Guten Morgen Österreich!
Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Stephan Frank, Sara Grasel, Gregor Plieschnig und Christoph Hofer – wir melden uns aus Wien.
News – das müssen Sie heute wissen:
US-Zölle: Heute ist Trumps „Liberation Day“. Diese Woche treten weitere Importzölle der USA in Kraft, nachdem seit 12. März bereits Stahl- und Aluminium-Einfuhren mit 25 Prozent besteuert werden. Für heute hat US-Präsident Donald Trump den „Liberation Day“ angekündigt, ohne Details zu nennen. Es wird damit gerechnet, dass an diesem Tag „reziproke“ Zölle in Kraft treten sollen, also eine Anhebung der US-Tarife auf das Niveau der Zölle von Handelspartnern. Ab Donnerstag soll ein 25-Prozent-Zoll für Importe der Autoindustrie gelten. Es störe ihn nicht, wenn dadurch die Preise für Autos in den USA steigen würden, sagte Trump am Wochenende zum US-Nachrichtensender NBC. Folgen sollen Zölle auf Halbleiter, Pharmazeutika und Holz. Die EU bleibt in ihrer Reaktion noch vage – Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat gestern im EU-Parlament von einem „handfesten Plan“ gesprochen, der als Gegenschlag am Tisch liege, man wolle aber nicht unbedingt zurückschlagen. „Ein Handelskrieg bringt niemandem etwas – weder den USA noch Europa. Ziel muss immer eine Rückkehr an den Verhandlungstisch sein“, so Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer anlässlich eines Hintergrundgesprächs. [Quellen: Trump zum „Liberation Day“ auf Truth Social, Trump via NBC, Rede von der Leyen]
Kommentar: Europas digitaler Trumpf im Handelsstreit mit den USA
von Johannes Hahn

Heute treten die US-Zölle in Kraft und für Europa ist das ein starkes Stück. 25 Prozent Aufschlag, wenn wir unsere Autos und Zulieferprodukte aus der Autoindustrie in die USA verkaufen. Die Reaktion bleibt bisher erstaunlich verhalten – die EU-Kommission hat sich mit ein paar vagen Ankündigungen noch nicht weit aus dem Fenster gelehnt. Dabei gäbe es eine recht logische Antwort, die die US-Wirtschaft mitten ins Herz treffen würde.
Grafik (von Christoph Hofer): Trotz der zahlreichen Krisen der letzten Jahre wuchsen die real verfügbaren Einkommen der heimischen Haushalte im Schnitt deutlich. Staatliche Hilfsprogramme und starke Lohnerhöhungen federten die hohe Teuerung und Krisenfolgen ab. Für 2025 rechnet das Wifo mit leicht sinkenden Haushaltseinkommen, aufgrund einer weiterhin hohen Inflation (2,7 Prozent) und den Maßnahmen zur Budgetkonsolidierung. 2026 sollen diese wieder leicht steigen. [Quelle: Wifo]

Budget-Krisengipfel im Bundeskanzleramt. Bundeskanzler Christian Stocker lädt für heute Nachmittag zu einem „Arbeitsgespräch zum gesamtstaatlichen Haushalt“. Neben Vizekanzler Andreas Babler und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger werden auch der derzeitige Präsident der Landeshauptleute-Konferenz, Wilfried Haslauer, der Wiener Bürgermeister und Städtebund-Präsident Michael Ludwig, Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl sowie Finanzminister Markus Marterbauer und Finanzstaatssekretärin Barbara Eibinger-Miedl teilnehmen. Beim Gipfel soll besprochen werden, „wie der gesamtstaatliche Haushalt in den kommenden Jahren stabiler und zukunftsfit aufgestellt werden kann und wie Bund, Länder und Gemeinden gemeinsam zusammenarbeiten können, um diesen Herausforderungen zu begegnen.“ [Quelle: Bundespressedienst]
