Guten Morgen Österreich!
Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Gregor Plieschnig und Stephan Frank – wir melden uns aus Wien.
News – das müssen Sie heute wissen:
Inflation in Österreich steigt auf 3,1 %. Der österreichische Verbraucherpreisindex ist im April um 3,1 % gestiegen. Für März wurde die Inflationsrate auf 3,0 % revidiert. Von Monat zu Monat ergibt sich ein Preisanstieg von 0,2 %. Der wichtigste Treiber der Inflation waren die Preise für Wohnung, Wasser und Energie. Haushaltsenergie verteuerte sich um 8,7 %, Strompreise stiegen gar um 36,4 %. Diesel (-9,9 %), Benzin (-9,8 %), Gas (-9,4 %) und Heizöl (-12,0 %) sanken im Preis und wirkten inflationsdämpfend. In der Gastronomie war die Teuerung mit 5,8 % beinahe doppelt so stark wie die allgemeine Inflation. Auch die Preise für Pauschalreisen stiegen aufgrund eines Kalendereffekts stark (+14,7 %). Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) lag im April bei 3,3 % – Österreich liegt damit weiterhin deutlich über dem Euroraum- (2,2 %) sowie dem EU-Durchschnitt (2,4 %). [Quellen: Statistik Austria, Eurostat]
„Es gibt keine Energiepreiskrise“
Interview mit Ulrich Streibl
Fairer als ein Energiekrisenbeitrag wäre aus Sicht von oekostrom-Chef Ulrich Streibl ein „Budgetkrisenbeitrag“ gewesen, der nicht einzelne Branchen herausgreift. Sinken können Energiekosten nur über Steuersenkungen, der Strompreis selbst sei am unteren Ende der Rentabilität.
Grafik (von Stephan Frank): Die EU-Kommission prognostiziert wie zuvor der Internationale Währungsfonds (IWF) für Österreich als einziges Land eine negative Wirtschaftsentwicklung. Laut Daten der EU-Kommission ist die österreichische Wirtschaftsleistung im Vorjahr um -1,2 % geschrumpft und wird auch heuer um -0,3 % zurückgehen. Erst 2026 soll es mit der heimischen Wirtschaft um +1 % bergauf gehen. Österreich ist damit das Schlusslicht der 27 EU-Mitgliedsstaaten. In ihrer Herbstprognose vom November 2024 war die EU-Kommission noch von einem Wachstum von 1,0 % im Jahr 2025 und 1,4 % im Jahr 2026 ausgegangen. Die Eurozone soll heuer um 0,9 % wachsen, die EU-27 im Schnitt um 1,1 %. [Quelle: EU-Kommission – Aussendung, Frühjahrsprognose, Herbstprognose]

Investitionen für Gemeinden und Städte werden erleichtert. Mit der Novelle der Kommunalinvestitionsgesetze entfällt eine bisher verpflichtende Kofinanzierungsquote von 20 bis 50 %, welche von den Gemeinden hätte geleistet werden müssen. Die Zweckzuschüsse für Investitionen werden in direkte Finanzzuweisungen umgewandelt. Heuer werden dadurch bereits 211 Mio. Euro ausbezahlt, insgesamt handelt es sich um 881,8 Mio. Euro. Laut Finanzminister Markus Marterbauer sei das aber kein „frisches Geld“, sondern es wird nur der Zugang zu bereits zugesagten Mittel erleichtert. Die Gelder werden ohne Antrag direkt den Gemeinden übertragen. [Quellen: BMF, Pressekonferenz]
Heimische Erdöl- und Erdgasförderung rückläufig. Im Vorjahr ist die Förderung von Erdöl (-0,3 %) und Erdgas (-1,6 %) in Österreich leicht zurückgegangen. Die geförderten Mengen entsprechen bei Erdöl 6,0 % und bei Erdgas 6,3 % des österreichischen Verbrauchs. Damit ist der Eigenversorgungsgrad weiter gesunken, 2023 lag er noch bei 8,5 % bzw. 7,0 %. Die nachgewiesenen Naturgasreserven betragen rund 6,1 Mrd. Normalkubikmeter und die Erdölreserven rund 4,03 Mio. Tonnen, somit wäre bei konstanter Produktion noch Erdöl für 8,5 Jahre und Naturgas für 11,4 Jahre vorrätig. [Quelle: Geosphere Austria, Medienberichte]
Fast alle streben finanzielle Unabhängigkeit an, nur die Hälfte erreicht sie. 94 % der Österreicher finanzielle Unabhängigkeit als wichtig, doch nur 59 % der Männer und 47% der Frauen erreichen sie. Finanzbildung ist dabei laut Finanzvorständin Barbara Potisk-Eibensteiner ein wesentlicher Faktor für finanzielle Unabhängigkeit – doch erst mit höherem akademischem Abschluss steigt sie signifikant (Uni/FH 45 % vs. AHS/BHS 24 %). Personen mit hohem Finanzwissen haben mehr Kontrolle über ihre Finanzentscheidungen (87 %), sind motivierter, ihre Lage zu verbessern (94 %) und können größere Investitionen planen (86 %). [Quelle: Bank99]
Verhaltene Arbeitnehmer-Wechselstimmung. 85% der heimischen Arbeitnehmer sind mit ihrer beruflichen Situation zufrieden – ein Anstieg seit 2023. Indes ist die Bereitschaft zum Jobwechsel auf 31,6 % gesunken, ein Rückgang gegenüber 2023. 58,7 % der Befragten schätzten die Lage am Arbeitsmarkt als positiv ein, 2023 lag der Wert noch bei 67 %. [Quelle: Arbeitsmarkt-Kompass]
