Morning in Brief

Morning in Brief, 21. Mai 2025

Guten Morgen Österreich!

Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Sara Grasel, Stephan Frank und Gregor Plieschnig – wir melden uns aus Wien.

News – das müssen Sie heute wissen:

KV-Abschluss in der Papierindustrie mit „Rezessionsklausel“. Die kollektivvertraglichen Mindestlöhne in der Papierindustrie steigen rückwirkend ab 1. Mai 2025 um 2,65 %, in der Pappenindustrie um 2,45 %. Die Ist-Löhne für die rund 8.000 Beschäftigten in beiden Branchen werden um 2,65 % bzw. maximal 110 Euro erhöht. Durch eine „Rezessionsklausel“ könnte die Gehaltserhöhung jedoch geringer ausfallen. Abhängig vom Betriebsergebnis 2024 gibt es stattdessen bei einem EBIT von 0 und 0,75 % nur 2,45 % und maximal 95 Euro Gehaltserhöhung, bei einem negativen EBIT maximal 70 Euro. [Quelle: PRO-GE

Kommentar: Von Leo zu JJ – Die Spaßregierung mit der leeren Tasche
von Rainer Nowak

Die Regierung wandelt am schmalen Grad zwischen Sparpaket und Selbstinszenierung. Das wird nicht lange gut gehen. Jahr eins der Regierung wird noch nicht so schlimm, der Entfall des Klimabonus klingt noch wie ein Luxusproblem. Die Milliarden für das zweite Jahr und Pakete werden schon deutlich mehr schmerzen, Nummer drei wird dann richtig wehtun.

Grafik (von Stephan Frank): Der österreichische Verbraucherpreisindex ist im April um 3,1 % gestiegen – von Monat zu Monat ergibt sich ein Preisanstieg von 0,2 %. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) stieg von 3,1 % im März auf 3,3 % im April. Österreich liegt damit weiterhin deutlich über dem Euroraum- (2,2 %) sowie dem EU-Durchschnitt (2,4 %). Die niedrigsten jährlichen Inflationsraten wurden in Frankreich (0,9 %), Zypern (1,4 %) und Dänemark (1,5 %) verzeichnet. Die Inflation in Deutschland ist mittlerweile auf den Euroraum-Durchschnitt von 2,2 % gesunken. [Quelle: Eurostat]

Ostern verschiebt Wertschöpfung im April von Industrie zu Tourismus. Die unbereinigte wirtschaftliche Aktivität war laut Wifo-Wirtschaftsindex im April und in der 1. Maihälfte um -0,5 % geringer als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Aufgrund der saisonalen Verschiebung von Ostern zeigt sich im April im Tourismus ein Zuwachs von +2,5 %, während sich der güterproduzierende Bereich (-4 %) und die Bauwirtschaft (-3,25 %) im April schwächer als im März und Mai entwickelten. Der Handel entwickelte sich im April mit -1,25 % hingegen besser als im März (-3,75 %) und Mai (-3 %). [Quelle: Wifo

Baugewerbe: Stärkster Anstieg in Österreich. Von Februar auf März ist die Bauproduktion in der EU um +0,1 % angestiegen. Österreich verzeichnete im März einen Anstieg um +5,9 % – die höchste Steigerung von Monat zu Monat im EU-Vergleich. Auch im Vergleich zum März 2024 ergeben sich für Österreich +7,4 %, während in der EU -0,7 % verzeichnet werden. Deutschland erzielt im Vorjahresmonatsvergleich -2,9 %, von Februar auf März jedoch + 2,1 %. Der Hauptverband der deutschen Bauindustrie (HDB) erwartet für heuer einen Umsatzrückgang von -1 %, Grund dafür sind verzögerte Infrastrukturprojekte seitens des Bundes sowie der sich nur langsam erholende Wohnungsbau. [Quelle: Eurostat, HDB

Stelzer fordert Schuldendeckel auch für den Bund. Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) plädiert für einen Schuldendeckel nach Landesvorbild auch auf Bundesebene. Oberösterreich hatte 2024 einen solchen mit 25 % der Einnahmen eingeführt, bereits seit 2018 gab es eine Schuldenbremse. Bei den Gesprächen zum Stabilitätspakt fordert Stelzer zudem ausreichend Mittel für übertragene Aufgaben und Investitionen. [Quelle: APA via Medienberichte]

Ruf nach Life-Science- und Pharma-Strategie. Angesichts eines Rückganges von klinischen Studien um 10 % warnt das Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie (FOPI) vor einem Abrutschen der Forschungsstandorte Österreich und Europa. Gleichzeitig würde in China und den USA stark in klinische Forschung investiert werden. Die Branche fordert deshalb die Ausarbeitung einer österreichischen Life-Science- und Pharma-Strategie durch die Bundesregierung. [Quelle: FOPI

