gab es 2024 mit -3 Prozent einen deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung. Die deutschen Exporte sanken, obwohl der Welthandel im Jahr 2024 insgesamt zunahm. Dämpfend wirkte auch die Konsumzurückhaltung der privaten Haushalte trotz steigender Einkommen. Mit einem Defizit von im Jahresvergleich unveränderten 2,6 Prozent des BIP bleibt Deutschland unter der Maastricht-Grenze von 3 Prozent. [Quelle: Statistisches Bundesamt]
Inflation Argentinien. Im ersten Amtsjahr von Javier Milei ist die jährliche Inflationsrate von über 200 Prozent auf 117,8 Prozent gefallen – im Dezember wurde sogar nur mehr eine Inflationsrate von 2,7 Prozent gemessen. Laut Prognosen des IWF dürfte Argentinien die schwere Rezession bald hinter sich lassen und das BIP könnte nach einem erwarteten Minus von 3,5 Prozent im Jahr 2024 heuer um 5 Prozent steigen. [Quellen: INDEC, IWF | Video: Brauchen wir mehr Musk und Milei?]
Ölbedarf. Die Internationale Energieagentur rechnet heuer mit einem Anstieg der globalen Rohöl-Nachfrage um durchschnittlich 1,05 Mio. Barrel pro Tag. Das ist zwar mehr als der Anstieg 2024 (+0,94 Mio. Barrel pro Tag), aber die Prognose fiel mit 1,08 Mio. Barrel pro Tag für 2025 zunächst höher aus. Die Senkung argumentiert die IEA mit einer Zunahme von E-Autos und einer Effizienzsteigerung bei Verbrennern. [Quelle: IEA]
Selektive Agenda:
Heute, Athen: EU-Migrationskommissar Brunner in Griechenland, u.a. Treffen mit griechischem Premierminister Mitsotakis
10:30 Uhr, Wien: FPÖ-Finanzsprecher Fuchs und ÖVP-Klubobmann Wöginger präsentieren Details zur Budgetkonsolidierung
Selektives Networking:
Jobwechsel und Karriereschritte: Timea Zawodsky wird Sprecherin im Kommunikationsteam der Präsidentschaftskanzlei, nachdem Karin Fischer-Landgraf mit Jahresbeginn ins Büro von Nationalbank-Vizegouverneurin Edeltraut Stiftinger gewechselt ist. Hartmut Hasenhüttl startet als neuer Geschäftsführer des Fachverbands Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Regina Rieder ist neue Vorstandsvorsitzende von „arbeit plus Wien“. Für das Wien Museum sind der künstlerisch-wissenschaftliche Direktor Matti Bunzl und Finanzdirektorin Christina Schwarz von der Wiener Landesregierung wiederbestellt worden.
Geburtstage: Wir gratulieren Reinhard Eugen Bösch und Thaddaeus Ropac zum Geburtstag!
Sehen & gesehen werden:
Spotted. Am Dienstag fand in der Aula der Alten Universität in Graz der Neujahrsempfang der Deutschen Handelskammer in Österreich statt. Gesehen wurden neben den Gastgebern Christian Jauk und Joachim Schönbeck u.a.: Barbara Eibinger-Mied, Vito Cecere, Martin Bartenstein, Wolfgang Leitner, Josef Herk, Kurt Maier, Nina Zechner uvm.
18:00 Uhr, Wien: Boehringer Ingelheim lädt zum Jahresempfang 2025 [invite only]
18:30 Uhr, Wien: Trend lädt zum „Trend CEO Dinner“ im VGN Tower [invite only]
19:00 Uhr, Wien: Buchpräsentation und Lesung „Dem Krebs auf der Spur“ mit den Autoren Christoph Zielinski und Herbert Lackner [Infos]