Morning in Brief

Morning in Brief, 2. Juni 2025

Guten Morgen Österreich!

Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Sara Grasel und Christoph Hofer – wir melden uns aus Wien.

News – das müssen Sie heute wissen:

Aufschwung in Österreich lässt noch auf sich warten. Die Industrieproduktion stabilisiert sich in Österreich – erste Zeichen eines Aufschwungs? Es gebe durchaus Grund für Optimismus, so Wifo-Chef Gabriel Felbermayr gestern in der ZIB2. Der April und die 1. Maihälfte würden allerdings noch immer zeigen, dass die Wirtschaftsleistung einen halben Prozentpunkt unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres liegt – Österreich verharrt noch in der Rezession. Unsicherheiten, vor allem getrieben durch den Zollstreit mit den USA, würden derzeit Investitionen zurückhalten. Mit einem Aufschnüren der Beamtengehälter rechnet Felbermayr nicht mehr – die Verhandlungen für die Jahre 2027/28 dürften aber aufgrund der schwachen Wirtschaftsentwicklung hart werden. [Quelle: ZIB2 | Grafik: Industrieproduktion steigt erstmals seit 3 Jahren

Kommentar: Christian Stockers 100 Tage
von Rainer Nowak

Die aktuelle Regierung agierte bisher nur unauffällig und dabei erstaunlich fehlerfrei. Das Sparpaket hatte den großen Vorteil, dass es eigentlich von FPÖ und ÖVP in deren Regierungsverhandlungen geschnürt und dann vom SPÖ-Finanzminister mit ideologischer Todesverachtung auf den Weg gebracht wurde. Laut Umfragen ist die Begeisterung in der Bevölkerung über die Bitterschokolade-Zuckerlkoalition zwar überschaubar, aber nicht wenige professionelle Beobachter erfreuen sich nicht daran, wer regiert. Sondern wer nicht regiert.

Grafik (von Christoph Hofer): Seit dem von US-Präsident Donald Trump verkündeten „Liberation Day“ am 2. April kam es aufgrund der US-Zölle gegenüber China zu erheblichen Verschiebungen des Welthandels. Während die chinesischen Exporte in die USA im April um 24,5 % gegenüber dem Monatsschnitt des Vorjahres einbrachen, stiegen die Exporte Chinas in die EU um 8,5 %. In Deutschland betrug der Anstieg 16,1 %, Österreich ist mit 4,7 % in einem geringeren Maß betroffen. Importe Chinas aus den USA und der EU brachen hingegen ein. Die Zunahme billiger chinesischer Produkte verschärft bestehende Handelskonflikte mit EU-Ländern (z. B. im Automobilsektor). [Quelle: General Administration of Customs of China]

Ökonomen für Budget-Hearing im Nationalrat. Morgen findet im Nationalrat zum Auftakt der Budget-Detailverhandlungen ein öffentliches Hearing statt. Für dieses Hearing laden alle Parlamentsparteien je einen Experten ein – die Besetzung ist die gleiche wie beim letzten Hearing 2022, nur die SPÖ nominiert statt Markus Marterbauer nun Georg Feigl (AK). Die ÖVP setzt wieder auf Fiskalrats-Chef Christoph Badelt, die Neos erneut auf EcoAustria-Chefin Monika Köppl-Turyna, die FPÖ auf Martin Gundinger (Austrian Economics Center) und die Grünen auf Margit Schratzenstaller vom Wifo. Beim Hearing folgen auf Eingangsstatements der Ökonomen Fragerunden der Abgeordneten. [Quellen: Parlament, Protokoll des letzten Hearings

Zusätzliche Ausbildungsplätze in der Elementarpädagogik. In den nächsten 4 Jahren sollen 32 Mio. Euro zusätzlich in eine Ausbildungsoffensive im Bereich Elementarpädagogik fließen. Dadurch werden u. a. 4.000 neue Ausbildungsplätze geschaffen. Im kommenden Schuljahr sollen Deutschförderkräfte zudem auf 1.300 mehr als verdoppelt werden. [Quelle: Bildungsminister Wiederkehr in der ORF-Pressestunde]

Direktvergaben bei öffentlichen Aufträgen erleichtert. Das Justizministerium hat die Schwellenwerte für öffentliche Vergaben von 100.000 Euro auf 143.000 Euro angehoben. Unter dieser Grenze können Aufträge ohne Ausschreibung direkt vergeben werden. Das komme kleineren und mittleren Unternehmen zugute und stärke die regionale Wertschöpfung, so Wirtschaftsbund und Wirtschaftskammer in einer Reaktion. [Quellen: WB, WKÖ]

