Guten Morgen Österreich!
Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Sara Grasel und Gregor Plieschnig – wir melden uns aus Wien.
News – das müssen Sie heute wissen:
Wachstumsprognose für Österreich gesenkt. Die Ökonomen der UniCredit Bank Austria rechnen für heuer in Österreich nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent. Zuvor waren sie noch von 0,9 Prozent ausgegangen. Der Konjunkturindikator der Bank ist zwar leicht angestiegen, bleibt aber mit -2,6 Punkten im negativen Bereich und auf ähnlicher Höhe wie im Durchschnitt der beiden Rezessionsjahre 2023 und 2024. Die Ökonomen rechnen heuer mit 2,5 Prozent mit einer stärkeren Inflation als bisher angenommen. Zu Jahresbeginn ist die Inflation in Österreich auf 3,3 Prozent angestiegen – stärker als im Euroraum. [Quelle: UniCredit Bank Austria]
Kommentar: Die ÖVP, der mittlere Puzzleteil
von Alexander Purger

Herbert Kickl legte nach dem Scheitern seiner Gespräche mit der ÖVP lieber den Regierungsbildungsauftrag zurück, als die Telefonnummer von Andreas Babler zu wählen. Was man zwar irgendwie verstehen kann, doch andererseits ist durch die rot-blaue Eiszeit die ÖVP als Regierungspartei pragmatisiert und zementiert.
Grafik (von Christoph Hofer): Knapp drei Jahre nach Beginn des Ukraine-Krieges ist eine deutliche militärische Aufrüstung europäischer Nato-Staaten festzustellen. Vor allem Länder in Nord- und Osteuropa erhöhten ihre Militärbudgets stark. Mit Ausgaben von rund 3,8 Prozent des BIP (2023) ist Polen mittlerweile Nato-Spitzenreiter. Erreichten 2022 nur sechs Nato-Staaten (exkl. USA) die Zwei-Prozent-Zielmarke, sollen es nach Schätzung der Nato 2024 bereits 22 gewesen sein. Österreich plante zuletzt die Erhöhung seines Verteidigungsbudgets auf 1,5 Prozent des BIP bis 2028. [Quellen: Sipri, Nato, Neos Lab, Landesverteidigungsbericht 2023]

S&P senkt Ausblick für Österreich. Die Ratingagentur S&P hat das Rating von AA+/A-1+ für Österreich bestätigt, aber den Ausblick gesenkt. Aufgrund des geringen Wachstums und des hohen Budgetdefizits wurde der Ausblick von „positiv“ auf „stabil“ gesenkt. [Quelle: S&P]
Regierungsbildung – Update. Am Wochenende soll es weitere Gespräche zwischen ÖVP und SPÖ gegeben haben. Im Vorfeld sprach der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) davon, dass eine Bankenabgabe denkbar sei, wenn die SPÖ die Grundlagen der Budgetsanierung akzeptiere. Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sagte, dass er das Verhandlungsteam der SPÖ als Kollegialorgan sehe, in dem sich neben Andreas Babler auch Doris Bures stark einbringen werde. [Quellen: Wallner in den VN, Ludwig in der Presse]
ÖGK-Defizit. Das Bilanzdefizit der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) ist heuer größer als bisher gedacht. Statt rund 800 Mio. Euro dürften die Abgänge heuer 906 Mio. Euro betragen. Dadurch ergibt sich ein Defizit von 4,29 Prozent bei einem Gesamtbudget von 21 Mrd. Euro. Der neue ÖGK-Obmann Peter McDonald will in der Verwaltung sparen, aber auch mehr Geld vom Bund erhalten. [Quelle: ÖGK]
Kritik an Förderungen für Forstwirte. Der Rechnungshof kritisiert den 2020 ins Leben gerufenen Waldfonds, der nach einer Erhöhung ein Volumen von insgesamt 450 Mio. Euro an Förderungen für Forstwirte umfasste. Eine Überförderung aufgrund mangelnder Bedarfsanalyse, Kontrollverfahren, Transparenz und Förderberechnung könne nicht ausgeschlossen werden. Die Interessenvereinigung Land&Forst Betriebe Österreich betonte die Bedeutung des Fonds für die Vorbereitung der Wälder auf die Folgen der Klimakrise. [Quellen: Rechnungshof, Land&Forst Betriebe]
Gaspreis wieder gesunken. Der europäische Gaspreis ist zum Wochenschluss weiter gefallen und lag zeitweise sogar unter 50 Euro pro Megawattstunde – der tiefste Stand seit Jahresbeginn. Zu Wochenbeginn lag der Preis bei 58 Euro pro MWh und damit auf einem Zwei-Jahreshoch. Zunächst preistreibend dürften laut AGGM verstärkte Exporte aus Polen, Slowakei und Ungarn in die Ukraine gewirkt haben. Dämpfend wirkten lSpekulationen auf ein Ende des Kriegs in der Ukraine aber auch mögliche Ausnahmeregelungen für Gasreserven in Ländern wie Deutschland. Für Österreich gibt es bereits eine Ausnahme aufgrund der hohen Speicherkapazitäten. [Quellen: TTF, Bloomberg, AGGM, Ausnahme Österreich | Grafik: Gas-Großhandelspreis legt wieder zu]
