Guten Morgen Österreich!
Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Stephan Frank, Sara Grasel und Gregor Plieschnig – wir melden uns aus Wien.
News – das müssen Sie heute wissen:
Regierung bespricht Standortpolitik auf Klausur. Die Bundesregierung trifft sich heute für eine Arbeitsklausur im Bundeskanzleramt, die Beschlüsse im Ministerrat am Mittwoch liefern soll. Auf der Agenda von ÖVP, SPÖ und Neos stehen auch Standortpolitik, Wirtschaftswachstum und Arbeitsmarkt – es soll erste Details zur Industrie-Strategie geben. Unterstützt wird die Regierung bei der Klausur von IHS-Chef Holger Bonin und Wifo-Chef Gabriel Felbermayr. Felbermayr hat davor auf Ö1 gewarnt, dass durch die nachhaltig schwache Wirtschaft über die nächsten fünf Jahre ein Konsolidierungsbedarf von rund 25 Mrd. Euro bestehe – gleichzeitig müsse aber auch die Konjunktur angeschoben werden. [Quellen: Bundeskanzleramt, Medienberichte, Felbermayr im Ö1-Interview]
Kommentar: In Österreich wächst vor allem der Staat
von Sara Grasel

Der Staat ist als Arbeitgeber offenbar attraktiver, als man meinen möchte. Immer wieder überraschen Umfragen mit dem Ergebnis, dass Studenten mit ihrem Abschluss im öffentlichen Dienst anheuern wollen. Gratuliere! Sie haben sich für eine Zukunftsbranche entschieden. Da gibt es nur ein Problem.
Grafik (von Stephan Frank): In den letzten 2 Jahren sind im produzierenden Bereich 56.600 Jobs verloren gegangen, während die Zahl der Erwerbstätigen im öffentlichen und sozialen Bereich um 70.000 angestiegen ist. Vor dem Jahr 2008 gab es in der Industrie mehr Erwerbstätige als im öffentlichen Sektor, seitdem ist die Schere jedoch aufgegangen: Im Vorjahr gab es 223.600 mehr Beschäftigte im öffentlichen Sektor als im produzierenden Bereich. [Quelle: Statistik Austria]

Mehr Wohnbaukredite nach Zinssenkungen. Die Senkungen des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank hat im zweiten Halbjahr 2024 die Nachfrage nach Wohnbaukrediten steigen lassen – es gab ein Neukreditvolumen von 6,2 Mrd. Euro, 2023 waren es im selben Zeitraum 4,9 Mrd. Euro. Trotz der gesunkenen Zinsen erhöhten Privathaushalte ihre Bankeinlagen um 19 Mrd. Euro, 10 Mrd. davon in gebundenen Einlageprodukten. [Quelle: OeNB]
E-Pkw stagnieren, E-Lkw legen zu. Während die Zahl der neuzugelassenen E-Pkw und E-Kleinlaster im Vorjahr stagnierte, legten E-Busse und schwere E-Lkw (N2 und N3) auf niedrigem Niveau deutlich zu. E-Busse verdoppeln sich knapp mit 105 Zulassungen und E-Lkw verdreifachen sich mit 133 Zulassungen. Auch bei der Ladeinfrastruktur gibt es Fortschritte, 5.500 neue Ladepunkte wurden im Vorjahr errichtet (Gesamtbestand: 26.838). [Quelle: Österreichs Leitstelle für Elektromobilität]
Immobilien: Kauf vs. Miete. Raiffeisen Research hat modelliert, ab wann der Kauf einer Wohnung der Miete vorzuziehen ist: Österreichweit dauert es im Mittel 7,3 Jahre, bis die Eigentumswohnung unter finanziellen Gesichtspunkten die bessere Entscheidung darstellt. Hierbei gibt es mit Ausnahme Wiens ein deutliches Ost-West-Gefälle. Während Mieter in Salzburg den Eigentümern 9 Jahre lang finanziell voraus sind, sind es im Burgenland nur 5 Jahre. Das Simulationsergebnis zeigt ebenfalls, dass im Normalfall (Median) nach 30 Jahren das Immobilienvermögen der Eigentümer das Aktienvermögen der Mieter im Durchschnitt um 365.000 Euro übersteigt. [Quelle: Raiffeisen Research]
