Guten Morgen Österreich!
Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Stephan Frank, Gregor Plieschnig und Sara Grasel – wir melden uns aus Wien.
News – das müssen Sie heute wissen:
Metallindustrie verzeichnete 2024 Milliarden-Minus. Nach einem Produktionsrückgang von -8,0 % im Jahr 2023 gab es in der metalltechnischen Industrie auch im Vorjahr ein Minus von -7,8 % – das entspricht einem Wert von 3,2 Mrd. Euro. Die Exporte gingen um -7,3 % zurück, die Zahl der Beschäftigten um -2,7 %. Auch heuer erwartet die Branche erneut einen Produktionsrückgang von -3,6 %. Der Fachverband spricht von einer „prekären Situation“ und fordert eine „Senkung der Lohnnebenkosten noch heuer, eine preisstabile Energieversorgung, Entbürokratisierung auf allen Ebenen und eine offensive Handelspolitik“. [Quelle: Fachverband Metalltechnische Industrie]
Kommentar: Warum die Strompreiskompensation für die Industrie auch dem Klima hilft
von Christian Tesch

Die Strompreiskompensation ist gerade angesichts der hohen Energiekosten ein wichtiges Instrument zum Schutz der Industrie in Europa. Genau so begründet – und empfiehlt – die EU auch dieses Instrument. Die Mehrheit der EU-Staaten nützt, verlängert, erweitertet daher die Strompreiskompensation. Und was tat bzw. tut Österreich? Die Strompreiskompensation gab es gerade mal für ein Jahr – nämlich 2022.
Grafik (von Christoph Hofer): Die Industrieproduktion wächst in China seit Jahren stark, während sie in vielen westlichen Ländern stagniert. Von Jänner 2019 bis Dezember 2024 stieg die chinesische Industrieproduktion um 37,2 %. Im gleichen Zeitraum schrumpfte die Produktion der USA um -1,8 %. Jene der vier größten EU-Länder (Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien – „EU-4“) ging um -7,9 % zurück. Die europäische Industrie steht unter zunehmendem Wettbewerbsdruck. Während Energie- und Arbeitskosten in Europa zuletzt stark anstiegen, konnte China durch gezielte staatliche Industriepolitik in Schlüsselbereichen wie Batterien und Photovoltaik die globale Technologieführerschaft erlangen. [Quellen: IWF, WKO]

Konjunktur dürfte nach gutem Jahresstart wieder bremsen. Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator sank im April auf –2,9 Punkte, nachdem er zu Jahresbeginn leicht aufgehellt hatte. Eingetrübt hat sich die Stimmung vor allem im Dienstleistungsbereich. Im ersten Quartal dürfte die Wirtschaft gewachsen sein – für 2025 rechnen die Bank-Austria-Ökonomen dennoch mit einem erneuten BIP-Rückgang um –0,2 %, 2026 gehen sie von einem Wachstum von 1,1 % aus. [Quelle: UniCredit Bank Austria]
Sparplan des Innenministeriums. Das Innenministerium will 2025 und 2026 insgesamt 200 Mio. Euro sparen – davon 90 Mio. Euro noch heuer. Im Asyl- und Migrationsbereich gäbe es im Vergleich zu 2024 ein Einsparpotenzial von fast 100 Mio. Euro durch den Rückgang der Asylanträge und den Stopp des Familiennachzugs. In der Verwaltung soll nur noch jede 3. Stelle nachbesetzt werden. Investieren will man in Polizeipräsenz und Terrorismusabwehr. Am Freitag gibt das Wirtschaftsministerium seine Sparpläne bekannt – in der ZIB2 sprach Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer von einem Sparvolumen von 280 Mio. Euro. [Quellen: BMI, Hattmannsdorfer in der ZIB2]
