Guten Morgen Österreich!
Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Sara Grasel und Gregor Plieschnig – wir melden uns aus Wien.
News – das müssen Sie heute wissen:
Österreich: Hohe Arbeitskosten durch großen „Steuerkeil“. In Österreich klaffen die Arbeitskosten des Arbeitgebers und der Nettoverdienst des Arbeitnehmers weit auseinander. Der „Steuerkeil“ dazwischen liegt in Österreich für alleinstehende Arbeitnehmer 2024 bei 47 Prozent, im OECD-Schnitt bei 34,9 Prozent. Österreich liegt damit bei der Steuer- und Abgabenquote auf Platz 5 von 38 im OECD-Vergleich. Verheiratete Paare mit einem Alleinverdiener und zwei Kindern aus Österreich liegen bei der Steuer- und Abgabenlast auf Einkommen im Mittelfeld auf Platz 11 – der Keil beträgt für sie 32,7 Prozent (OECD-Schnitt: 25,7 Prozent). Bei verheirateten Doppelverdienerpaaren lag der Keil bei 37,4 Prozent (8. Platz). [Quelle: „Taxing Wages“-Studie]
Kommentar: It’s the mobility, stupid!
von Markus Hengstschläger

Es ist alternativlos, dass die Koalitionsparteien das Thema Budgetkonsolidierung bei ihrer gemeinsamen Wanderung im Rucksack dabeihaben um nicht zu sagen mitschleppen. Auf dem Weg zum Gipfel werden noch einige Täler überschritten werden müssen, die selbst die gewieftesten politischen Kartografen heute noch gar nicht kennen. Man erreicht den Gipfel nur über das Bezwingen einer Reihe von Steilwänden, wie etwa Fachkräftemangel, Energiepreise, Klimaschutz, Digitalisierung, Migration u.v.m.
Grafik (von Christoph Hofer): Mit durchschnittlichen Kosten von 44,5 Euro verzeichnet Österreich 2024 die fünftteuerste Arbeitsstunde in der EU im produzierenden Gewerbe und Dienstleistungssektor. In den letzten Jahren überholte man Länder wie Deutschland (43,4 Euro), Schweden (40,3 Euro) und Frankreich (43,7 Euro). Luxemburg landet mit 55,2 Euro auf Platz 1. Die Arbeitskosten setzen sich aus dem Bruttoverdienst inklusive Steuern und Lohnnebenkosten minus staatliche Zuschüsse zusammen. Der Eurozonen-Schnitt liegt bei 37,3 Euro je geleisteter Arbeitsstunde. [Quellen: Eurostat, Destatis]

Finanzierungslücke Österreichs explodiert langfristig. Langfristig könnte die Finanzierungslücke im österreichischen Staatshaushalt von derzeit 2,5 Prozent des BIP auf 7 Prozent (2070) steigen. Kostentreiber sind – demografisch bedingt – Pflege, Gesundheit und Pensionen. Die geringen Wachstumsaussichten lassen die Staatseinnahmen nur langsam steigen. Der Fiskalrat mahnt, dass das derzeit verhandelte Sparpaket auch kurzfristig nicht ausreiche, um die minimalen EU-Anforderungen zur Konsolidierung zu erfüllen. [Quelle: Fiskalrat]
Leichtes Wirtschaftswachstum im 1. Quartal. Die Wirtschaft ist in Österreich im 1. Quartal nach 2,5 Jahren Stagnation bzw. Rückgang erstmals wieder gewachsen. Der Anstieg im Quartalsvergleich liegt laut Schnellschätzung bei 0,2 Prozent. Im Jahresvergleich ergibt sich ein Rückgang von 0,7 Prozent. Die Industrieproduktion wurde im Quartalsvergleich um 0,6 Prozent ausgeweitet, die Bauwirtschaft verzeichnet einen Rückgang von 0,2 Prozent, Handel, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie –0,4 Prozent. Die Konsumnachfrage ist um 0,1 Prozent (privat) bzw. 0,4 Prozent (öffentlich) gestiegen. Die Exporte sind um 1,4 Prozent gewachsen. Die endgültigen Zahlen für das 1. Quartal werden am 6. Juni veröffentlicht. Im Euroraum ist das BIP im 1. Quartal laut Schnellschätzung um 0,4 Prozent gestiegen, in der EU um 0,3 Prozent – deutlich stärker als erwartet wurde. Deutschland: +0,2 Prozent, Frankreich: +0,1 Prozent, Italien: +0,3 Prozent, Ungarn: -0,2 Prozent. Das Ifo-Institut rechnet damit, dass die deutsche Wirtschaft schon im Sommer wieder schrumpfen könnte – darauf würden Konjunkturumfragen hindeuten. [Quellen: Wifo, Eurostat, Ifo-Institut]