Photovoltaik-Ziel in Wien schneller erreicht. Mit Stand Februar 2025 sind 13.146 PV-Anlagen in Wien in Betrieb, die insgesamt eine Leistung von 252 Megawatt Peak haben – das entspricht einer Verfünffachung der Kapazität in den vergangenen 5 Jahren, geplant war das Erreichen dieses Niveaus erst Ende des Jahres. Österreichweit sind 8.254 MWp Photovoltaik installiert. Von den 15 Mio. Euro, die die Stadt für die laufende Förderungsperiode seit Anfang 2024 veranschlagt hat, sind rund 6 Mio. Euro bereits reserviert. Wien will als nächstes Ziel bis 2030 800 MWp erreichen. [Quellen: Stadt Wien, APG]
OECD senkt Prognose für Wirtschaftswachstum. Die OECD hat ihre Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft für das heurige Jahr von 3,3 Prozent im Dezember auf 3.1 Prozent reduziert. 2026 soll die globale Konjunktur um 3 Prozent wachsen, im Dezember war man ebenfalls von 3,3 Prozent ausgegangen. Im Euroraum soll das BIP heuer um 0,3 Prozentpunkte weniger wachsen als bisher angenommen – 2025: 1,0 Prozent, 2026: 1,3 Prozent. Dämpfend wirken vor allem die Handelskonflikte. Für die USA wurde der Ausblick für heuer von 2,4 auf 2,2 Prozent gesenkt, für 2026 von 2,1 auf 1,6 Prozent. Für Kanada wurde sie für beide Jahre von jeweils 2,0 auf 0,7 Prozent gekürzt, während die mexikanische Wirtschaft sogar um 1,3 und 0,6 Prozent schrumpfen soll. [Quelle: OECD]
US-EU-Zölle gefährden Handelsbeziehungen im Wert von 8,7 Bio. Euro. Die US-Handelskammer in der EU, AmCham, mahnt EU und USA im Zollstreit an den Verhandlungstisch zurück. Die amerikanisch-europäischen Handelsbeziehungen seien die fruchtbarsten der Welt, die gemeinsame Wirtschaft mit einem Wert von 9,5 Bio. Dollar bzw. 8,7 Bio. Euro überdies die größte. 64 Prozent der weltweiten Investments in die USA stammen aus Europa, 56 Prozent der US-Investments gehen nach Europa. Diese Beziehungen sind nun durch Zoll- und Handelskonflikte signifikant bedroht, noch gäbe es aber ein Zeitfenster, um zueinander zu finden. [Quellen: AmCham, Reuters]
Bahn frei für deutsche Grundgesetzänderung. Die heutige Sondersitzung des „alten“ Bundestags kann stattfinden – das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat die Eilanträge verschiedener Parteien abgelehnt. Damit kann heute über die, für das Milliarden-Finanzpaket von Union und SPD notwendigen, Grundgesetzänderungen abgestimmt werden. Die Schuldenbremse soll für Verteidigungsausgaben und für die Länder gelockert werden und ein Sondervermögen in Höhe von 500 Mrd. Euro für Infrastruktur-Investitionen eingerichtet werden. [Quelle: Bundesverfassungsgericht]
Deutschland: 2025 nur Minimalwachstum. Das Ifo-Institut prognostiziert für Deutschland heuer ein minimales BIP-Wachstum von 0,2 Prozent. Die Erwartungen mussten weiter nach unten revidiert werden. Baugewerbe und die Industrie stecken in der Rezession, während die Wirtschaftsleistung der öffentlichen Dienstleister expandierte. Im Jahr 2026 könnte sich die Lage mit 0,8 Prozent Wachstum dann etwas verbessern. Vor dem Hintergrund der anstehenden wirtschaftspolitischen Entscheidungen in Deutschland und den USA sind die Prognoserisiken jedoch hoch. [Quelle: Ifo]