Inflation im März bei 2,9 Prozent. Der Verbraucherpreisindex (VPI) steigt einer ersten Schnellschätzung zufolge um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat und um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat Februar. Stärkster Preistreiber waren die Dienstleistungen mit 4,2 Prozent Teuerung im Jahresvergleich. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) kommt bei 3,1 Prozent zu liegen – Österreich liegt damit über dem Euroraum-Durchschnitt von 2,2 Prozent und über Deutschlands 2,3 Prozent. Die höchste Inflation im Euroraum verzeichnen Estland, Kroatien und die Slowakei mit jeweils 4,3 Prozent, die niedrigste Frankreich mit 0,9 Prozent. [Quellen: Statistik Austria, Eurostat]
Weniger Industriearbeiter, mehr Beamte. Die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer ist in Österreich im März im Monatsabstand um 7,4 Prozent auf 397.100 Personen gestiegen. Die Arbeitslosenrate erhöhte sich um 0,5 Prozentpunkte auf 7,4 Prozent. Besonders betroffen waren Industrie (+14,9 Prozent Arbeitslose inkl. Schulungen im März) und Handel (+9,1 Prozent Arbeitslose). Ein Beschäftigungs-Plus gab es in der öffentlichen Verwaltung, in Krankenhäusern und der Pflege. Angesichts der wirtschaftlichen Lage sei der Arbeitsmarkt stabil, so AMS-Vorständin Petra Draxl. Für die EU wurden die Februardaten veröffentlicht: Die Arbeitslosenquote in der EU sank im Monatsabstand leicht auf 5,7 Prozent. In Österreich sank sie laut Eurostat von Jänner auf Februar um 0,1 Prozentpunkte auf 5,3 Prozent. [Quellen: AMS, Eurostat]
Deutlicher höherer Strom- und Gasverbrauch, höherer Energiepreis. Im Februar nahm der heimische Stromverbrauch um 7,4 Prozent zu, jener von Gas um 46,3 Prozent. Die heimische Energieerzeugung ging um 5,9 Prozent zurück, der Import stieg um 40,5 Prozent. Im Februar 2025 wurde mit rund 14,3 TWh um 10 TWh mehr Gas aus den Speichern entnommen und mit rund 1,2 TWh um 0,23 TWh mehr in diese eingespeichert als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Somit lag der Speicherinhalt am Monatsende mit 50,35 TWh um etwa 26,1 TWh oder 34,2 Prozent unter dem Stand im Februar 2024. Indes sind die Preise für Energie im Februar gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozent gestiegen. Auf Sicht eines Jahres verteuerte sich Energie für Haushaltskunden um 3,4 Prozent. Damit lag der Preisanstieg abermals über der Inflationsrate. [Quelle: E-Control, Medienberichte]
Schwarzarbeit dürfte heuer steigen. 2025 dürfte Schwarzarbeit mit einem Volumen von rund 40,7 Mrd. Euro 8,1 Prozent der offiziellen Wirtschaftsleistung ausmachen, 2024 lag der Anteil bei 6,5 Prozent. Die schlechte Wirtschaftslage und der Anstieg der Arbeitslosigkeit tragen zu mehr Schwarzarbeit bei, der mit Abstand am meisten betroffene Bereich ist die Baubranche. Dem Fiskus entgehen durch „Pfusch“ 2,5 bis 3 Mrd. Euro an Einnahmen. [Quelle: Pressekonferenz, Medienberichte]
Eurozonen-Industrie mit besserer Stimmung. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie in der Eurozone stieg im März auf 48,6 Punkte, ein Plus von einem Zähler. Das ist der dritte Anstieg in Folge und der höchste Wert seit Anfang 2023, aber noch unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. [Quelle: S&P]