Erste Eckpunkte der Pensionsreform. Die Regierung schickt den ersten Teil des Pensionspakets in Begutachtung. Unter anderem werden das Alter und die notwendigen Versicherungsjahre für die Korridorpension schrittweise auf 63 und 42 Versicherungsjahre erhöht. Die erste Pensionserhöhung wird halbiert, die Krankenversicherungsbeiträge werden von 5,1 Prozent auf 6 Prozent erhöht, sowie die Möglichkeit einer Teilpension geschaffen. [Quelle: Pressegespräch]
Frühjahrslohnrunde – Elektroindustrie stockt, Abschluss in Bauindustrie. Die Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 60.000 Beschäftigten der Elektro- und Elektronikindustrie hat auch in der 3. Runde kein Ergebnis gebracht. Die Arbeitnehmervertreter fordern eine Erhöhung um die rollierende Inflation von 2,76 Prozent – der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) bietet laut Gewerkschaft 1 Prozent. Am 9. Mai soll weiterverhandelt werden – der neue Kollektivvertrag hätte ab 1. Mai gelten sollen. In der Bauindustrie konnten die KV-Verhandlungen für 250.000 Beschäftigte in 17 Branchen indes abgeschlossen werden – die Erhöhungen liegen je nach Branche im Bereich der rollierenden Inflation oder etwas darüber. [Quellen: ÖGB, ÖGB II, GBH]
Mehr Saisonarbeiter aus Nicht-EU-Ländern. Die Bundesregierung setzt einen wichtigen Schritt zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des heimischen Tourismus: Mit dem heutigen Ministerratsbeschluss werden die Erhöhung der Saisonkontingente für Arbeitskräfte im Tourismus und ein eigener Tourismusfonds für Beschäftigte auf den Weg gebracht. [Quelle: BKA]
Gütertransport auf Schiene steigt. 2024 wurden in Österreich 94,4 Mio. Tonnen Güter auf der Schiene befördert – um 2,2 Prozent mehr als 2023. 2023 gab es noch einen Rückgang um 11 Prozent. [Quelle: Statistik Austria]
Anzengruber wird Ukraine-Sonderkoordinator. Der ehemalige Verbund-CEO Wolfgang Anzengruber wird österreichischer Sonderkoordinator für den Ukraine-Wiederaufbau. Er arbeitet ehrenamtlich und soll Unternehmen und Institutionen vernetzen. Österreichische Unternehmen könnten sich vor allem in diesen Bereichen einbringen: Energie, Wasserkraft, Infrastruktur, Maschinenbau, Straßenbau, Wohn- und Dienstleistungssektor, Versicherungen, Finanzwirtschaft. Die Kosten für den Wiederaufbau werden auf 500 Mrd. Euro geschätzt. Vor Kriegsbeginn war Österreich laut Außenministerium der sechstgrößte ausländische Investor in der Ukraine. 1.000 österreichische Unternehmen seien in der Ukraine aktiv. [Quelle: BMEIA]
2024 mehr Unternehmensübernahmen. Die Anzahl der Unternehmensübernahmen mit österreichischer Beteiligung steigt 2024 im Jahresabstand um 11 Prozent auf 263 Transaktionen. 2023 gab es noch einen deutlichen Rückgang. Das Niveau bleibt aber unter dem langjährigen Durchschnitt. Der Anteil grenzüberschreitender Transaktionen liegt bei 80 Prozent – Deutschland bleibt wichtigster Partner. 20 Prozent der Käufer österreichischer Unternehmen kamen aus Nordamerika, hauptsächlich den USA. [Quelle: Deloitte]
Österreich kooperiert mit Vereinigten Arabischen Emiraten. Österreich setzt sich für ein EU-Handelsabkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten ein. Bei einem Besuch des VAE-Industrieministers Sultan Ahmed al-Jaber in Wien wurden zudem Kooperationen zwischen den Emiraten und Österreich in den Bereichen grüner Wasserstoff und Künstliche Intelligenz angestoßen. [Quellen: BMWET, Medienberichte]
Deutsche Handelskammer warnt vor „Eskalationsspirale“ im Handelskrieg. Deutsche Exporte nach sowie Importe aus Österreich sind im Vorjahr jeweils um 5,7 Prozent gesunken. Österreich rutscht damit im Ranking der wichtigsten deutschen Exportpartner vom 7. auf den 8. Platz, bei den Importpartnern vom 7. auf den 9. Platz. Hans Dieter Pötsch, Präsident der Deutschen Handelskammer in Österreich (DHK), sieht die europäische Wirtschaft an einem „Wendepunkt“ – wesentlich seien 3 Bereiche: Energie- und Arbeitskostensenkung, Bürokratieabbau und Innovationsförderung. In Österreich müssen laut Pötsch die Lohnnebenkosten gesenkt werden, Gegenfinanzierungsmöglichkeiten sieht Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr bei der Arbeitslosenversicherung. Die EU soll weitere Freihandelsabkommen wie etwa mit dem Mercosur abschließen. Auch mit China könne man „vernünftige Lösungen“ finden, die zu „wirtschaftlichen Möglichkeiten für Europa führen“, so Pötsch. [Quellen: Pressekonferenz DHK, Aussendung]