Frankreich verschiebt Atomkraft-Ausbau. Frankreich verschiebt die Inbetriebnahme der 3 ersten neu geplanten Atomkraftwerke von 2033 auf 2038. Insgesamt ist der Neubau von 6 Atomkraftwerken geplant. Der staatliche Atomkraftbetreiber EDF soll bis Jahresende einen Zeitplan und eine Kostenschätzung vorlegen. Die Hälfte der Baukosten soll durch ein staatliches Darlehen gedeckt werden, wenn die EU-Kommission dem zustimmt. [Quelle: Medienberichte]
Massiver Ausbau für E-Kerosin notwendig. Um der Nachfrage nach E-Kerosin für Flugzeuge gerecht zu werden, ist ein weltweiter Aufbau von 7.000 neuer Produktionsanlagen mit Investitionsbedarf 1 bis 1,5 Bio. US-Dollar notwendig. Durch Vorgaben der EU-Kommission wird dabei Europa der größte Wachstumsmarkt für nachhaltig produziertes Kerosin sein, zwischen 2030 und 2050 wird mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 11,6 Prozent gerechnet. [Quelle: EY-Studie]
Selektive Agenda:
Warschau, Polen: Informelle Tagung der Verkehrsminister [Info]
Wien: Dritte Runde der Kollektivvertragsverhandlungen im Finanzsektor
10:00 Uhr, Brüssel: Europaministerin Plakolm beim EU-Rat (Allgemeine Angelegenheiten), Themen u.a. EU-UK-Beziehungen, Vorbereitungen für Gipfeltreffen [Info]
11:00 Uhr, Wien: Arbeitsklausur der Bundesregierung mit Bundeskanzler Stocker, Vizekanzler Babler, Mitgliedern der Bundesregierung und Staatssekretären, Wifo-Chef Felbermayr und IHS-Chef Bonin (ca. 15:00 Uhr Pressekonferenz nach der Klausur)
Selektives Networking:
Jobwechsel und Karriereschritte: Michael Zink ist neuer Präsident der ÖGARI. Dieter Messner wird neuer Geschäftsführer von Manner. Oskar Deutsch wurde einstimmig als Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft Österreich (IRG) wiedergewählt.
Geburtstage: Wir gratulieren Roland Adrowitzer und Clemens Unterreiner zum Geburtstag.
Sehen & gesehen werden:
Spotted. Beim C3-Business Talk von Thomas Prantner wurden gestern neben den Talk-Gästen Johanna Hager, Walter Rosenkranz, Peter Haubner und Doris Bures im Haus der Industrie u.a. gesehen: Peter Koren, Peter Westenthaler, Jochen Borenich, Eva Schütz, Christoph Neumayer, Johanna Rachinger, Martha Schultz, Gabriela Schwarz, Johannes Hahn, Wolfgang Layr, Gerlinde Layr-Gizycki, Irene Schulte uvm.
ab 9:30 Uhr, Wien: PV-Kongress von Photovoltaic Austria u.a. mit E-Control-Vorstand Haber, Ökonomin Köppl-Turyna u.v.m. [Infos]
17:00 Uhr, Linz: Inaugural Lecture zum Thema „Neuro-(X) AI: Illuminating the Black Box of Minds and Machines“ mit Jie Mei und Nina Hubig an der IT:U Interdisciplinary Transformation University. [Info]
18:00 Uhr, Wien: Austrian Startups Stammtisch „The Future of Health Tech“ im Startup House [Info]
18:30 Uhr, Wien: Buchpräsentation Herbert Lackner „1945 – Schwerer Start in eine neue Zeit“ mit Lou Lorenz-Dittlbacher im Thalia Wien Mitte [Info]
19:00 Uhr, Wien: Die Österreichisch-Französische Vereinigung und die Diplomatische Akademie laden zum Vortrag „Neueste Entwicklungen der Elektromobilität – ein besonderer Blick nach Frankreich und eine aktuelle Prognose“ von Jürgen Stockmar in die Diplomatische Akademie Wien. [Info]
19:00 Uhr, Wien: Das Weltmuseum lädt zur Podiumsdiskussion „200 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Österreich und Brasilien“ mit Günter Fuhrmann, Gloria Prutsch (LMU München) und José Angelo Estrella Faria (ehemaliger UNO-Beamter). [Info]