Wettstreit um Förderungen und Einfluss am Balkan. China ist als Geldgeber für die Länder des Westbalkans zum Teil bereits fast so wichtig wie die Europäische Union. Die Volksrepublik hat jährliche Darlehen in der Höhe von im Schnitt 1,2 Prozent des regionalen BIP vergeben, nur mehr knapp hinter den 1,5 Prozent der EU. Bei direkten Förderungen ist die EU dagegen klar der dominante Geldgeber mit einem Anteil von 0,8 Prozent des regionalen BIP, hier kommt Chinas lediglich auf 0,02 Prozent. [Quelle: wiiw]
Stimmung in Chinas Industrie verbessert sich. Um 0,4 Zähler wuchs der Einkaufsmanagerindex als Indikator der Stimmung in den Industrieunternehmen Chinas im März und erreichte damit 51,2 Punkte. Das ist der vierte Anstieg in Folge und liegt leicht über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. [Quelle: Caixin]
Deutschland vor drittem Rezessionsjahr. Der anziehende Handelskonflikt der USA unter Trump mit der EU könnte Deutschland das dritte Rezessionsjahr in Folge bescheren. Die drohenden Exportrückgänge für die Industrie sowie die globale Unsicherheit und absehbare Zurückhaltung bei Investitionen könnten das leichte Wachstum, das für heuer prognostiziert wurde, abwürgen, so DIW-Chef Marcel Fratzscher. [Quelle: DIW-Chef Interview]
Schlechte Kennzahlen für US-Wirtschaft. Nach zwei Monaten des Wachstums schrumpft die Industrie in den USA wieder. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex sank im März auf 49 Punkte und damit unter die Wachstumsschwelle von 50. Indes sank die Zahl der offenen Stellen Ende Februar auf 7,568 Mio., das entspricht einem Rückgang von rund 200.000 Stellen, erste Prognosen für März zeigen einen weiteren deutlichen Rückgang bei den neu entstandenen offenen Stellen. [Quellen: ISM, US Department of Labor]
Stimmung der Industrie in der Schweiz trübt sich weiter ein. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie in der Schweiz ging im März um 0,7 Zähler auf 48,9 Punkte zurück. Das ist der 27. Monat in Folge mit einem Wert unter der Wachstumsschwelle von 50. [Quelle: Procure]
Selektive Agenda:
Helsinki, Finnland: Bundespräsident Van der Bellen auf Staatsbesuch in Finnland (bis 4. 4.)
Straßburg, Frankreich: Europäisches Parlament tagt (bis 3. 4.), heute u.a. Abstimmung über die Leitlinien für den EU-Haushalt 2026
9:00 Uhr, Warschau, Polen: Informeller Rat der EU-Außenminister (Verteidigung)
11:00 Uhr, Wien: Sitzung des Ministerrats im Bundeskanzleramt, Pressefoyer um 12:00 Uhr [Livestream]
16:00 Uhr, Wien: Arbeitsgespräch zum gesamtstaatlichen Budget im Bundeskanzleramt mit der Regierungsspitze, dem Finanzminister sowie dem Präsidenten der LH-Konferenz Haslauer, Städtebund-Präsident Ludwig und Gemeindebund-Präsident Pressl
Selektives Networking:
Jobwechsel und Karriereschritte: Joseph Obiegbu wird Teil der Geschäftsführung von ImmoScout24 Österreich. Sebastian Winter übernimmt als Corporate Communications Manager und Unternehmenssprecher die Kommunikation von Philip Morris Austria (PMAT). Martin Grob wird neuer Pressesprecher des Österreichischen Bauernbundes. Martin Lang wird neuer Regional Manager Bancassurance Steiermark. Christoph Wöss übernimmt die Rolle des Global Sales Directors bei der EREMA Group. Oliver Pokorny wird ab 1. Juli 2025 neuer Chefredakteur der Kleinen Zeitung.
Geburtstage: Wir gratulieren Helmut Rogl und Thomas Glavinic zum Geburtstag!
Sehen & gesehen werden:
13:00 Uhr, Wien: Der Forschungsrat Forwit lädt zum Vortrag von Dietrich Haubenberger: „Wissenschaft unter Trump 2.0: Eine persönliche Betrachtung“. [Info]
18:00 Uhr, Wien: After-Work Kunst & Kulinarik im Kunst-Felzl mit Werken von Kata Oelschlaegel [Info]