Morning in Brief

Morning in Brief, 18. November 2024

Guten Morgen Österreich!

Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Sara Grasel und Christoph Hofer – wir melden uns aus Wien.

News – das müssen Sie heute wissen:

Gas-Stopp. Die russische Gazprom hat am Samstag um 6 Uhr die Gaslieferungen an die OMV eingestellt. Hintergrund des Lieferstopps ist ein Schiedsgerichtsurteil, das der OMV 230 Mio. Euro Schadenersatz zusprach; die OMV stellt deshalb Zahlungen an Gazprom ein und diese wiederum stoppte die Lieferungen. Nun fließt laut Leo Lehr von der E-Control um 10-20 Prozent weniger russisches Gas nach Österreich. Laut Regierung und Energieexperten ist die Gasversorgung gesichert, die Speicher seien derzeit gut gefüllt. Kurzfristig werden keine deutlichen Preisanstiege für Verbraucher erwartet. Am Freitag stieg der Gaspreis laut Terminkontrakt TTF an der Börse in Amsterdam auf über 46 Euro je Megawattstunde (MWh) – der höchste Stand seit einem Jahr –, stabilisierte sich dann allerdings wieder. [Quelle: Nehammer auf X; Meldung des Lieferstopps; E-Control; Speicherstand laut AGGM; AGGM auf LinkedIn]

Nachgefragt: Wie das Sparpaket aussehen könnte
von Stephan Frank, Christoph Hofer und Sara Grasel

Österreich muss in den kommenden Jahren einen Sparkurs fahren, sonst droht ein EU-Strafverfahren. Das Budgetloch beträgt bereits jetzt mehr als 18 Mrd. Euro. Selektiv hat bei Ökonomen nachgefragt, welche Maßnahmen am meisten bringen würden.

© Weinwurm, Rössle, Momentum Institut, Wifo; Montage: Selektiv

Grafik (von Christoph Hofer): Die EU-27 trugen 2023 nur mehr 6,7 Prozent zum weltweiten CO2-Ausstoß bei. 1990 waren es noch rund 17 Prozent. Währenddessen steigerten China und Indien ihren gemeinsamen Anteil an den weltweiten Emissionen von 13,5 Prozent (1990) auf knapp 40 Prozent (2023). Vor allem in Asien, dem Nahen Osten und Afrika stieg der CO2-Ausstoß deutlich. [Quelle: Global Carbon Project]

Energierechnungen steigen. Die Energierechnungen für Haushalte werden 2025 ganz unabhängig des Lieferstopps der Gazprom ansteigen. Einerseits werden die Netzkosten für Strom und Gas ab 1. Jänner deutlich teurer. Stromnetzentgelte erhöhen sich im Durchschnitt um 23,1 Prozent, Gasnetzentgelte um 16,6 Prozent. Hintergrund ist, dass immer weniger Haushalte auf Gas angewiesen sind, das Gasnetz aber dennoch betrieben werden muss. Andererseits laufen Ende 2024 Entlastungsmaßnahmen wie reduzierte Abgaben und der Stromkostenzuschuss aus. Insgesamt könnten für Haushalte zusätzliche Kosten von mehreren hundert Euro anfallen. [Quelle: Verordnungsentwurf E-Control; Medienberichte z.B. Die Presse]

Handelskrieg Kosten. Mit um die 3 Mrd. Euro Exportverlusten müsste Österreich bei einem eskalierenden Handelskrieg mit den USA rechnen, gab Clemens Fuest, Chef des deutschen ifo Instituts, in der gestrigen ZIB2 an. „Wegen seiner sehr sehr großen Außenhandelsorientierung wäre Österreich eins der Länder in Europa, die am härtesten getroffen wären“, so Fuest. [Quelle: ZIB2]

Beamten-Gehälter. Heute starten die Gehaltsverhandlungen für den öffentlichen Dienst. Rechnungshof-Präsidentin Margit Kraker sprach sich auf Nachfrage der „Krone“ angesichts der angespannten Budgetsituation für eine Nulllohnrunde aus. Heuer sind die Gehälter der fast 230.000 öffentlich Bediensteten im Bund um 9,15-9,71 Prozent gestiegen. Die Gewerkschaft hat für 26. November bereits eine Demonstration angekündigt. [Quelle: Krone Sonntagsausgabe]

EU-Herbstprognose. Die EU-Kommission rechnet für die EU heuer mit einem geringen Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent (Eurozone: 0,8 Prozent) und für 2025 mit einem Plus von 1,5 Prozent (Eurozone: 1,3 Prozent). Für Österreich bestätigt die Kommission das Bild, das zuletzt auch das Wifo zeichnete: 2024 minus 0,6 Prozent und 2025 plus 1,0 Prozent. Beim Budgetdefizit ist die EU-Kommission etwas optimistischer als Wifo und Fiskalrat. Heuer soll das Defizit 3,6 Prozent betragen, nächstes Jahr auf 3,7 Prozent anwachsen und 2026 auf 3,5 Prozent fallen. Wifo und Fiskalrat: Defizit 2025 4,0 bzw. 4,1 Prozent des BIP. [Quelle: EU-Kommission; Wifo; Fiskalrat]

„Nutzloser Reichtum“. Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl plädierte in der ORF-Pressestunde für eine Budgetsanierung über höhere Steuern für Unternehmen und Vermögen – in Österreich gebe es „nutzlosen Reichtum an manchen Stellen.“ Außerdem machte sie sich für eine Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden stark. Die Industriellenvereinigung (IV) wies in ihrer Reaktion darauf hin, dass die Lohnstückkosten in Österreich in der Industrie in den letzten beiden Jahren um mehr als 20 Prozent gestiegen sind und eine Arbeitszeitverkürzung den Faktor Arbeit in Österreich weiter verteuern würde. [Quelle: ORF-Pressestunde; IV]