WKÖ schrieb 2024 Verlust. Die Wirtschaftskammer hat 2024 einen Verlust nach Steuern von 10,3 Mio. Euro geschrieben. Vergangenes Jahr wurde eine Senkung der Kammerumlage um 12 % wirksam. Die Einnahmen aus den Kammerumlagen sanken damit auf in Summe 247,7 Mio. Euro (Kammerumlage 1: 97,6 Mio. Euro, Kammerumlage 2: 150,1 Mio. Euro) – 2023 waren es 273,4 Mio. Euro. Das Ergebnis liegt um 7,2 % unter dem Voranschlag – laut WKÖ, weil sich die Wirtschaft schlechter entwickelte als prognostiziert. Der Verlust wird aus der Ausgleichsrücklage gedeckt. [Quelle: WKÖ]

Erzeugerpreise sinken wieder. Im produzierenden Bereich sind in Österreich im April die Erzeugerpreise im Jahresabstand um 0,2 % gesunken, nachdem sie im März noch um 0,7 % gestiegen waren. Deutlich war der Preisrückgang bei Energie (-1,5 %). Bei Vorleistungsgütern gaben die Preise erstmals seit knapp einem Jahr wieder nach, vor allem bei Roheisen, Stahl und chemischen Grundstoffen. Bei Investitionsgütern wie Maschinen oder Kraftwagen stiegen die Preise, aber nicht mehr so stark wie zuvor. [Quelle: Statistik Austria

Gütertransport auf der Straße weiter rückläufig. 2024 ist die auf der Straße transportierte Menge an Gütern in Österreich um 1,1 % auf 366,6 Mio. Tonnen gesunken. Die Rückgänge der ersten 3 Quartale wurden durch einen deutlichen Anstieg der transportierten Menge im 4. Quartal (+7,9 %) gedämpft. In Summe ist es das 3. Jahr mit einem Rückgang (2023: -1,1 %). Im 1. Quartal 2025 ist das Transportaufkommen laut Frühschätzung wieder gesunken. [Quelle: Statistik Austria]  

Volksbefragung stoppt Bau von Windrädern. Im oberösterreichischen Grünbach bei Freistadt haben sich in einer Volksbefragung 60 Prozent der Bürger gegen 4 Windräder ausgesprochen. Die Wahlbeteiligung lag bei 75 %. In der Nachbargemeinde Rainbach hat sich die Bevölkerung vor einem Jahr für die dortige Errichtung ausgesprochen – der Bau der 3 Windräder in Rainbach wird vorbereitet. Am 15. Juni wird in der Mühlviertler Gemeinde Schenkenfelden in einer Volksbefragung über 8 neue Anlagen abgestimmt. [Quelle: Verbund]

Starke Wintersaison im Tourismus. In der vergangenen Wintersaison stiegen die Nächtigungen in Österreich im Jahresabstand um 1,6 % auf 72,3 Mio. Nächtigungen – 20,6 Mio. Gäste (+2,8 %) wurden registriert. Der bisherige Höchstwert lag 2018/19 bei 72,92 Mio. Nächtigungen. [Quelle: Statistik Austria

Kreditvergabe steigt im Euroraum. Im April haben Banken im Euroraum um 2,6 % mehr Kredite an Unternehmen und um 1,9 % mehr Kredite an Private vergeben. Das ist der stärkste Anstieg seit fast 2 Jahren. Hintergrund sind die rückläufigen Zinsen seit der Zinswende im Juni 2024. Der nächste Zinsentscheid der EZB steht am Donnerstag an – Ökonomen rechnen mit einer weiteren Senkung. Der Leitzins liegt derzeit bei 2,25 %. [Quelle: EZB

USA verdoppeln Zölle auf Stahl und Aluminium. US-Präsident Donald Trump hat am Freitag die Erhöhung der Importzölle auf Stahl und Aluminium von 25 auf 50 % angekündigt. Die Erhöhung soll am Mittwoch in Kraft treten. Am Donnerstag trifft der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz US-Präsident Donald Trump in Washington. Die EU-Kommission „bedauert“ die Erhöhung inmitten der laufenden Verhandlungen. Gegenmaßnahmen der EU sollen planmäßig ab 14. Juli in Kraft treten – es sei aber auch ein früherer Termin möglich. Laut einer Frühschätzung des US-Handelsministeriums sind die Importe in die USA im April um 20 % eingebrochen, das Handelsdefizit hat sich im Monatsabstand fast halbiert. [Quellen: Trump auf Truth Social, Reaktion der EU-Kommission via Politico, US Department of Commerce] 