Baukosten höher als vor einem Jahr. Im April sind die Baukosten in Österreich im Jahresabstand gestiegen und im Vergleich zum Vormonat stabil geblieben. Im Wohnhaus- und Siedlungsbau waren die Kosten um 3,3 % höher als vor einem Jahr, im Straßenbau um 0,4 %, im Brückenbau und im Siedlungswasserbau jeweils um 2,3 %. [Quelle: Statistik Austria]
Bankeinlagen der Haushalte stark gestiegen. Die Bankeinlagen privater Haushalte stiegen 2024 um 19 Mrd. Euro – in den beiden Jahren davor stiegen die Einlagen um jeweils 4 Mrd. Euro. 10 Mrd. Euro wurden in Einlagen mit Bindung veranlagt, das gewichtete durchschnittliche Zinsniveau dafür ging von 3,55 % (2023) auf 2,59 % zurück. Ende 2024 lagen die Einlagen bei insgesamt 322 Mrd. Euro. Der Kreditbestand der Haushalte sank um 0,6 % auf 185,6 Mrd. Euro. In der zweiten Jahreshälfte war bei der Kreditvergabe bei privaten Haushalten wieder eine Trendwende erkennbar, während das Kreditgeschäft mit dem Unternehmenssektor stagnierte. [Quelle: OeNB]
„Krisenmechanismus für Energiepreise wird kommen“
Interview mit Michaela Schmidt
KV-Papierindustrie: Gewerkschaft droht mit Streiks. In der Papierindustrie stocken die Kollektivvertrags-Verhandlungen. Die Gewerkschaft hat deshalb vor der 4. Verhandlungsrunde am 19. Mai eine Streikfreigabe erteilt – sollte es keine Einigung geben „sind weitere Kampfmaßnahmen nicht mehr ausgeschlossen“, so die GPA. Die Arbeitgeber wollen für die rund 8.000 Beschäftigten einen Abschluss unter der Inflation, ursprünglich forderten sie eine Nulllohnrunde. Die für die Verhandlungen relevante Inflationsrate liegt bei 2,65 Prozent. [Quellen: ÖGB, GPA]
Wasserstoffwerk im Burgenland verzögert sich. Im burgenländischen Zurndorf sollte 2026 eine Wasserstoffproduktion starten, doch der Bau des entsprechenden Werks dürfte sich nun verzögern – wie lange, ist noch offen. Derzeit fehlt es an der gesetzlichen Grundlage – dem angekündigten Wasserstoffgesetz. Gleichzeitig äußert eine Bürgerinitiative Naturschutz-Bedenken. [Quelle: ORF Burgenland]
Hattmannsdorfer für Mercosur-Abkommen. Die EU-Handelsminister haben gestern weitere Schritte in dem Handelsstreit mit den USA beraten. Bei dem Rat wurden auch Handelsabkommen diskutiert – Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer hat sich für das Mercosur-Handelsabkommen ausgesprochen, die Abstimmung darüber wird im Sommer erwartet. „Mir ist wichtig, dass wir die Chancen in Südamerika nutzen“, sagte Hattmannsdorfer in der ZIB2. Er nehme die Sorgen der Bauern ernst, will aber nun auf den fertigen Vertragstext warten, um sich ein Bild zu machen. In Österreich gibt es einen aufrechten Nationalrats-Beschluss, sich gegen das Abkommen zu stellen. Hattmannsdorfers Vorschlag, den Europäischen Wirtschaftsraum um Länder außerhalb Europas zu erweitern, traf bei anderen Mitgliedsländern auf unterschiedliche Reaktionen. Schweden sprach sich dafür aus, Deutschland und Frankreich zeigten sich skeptisch. [Quellen: Medienberichte, Hattmannsdorfer in der ZIB2]
Industrieproduktion in der EU steigt weiter, Rückgang in Österreich. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Industrieproduktion im März in der EU um 2,7 % und im Euroraum um 3,6 % gestiegen. Österreich verzeichnet ein Plus von 0,4 %. Gegenüber Februar ergibt sich ein Anstieg von 1,9 % in der EU und 2,6 % im Euroraum – in Österreich jedoch ein Rückgang von -0,3 %. [Quelle: Eurostat]