Familienleistungen. Die Familienleistungen werden in Österreich 2025 wieder an die Inflation angepasst und damit um 4,6 Prozent steigen. Herangezogen wird die durchschnittliche Inflationsrate August-Juli. Erstmals wird auch die Einkommensgrenze bei der Familienbeihilfe an die Inflation angepasst: 17.212 Euro (2024: 16.455 Euro). [Quelle: BKA]

Baukosten. Im Oktober lagen die Kosten für den Wohnhaus- und Siedlungsbau um 4,1 Prozent über denen des Vorjahres. Im Vergleich zum Vormonat sind die Kosten leicht gesunken. [Quelle: Baukostenindex der Statistik Austria]

Deutsche Wirtschaftsdaten. In Deutschland ist die Zahl der Erwerbstätigen im dritten Quartal erstmals seit dreieinhalb Jahren gesunken. Konkret waren es saisonal bereinigt um 0,1 Prozent oder 45.000 Personen weniger als im Vorquartal. Im Vergleich zum Vorjahresquartal gibt es einen leichten Anstieg. Der Preisrückgang im deutschen Großhandel hat sich im Oktober verlangsamt. Die Preise sanken um durchschnittlich 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat [Quelle: Deutsches Statistikamt I; Deutsches Statistikamt II]

Insolvenzangst. Der Anteil deutscher Unternehmen, die akut um ihre wirtschaftliche Existenz fürchten, ist im November laut Ifo-Institut auf 7,3 Prozent gestiegen. Im Oktober 2023 waren es noch 6,8 Prozent. [Quelle: Ifo]

Trumps Team. Der designierte US-Präsident Donald Trump hat weitere Regierungsämter vergeben – darunter der Gründer des Öl-Dienstleisters Liberty Energy Chris Wright als Energieminister für Trumps „Drill, Baby, Drill“-Strategie. Fernsehmoderator Larry Kudlow könnte laut Medienberichten den Nationalen Wirtschaftsrat leiten oder sogar Finanzminister werden. [Quelle: Politico; Wall Street Journal]

Selektive Agenda:

9:00 Uhr, Wien: Start der Kollektivvertrags-Verhandlungen im öffentlichen Dienst im Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport.

9:00 Uhr, Brüssel: EU-Außenministerrat mit den Themen: Ukraine-Krieg, Lage in den USA sowie im Nahen Osten – neue Iran-Sanktionen stehen im Raum; Landwirtschaftsminister Totschnig nimmt am EU-Agrar- und Fischerreirat teil.

10:30 Uhr, Wien: Sondierungsgespräche zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS im Palais Epstein. Startschuss für Regierungsverhandlungen erwartet.

15:00 Uhr, Rio de Janeiro, Brasilien: Start des G20-Gipfels der Staats- und Regierungschefs der führenden Wirtschaftsmächte. Die G20 bestehen aus der EU, der Afrikanischen Union und 19 der stärksten Volkswirtschaften: Argentinien, Australien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Indonesien, Italien, Japan, Kanada, Mexiko, Russland, Saudi-Arabien, Südafrika, Südkorea, Türkei und den USA. Thema könnte auch das Mercosur-Abkommen mit der EU werden.

Ganztägig, Baku, Aserbaidschan: Gestern reiste Energieministerin Gewessler nach Baku, um heute an der Klimakonferenz Cop29 teilzunehmen.

Selektives Networking:

Jobwechsel und Karriereschritte: Christoph Wiederkehr ist am Samstag mit 93,6 Prozent als Wiener NEOS-Landessprecher wiedergewählt worden. 

Geburtstage: Wir gratulieren Karl Schranz zum Geburtstag. 

Neuerscheinung: Johannes Frischmann: „Macht und Ohnmacht im Kanzleramt“, Seifert Verlag, 336 Seiten, 27 Euro.

Sehen & gesehen werden:

Heute, 10:00 Uhr, Wien: Wifo, Bundeswettbewerbsbehörde und WU Wien laden zu „Wettbewerb, Fairness und Wandel“ auf die WU Wien u.a. mit BWB-Generaldirektorin Natalie Harsdorf, Wifo-Chef Gabriel Felbermayr, E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch (E-Control). [Info]

Heute, 16:00 Uhr, Wien: Im Hilton am Stadtpark werden die Gault & Millau Guides 2025 präsentiert. [invite only]

Heute, 17:00 Wien: Die Parlamentsdirektion lädt zur Diskussion „Sicherstellung von Datenträgern – neue strafprozessuale Regeln“ u.a. mit Nationalratspräsident Walter Rosenkranz, Verfassungsministerin Karoline Edtstadler, Justizministerin Alma Zadić. [Info]

Heute, 18:00 Uhr, Wien: US-Botschaft und Webster University laden zur Diskussion „Leadership and the U.S. Presidency“ mit Doris Kearns Goodwin und US-Botschafterin Victoria Reggie Kennedy. [invite only]

Heute, 18:30 Uhr, Wien: Thomas Prantner lädt zum Business Talk mit FPÖ-Landesparteiobmann Steiermark Mario Kunasek in den Management Club. [invite only]

Heute, 19:30, Wien: Verleihung des Österreichischen Buchpreises 2024 im Wiener Odeon Theater [invite only]

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