BIP-Wachstum im Euroraum. Im 4. Quartal ist die Wirtschaft in der Eurozone um 0,1 Prozent gewachsen – zuvor war von einer Stagnation ausgegangen worden. Für das Gesamtjahr 2024 ergibt sich ein BIP-Wachstum von 0,7 Prozent für den Euroraum. [Quelle: Eurostat]
Sicherheitskonferenz und Ukraine-Gipfel. Am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einen Deal abgelehnt, demzufolge US-Unterstützung im Verteidigungskrieg gegen Russland an die Lieferung an Rohstoffe geknüpft werden sollte. Rohstofflieferungen seien nur gegen Sicherheitsgarantien möglich. Weil die USA durchklingen ließen, dass Europa nicht notwendigerweise in den Prozess der Friedensverhandlungen mit Russland und der Ukraine eingebunden werden, findet am Montag in Frankreich ein eilig einberufener Ukraine-Gipfel statt. Mit dabei sind Deutschland, Großbritannien, Italien, Polen, Spanien, die Niederlande und Dänemark. Am Freitag sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, dass sie eine Sonderklausel zu den Schuldenregeln für höhere Verteidigungsausgaben aktivieren will. [Quellen: Medienberichte, FT, Rede von der Leyen]
Sicherheit und wirtschaftliche Macht. Das „Europa Panel“ der Münchner Sicherheitskonferenz – u.a. Othmar Karas, Antonella Mei-Pochtler, José Manuel Barroso, Andreas Treichl – hat eine Deklaration veröffentlicht, in der auf die Notwendigkeit einer europäischen Verteidigungsunion hingewiesen wird, deren Grundlage wirtschaftliche Macht im Sinne von Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum sein müsse. Am Forum Alpbach soll es heuer einen eigenen sicherheitspolitischen Dialog geben. [Quelle: Münchner Erklärung 2025]
Trump droht mit höheren Zöllen ab 2. April. Am Freitag hat Donald Trump Medienberichten zufolge ein mögliches Datum für höhere Zölle auf Auto-Importe aus der EU genannt: 2. April. Die Zölle der USA liegen derzeit bei 2,5 Prozent, während die EU auf Auto-Importe aus den USA 10 Prozent Zoll verlangt. Die Zölle sollen am Dienstag auch Thema beim Treffen der EU-Wirtschafts- und Finanzminister in Brüssel sein. Finanzminister Gunter Mayr nimmt daran teil, er reist bereits heute an. [Quelle: Medienberichte]
Weltweiter Strombedarf steigt stark. Durch die steigende Industrieproduktion, den zunehmenden Einsatz von Klimaanlagen und die beschleunigte Elektrifizierung soll der weltweite Strombedarf in den kommenden Jahren stark steigen. Die Internationale Energieagentur prognostiziert für 2025 bis 2027 ein jährliches Wachstum von rund 4 Prozent bzw. 3.500 Terawattstunden. Die größten Treiber der Nachfrage sind Indien und China. Der globale Anstieg wird fast ausschließlich durch Erneuerbare und Atomkraft gedeckt. [Quelle: IEA]
Selektive Agenda:
8:00 Uhr, Warschau: Informeller EU-Rat der Außen- und Europaminister (Allgemeine Angelegenheiten)
15:00 Uhr, Brüssel: Treffen der Finanzminister der Eurogruppe u.a. mit EZB-Präsidentin Lagarde, Themen u.a. Competitiveness Compass
Paris: Ukraine-Gipfel mit Deutschland, Großbritannien, Italien, Polen, Spanien, Niederlande, Dänemark sowie EU-Ratspräsident Costa, EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen und Nato-Generalsekretär Rutte
Selektives Networking:
Jobwechsel und Karriereschritte: Der ehemalige steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) wird neben seiner Rolle als Zweiter steirischer Landtagspräsident für die Industriellenvereinigung die Beziehungen zu den USA stärken und dort Kontakte aufbauen. [Quelle: Krone, IV auf Anfrage]
Geburtstage: Wir gratulieren Ingrid Schubert und Fritz Amann zum Geburtstag.
Sehen & gesehen werden:
17:00 Uhr, Wien: WU Wien, EcoAustria und Universität Warschau laden zu Keynote und Diskussion über europäische Wettbewerbsfähigkeit mit Zenon Kosiniak-Kamysz, Veronika Grimm, Monika Köppl-Turyna, Kamil Zajaczkowski und Andreas Treichl an die WU Wien. [Info]
18:30 Uhr, Wien: Diplomatische Akademie und Rotary Club Wien laden zur Diskussion „Wer hat die Unordnung in die Welt gebracht? – Die Unordnung der neuen Großmächte“ in die Diplomatische Akademie mit Gabriel Felbermayr, Walter Feichtinger und Emil Brix. [Info & Livestream]
19:00 Uhr, Wien: Buchpräsentation „Die Codes der Extremisten – Wie Links- und Rechtsextreme, Autokraten und Islamisten die Demokratie unterwandern“ von Gerald Fleischmann im Thalia Mariahilferstraße.