EU-BIP im 1. Quartal um 1,4 % gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist das BIP im 1. Quartal 2025 in der EU um 1,4 % und im Euroraum um 1,2 % gestiegen. Gegenüber dem Vorquartal ergibt sich jeweils ein Anstieg um 0,3 %. Das österreichische BIP ist im Vergleich zum Vorjahresquartal um -0,7 % gesunken, gegenüber dem Vorquartal ergibt sich ein leichtes Plus von 0,2 %. [Quelle: Eurostat]
Schweizer Wirtschaft wächst. Gemäß Schnellschätzung ist das Schweizer BIP im 1. Quartal um 0,7 % gewachsen – laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft ist das „überdurchschnittlich“. Zum Wachstum haben insbesondere der Dienstleistungssektor aber auch die Industrie beigetragen. [Quelle: Seco]
Britische Wirtschaft wächst. Das Vereinigte Königreich verzeichnet im 1. Quartal ein Wirtschaftswachstum von 0,7 %. Die Industrie wuchs um 1,1 %, Dienstleistungen um 0,7 %, die Bauwirtschaft stagnierte. [Quelle: ONS]
Selektive Agenda:
Heute, Tirana, Albanien: Gipfeltreffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft mit u. a. Bundeskanzler Stocker
Heute, Skopje, Nordmazedonien: Außenministerin Meinl-Reisinger trifft nordmazedonischen Parlamentspräsident Gashi, Staatspräsidentin Siljanovska-Davkova und Außenminister Mucunski
9:30 Uhr, Wien: EU-Budgetkommissar Serafin trifft Nationalratsabgeordnete im Parlament
11:00 Uhr, Brüssel: EU-Kommission präsentiert Konjunkturprognose Frühjahr
11:00 Uhr, Luxemburg: Bekanntgabe der EU-Handelsbilanz im März
Selektives Networking:
Jobwechsel und Karriereschritte: Thomas Kicker wird mit August Chef der Österreich-Tochter der Deutschen Telekom – er übernimmt von Interimschefin Dominique Leroy. Ab 1. September wird Jiří Dvorjančanský neuer CEO und Vorstandsvorsitzender von A1 Österreich. Ab 1. Juli 2025 übernimmt Karl Hawliczek die Leitung der Wiener Stadtgärten (MA 42). Philipp Rath wird Präsident der Kammer der Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen (KSW). Der Hauptausschuss des Nationalrats schlägt Bernhard Achitz (SPÖ), Christoph Luisser (FPÖ) und Gaby Schwarz (ÖVP) als Volksanwälte vor.
Geburtstage: Wir gratulieren Robert Kratky, Walter Schiejok und Mercedes Echerer zum Geburtstag. Am Wochenende haben Christoph Grissemann, Wladimir Aichelburg, Michaela Sburny (alle Samstag), Renée Schroeder und Elisabeth Auer (beide Sonntag) Geburtstag.
Sehen & gesehen werden:
Spotted. Am Mittwoch lud Thomas Prantner zum C3 Business Talk in den Trompetensaal der Österreichischen Post. Gesehen wurden u. a. Georg Knill, Michael Höllerer, Walter Oblin, Thomas Arnoldner, Wolfgang Layr, Peter Westenthaler, Marlena Mayer, Christian Pesau, Marlene Auer, Eva Weissenberger, Ammar Javed uvm.
9:00 Uhr, Wien: Das Umweltbundesamt lädt zur „Green Finance Konferenz: Wissenschaft und Praxis für grüne Finanzen“ u. a. mit Edeltraud Stiftinger, Birgit Niessner in die OeNB (2. Tag). [Info]
10:30 Uhr, Innsbruck: Eröffnung des Journalismusfests Innsbruck im Treibhaus u. a. mit Anton Mattle, Arno Kompatscher, Johannes Anzengruber [Info]
11:00 Uhr, Wien: Feierliche Sitzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit Festvortrag des österreichisch‐schweizerischen Wirtschaftswissenschafters und Spezialisten für ökonomische Verhaltensforschung Ernst Fehr u. a. mit Alexander Van der Bellen [invite only]
21:20 Uhr, Wien: Eröffnung der Wiener Festwochen am Rathausplatz [Info]