Führungskräfte pochen auf mehr Wissen über KI. 90 % der Führungskräfte sind der Meinung, dass mehr Kompetenzen notwendig sind, um die Grenzen von KI richtig einschätzen zu können. 75 % denken, dass Entscheidungen von KI-Anwendungen überprüft werden müssen, da diese nicht immer richtig sind. Als sinnvollste Anwendungen von KI im Personalbereich werden die Erstellung von Stellenanzeigen sowie Anwendungen im Bereich der Qualifizierung und Entwicklung von Mitarbeitenden gesehen. [Quelle: Hernstein]
Online-Handel hat sich etabliert. 80 % der österreichischen Bevölkerung sind in den sozialen Medien aktiv, ein Drittel hat bereits direkt über Social Media eingekauft. 44 % direkt über ein Posting eines Anbieters, 25 % bei Postings von Influencern. Die durchschnittlichen Ausgaben liegen bei 259 Euro pro Jahr. In Deutschland wird für heuer ein Wachstum von 4 % prognostiziert. [Quellen: Handelsverband, Deutscher Handelsverband]
Erste MKS-Maßnahmen laufen aus. Die kleinen Grenzübergänge im Osten Österreichs, die seit Anfang April aufgrund des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche (MKS) in der Slowakei und in Ungarn gesperrt sind, werden ab Mittwoch 0:00 Uhr wieder geöffnet. Die veterinärbehördlichen Grenzkontrollen und das Einfuhrverbot aus der bestehenden Sperrzone in Ungarn bleiben noch bis 30. Mai aufrecht. Ein Ausbruch der MKS hätte laut einer Studie alleine in Niederösterreich 88 Mio. Euro an Kosten und 117.000 zwangsgetötete Tiere nach sich gezogen. [Quellen: Land Burgenland, Land Niederösterreich, Verbraucherschutz]
Neues Abkommen zwischen EU und UK geschlossen. Beim Gipfeltreffen von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, EU-Ratspräsident António Costa und dem britischen Premier Keir Starmer wurden zwei gemeinsame Absichtserklärungen sowie eine neue Sicherheits- und Verteidigungspartnerschaft zwischen der EU und Großbritannien beschlossen. Unter anderem soll 150 Mrd. Euro für gemeinsame Verteidigungsbeschaffungen aufgewandt werden, weiters die Integration Großbritanniens in den europäischen Strommarkt geprüft werden, das Erasmus+-Programm ausgeweitet, der Handel von Agrarprodukten erleichtert sowie gemeinsam gegen Schlepperei und illegale Migration vorgegangen werden. Es ist ein „historischer Augenblick“ mit dem ein „neues Kapitel“ aufgeschlagen werde, so Kommissionspräsidentin von der Leyen. [Quellen: EU-UK Joint Statement, Security and Defence Partnership, EU-UK Common Understanding, Statement von der Leyen, Pressekonferenz, Q&A, Starmer auf X]
Deutsche Industrie zieht an. Die Anzahl der offenen Bestellungen bei den deutschen Industriebetrieben stieg im März um 1,1 % im Vergleich zum Vormonat, Inlandsaufträge wuchsen mit 1,2 % etwas stärker. Angetrieben wurde das Auftragswachstum vor allem von der Automobilindustrie, die ein Plus von 3,7 % verzeichnen konnte. [Quelle: Statistisches Bundesamt]
China senkt Leitzins leicht. Die chinesische Notenbank hat den Leitzins um 10 Basispunkte gesenkt. Der Zinssatz für einjährige Darlehen wird damit von 3,1 % auf 3,0 % gesenkt, jener für fünfjährige Darlehen von 3,6 % auf 3,5 %. [Quellen: People’s Bank of China, Reuters]
Selektive Agenda:
Heute, Warschau, Polen: Informelle Ministertagung „Kohäsionspolitik“ (auch 21.5.) [Info]
9:00 Uhr, Brüssel, Belgien: EU-Rat „Äußere Angelegenheiten“ (Verteidigung) mit Verteidigungsministerin Tanner und Außenministerin Meinl-Reisinger [Info]
16:00 Uhr, Brüssel, Belgien: EU-Kommission gibt Schnellschätzung des Verbrauchervertrauens in der Eurozone im Mai bekannt
Selektives Networking:
Jobwechsel und Karriereschritte: Christian Schreiberhuber wird neuer Finanzchef von Steyr Arms. Armin Rainer ist neuer Landessprecher der UNOS NÖ. Herbert Voraberger wird neuer Kommunikationsleiter der Caritas Österreich. Michael Kunz ist neuer Präsident des Handelsgerichtes Wien. Jacques Ripoll wurde zum CEO der Kommunalkredit ernannt. Der Universitätsrat der Universität Wien hat Sebastian Schütze als Rektor für eine weitere Funktionsperiode (2026–2030) wiederbestellt.
Geburtstage: Wir gratulieren Anton Zeilinger zum Geburtstag.
Sehen & gesehen werden:
18:00 Uhr, Wien: Studienpräsentation und Podiumsdiskussion „Ein.Blick Wissenschaft: Mehr Frauen => Mehr Erfolg für Unternehmen“ an der Oesterreichischen Nationalbank mit Eva-Maria Holzleitner, Edeltraud Stiftinger, Peter Bosek, Georg Kapsch und Anna Pölzl [Info]