Inflation in Deutschland stabil, in Italien, Spanien, Frankreich rückläufig. In Deutschland ist die Inflation im Mai laut erster Schätzung mit 2,1 % stabil geblieben – bereits im April lag sie im Jahresabstand auf diesem Niveau. Dämpfend wirkten vor allem Energiepreise, Treiber waren Nahrungsmittel. In Italien und Spanien lag die Inflation im Mai bei 1,9 % und damit unter der 2-%-Marke, die die EZB für die Eurozone anpeilt. In Frankreich sank die Inflation auf 0,6 %. Morgen veröffentlicht Eurostat die erste Schätzung der Inflationsraten für den gesamten Euroraum. [Quellen: Destatis, Istat, INE, Insee

Selektive Agenda:

Heute, Warschau, Polen: Tagung der Innen- und Justizminister der EU und der USA (bis 3.6.) [Info]

Heute, Wien: Statistik Austria veröffentlicht die Arbeitsmarktdaten für Mai

10:00 Uhr, Frankfurt, Deutschland: Bekanntgabe des Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe für Deutschland, EU und die Eurozone

11:00 Uhr, Genf, Schweiz: Beginn der Jahrestagung der Internationalen Arbeitsorganisation – ILO (bis 13.6.) [Info]

17:30 Uhr, Wien: Bundeskanzler Stocker empfängt Arnold Schwarzenegger im Bundeskanzleramt

Wochenvorschau

Heute stellt SPÖ-Chef und Vizekanzler Andreas Babler weitere Vorhaben zum Thema leistbares Wohnen vor. Von der Statistik Austria kommen die monatlichen Arbeitsmarktdaten.  

Am Dienstag starten die detaillierten parlamentarischen Verhandlungen über das Doppelbudget 2025/2026 mit einem öffentlichen Expertenhearing. Die Statistik Austria und Eurostat veröffentlichen ihre Schnellschätzungen zur Inflation. 

Am Mittwoch startet die Behandlung der einzelnen Budgetkapitel und der Ministerrat tagt. Von der Bank Austria kommt eine Analyse zur Wirtschaftsentwicklung in den Bundesländern im Jahr 2024 und es gibt eine Prognose für 2025. Die US-Notenbank Fed veröffentlicht den Konjunkturbericht „Beige Book“.

Am Donnerstag veröffentlicht die Statistik Austria Arbeitsmarktdaten zum 1. Quartal 2025. Die EZB hält ihre nächste zinspolitische Sitzung ab. Verkehrsminister Hanke und ÖBB-Vorstandsvorsitzender Matthä stellen Details zum ÖBB-Rahmenplan 2025-2030 vor. Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz trifft in Washington US-Präsident Donald Trump.

Am Freitag legt die Nationalbank ihre gesamtwirtschaftliche Prognose bis 2027 vor und die Statistik Austria das „Austrian Economic Barometer“ – mit Daten zum BIP im 1. Quartal 2025. Die Frühjahrslohnrunde geht in der Elektro- und Elektronikindustrie (5. Runde) weiter. 

Selektives Networking:

Jobwechsel und Karriereschritte: Brigitte Ederer (Vorsitz), Elfriede Baumann und Cornelia Breuß wurden als Aufsichtsräte der ÖBB bestätigt – neu im Aufsichtsrat sind Mathias Moser, Nicolas Perrin, Beatrix Praeceptor, Gerhard Starsich und Peter Walder-Wintersteiner

Geburtstage: Wir gratulieren Helga Rabl-Stadler zum Geburtstag!  

Sehen & gesehen werden:

16:30 Uhr, Wien, Österreich: Podiumsdiskussion des Europa Club Wien „EU-USA: Make or break? Die Zukunft der transatlantischen Beziehung“ u. a. mit Beate Meinl-Reisinger und Martin Weiss im Haus der Europäischen Union [Info]

18:30 Uhr, Wien: 10-Year Anniversary Celebration im „Chalet Moeller“ [invite only]

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