EU-Verteidigung: „Ausweichklausel“ und Forschungsprojekte. 12 EU-Länder wollen die „Ausweichklausel“ für Verteidigungsausgaben nutzen. Diese ermöglicht es, Verteidigungsausgaben bis zu 1,5 Prozent des BIP aus den Defizitregeln der EU auszunehmen. Die Kommission prüft die Ansuchen von Deutschland, Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Griechenland, Ungarn, Lettland, Polen, Portugal, der Slowakei und Slowenien. Österreich dürfte keinen Antrag gestellt haben. Die EU-Kommission will zudem 910 Mio. Euro in 62 Innovations-Projekte in der Verteidigungsindustrie investieren. An den Projekten sind Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus 26 EU-Ländern – auch Österreich – sowie Norwegen und die Ukraine beteiligt. [Quellen: EU-Kommission I, EU-Kommission II]
US-Wirtschaft schrumpft. Die US-Wirtschaft schrumpft im 1. Quartal annualisiert um 0,3 Prozent. Das US-Defizit im Warenhandel steigt im März aufgrund steigender Importe um 9,6 Prozent auf 162 Mrd. Dollar deutlich. Die Importe steigen um 16,3 Mrd. Dollar auf 342,7 Mrd. Dollar. Die Exporte steigen um 2,2 Mrd. auf 180,8 Mrd. Dollar. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie sinkt im April um 0,3 Punkte auf 48,7 Zähler und bleibt damit unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. [Quelle: US-Handelsministerium, Institute for Supply Management]
Rohstoffabkommen USA-Ukraine unterzeichnet. Die USA und die Ukraine haben ein Rohstoff-Abkommen unterzeichnet. Gleichzeitig soll ein Wiederaufbaufonds für die Ukraine eingerichtet werden. [Quellen: US-Finanzministerium, Selenskyj auf X, Julia Swyrjdenko auf X]
Japan senkt Wachstumsprognose. Die japanische Zentralbank rechnet aufgrund des Handelsstreits mit den USA für das aktuelle Fiskaljahr nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent statt zuvor 1,1 Prozent. [Quellen: Bank of Japan]
Selektive Agenda:
9:00 Uhr, Wien: Statistik Austria veröffentlicht Kfz-Neuzulassungen April und VPI-Schnellschätzung April – um 11:00 Uhr auch Eurostat-Daten zu Verbraucherpreisen
11:00 Uhr, Luxemburg: Eurostat veröffentlicht Arbeitsmarktdaten März
Selektives Networking:
Jobwechsel und Karriereschritte: EU-Migrationskommissar Magnus Brunner ist am Mittwoch zu einem von zehn Vizepräsidenten der Europäischen Volkspartei (EVP) gewählt worden. Peter McDonald ist neuer Generalsekretär Stellvertreter des Wirtschaftsbunds, Elisabeth Sauritschnig wird Bundesgeschäftsführerin. Der ORF bestellt neue Leiter für die ORF-Auslandsbüros: Barbara Wolschek leitet Washington, Alexandra Siebenhofer übernimmt die Leitung in Peking, Rosa Lyon geht nach Istanbul. Karl Gruber wurde mit Wirkung ab März 2026 für eine weitere Funktionsperiode als Geschäftsführer von Wien Energie bestellt. Oliver Freudenschuß folgt auf Markus Winkler als Leiter der Generali Regionaldirektion für Tirol und Vorarlberg. Manfred Hippold wurde mit 1. Mai Konzern- und Europabetriebsratsvorsitzende der voestalpine AG.
Geburtstage: Wir gratulieren Klaudia Tanner zum Geburtstag! Am Samstag hat Wilfried Haslauer Geburtstag und am Sonntag Markus Rogan und Werner Faymann.
Sehen & gesehen werden:
12:00 Uhr, Wien: 80 Jahre Sportunion – Feier im Wiener Stephansdom u.a. mit Peter McDonald, Alois Schwarz, Toni Faber, Hans Niessl, Lizz Görgl, Trixi Schuba, Toni Pfeffer [invite only]
18:30 Uhr, Zell am Ziller, Tirol: „Gauder Fest 2025“ u.a. mit Christian Stocker
19:00 Uhr, Pinkafeld: Buchpräsentation im Rathaus: „Aus der Krise zum Triumph“ mit Norbert Hofer und Thomas Albrecht [invite only]