EU-Mittel für 15 Wasserstoff-Projekte. Die EU-Kommission hat 15 Wasserstoffprojekte im EWR ausgewählt, die mit EU-Mitteln in der Höhe von insgesamt 992 Mio. Euro aus dem Innovationsfonds gefördert werden. Die Projekte stammen aus Deutschland, Spanien, den Niederlanden, Finnland und Norwegen. Diese sollen in zehn Jahren 2,2 Mio. Tonnen erneuerbaren Wasserstoff liefern und rund 15 Mio. Tonnen CO₂ vermeiden. Parallel dazu stellen Spanien, Litauen und Österreich über die Funktion „Auktionen als Dienstleistung“ nationale Mittel in Höhe von bis zu 836 Mio. Euro für Projekte in ihren Ländern bereit. [Quelle: EU-Kommission]

17. EU-Sanktionspaket sowie weitere Maßnahmen gegen Russland beschlossen. Der Europäische Rat hat das 17. Sanktionspaket gegen Russland verabschiedet. Mit diesem soll vor allem die sogenannte Schattenflotte von Öltankern soll damit ins Visier genommen werden – mit 189 weiteren sanktionierten Tankern wächst die Gesamtzahl auf 342 Schiffe. Das russische Ölunternehmen Surgutneftegaz wird ebenfalls sanktioniert, weiters werden 45 Firmen und Individuen im Verteidigungssektor auf die Liste gesetzt sowie 31 Firmen, die sogenannte Dual-Use-Güter beziehen könnten. Auch Firmen aus Drittländern sind darunter. Die illegale Ausbeutung der ukrainischen Agrarproduktion sowie die Plünderung von Kulturerbe werden durch Einfrieren von Konten sowie Reisebeschränkungen ebenfalls sanktioniert. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigt indes ein „schlagkräftiges“ 18. Sanktionspaket an. [Quellen: Europäischer Rat – I, II, III; Von der Leyen auf X

EU hebt Syrien-Sanktionen auf. Die Außenminister der Europäischen Union haben sich auf die Aufhebung aller noch verbliebenen Wirtschaftssanktionen gegen Syrien geeinigt. Damit soll der Wiederaufbau des Landes nach dem Sturz des Assad-Regimes ermöglicht werden. Die Sanktionen in Zusammenhang mit dem Assad-Regime und Verstößen gegen Menschenrechte bleiben aufrecht. Die Entscheidung hänge von gewissen Fortschritten ab und könne noch revidiert werden. [Quelle: Statement Kaja Kallas

Verbrauchervertrauen steigt in der EU leicht. Das Verbrauchervertrauen steigt im Mai sowohl in der EU als auch in der Eurozone leicht um +1,4 Prozentpunkte. Die Verluste aus dem April (-2,1 bzw. -2,2 Prozentpunkte) konnten somit teilweise wettgemacht werden. Mit einem Wert von -14,5 Punkten in der EU und -15,2 Punkten in der Eurozone bleibt der Indikator jedoch unter dem langjährigen Durchschnitt von -10 Punkten. [Quelle: EU-Kommission

Deutsche Chemieindustrie zieht an. Im ersten Quartal des Jahres stieg die Produktion in der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie im Vergleich zum Vorquartal um 6,7 % und lag damit 0,6 % über dem Vorjahreszeitraum. Der Umsatz wuchs um 4,4 % im Vergleich zum vierten Quartal 2024 auf 54,8 Mrd. Euro. Wegen der Unsicherheiten in weltweiten Handel rechnet der Branchenverband VCI für heuer aber mit stagnierender Produktion und leicht sinkenden Umsätzen. [Quelle: VCI

Schweizer Maschinenindustrie schrumpft weiter. Im 1. Quartal 2025 sanken die Umsätze der Maschinenindustrie in der Schweiz um 3 % im Vergleich zur Vorjahresperiode, der achte Rückgang in Folge. Die Kapazitätsauslastung in den Betrieben sank auf 81,1 %, deutlich unter dem langjährigen Mittelwert von 86 %. [Quelle: Swissmem

Selektive Agenda:

Heute, Warschau, Polen: 2. Tag informelle Ministertagung „Kohäsionspolitik“ [Info]

Heute, Brüssel, Belgien: Plenartag des Europäischen Parlaments (auch 22.5.)

Heute, Tokio, Japan: Arbeitsbesuch von Bundespräsident Van der Bellen, Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer, WKÖ-Vizepräsident Gady in Japan (bis 24.5.)

10:00 Uhr, Wien: Ministerrat – davor Doorsteps mit Europaministerin Plakolm, Bildungsminister Wiederkehr und Staatssekretärin Schmidt; danach Pressefoyer mit Wissenschaftsministerin Holzleitner, Staatssekretären Pröll und Schellhorn [Info]

12:00 Uhr, Wien: Sondersitzung des Nationalrats auf Verlangen der FPÖ; Thema: „ÖVP-Machtmissbrauch: Staat oder Partei, was steht für Sie an erster Stelle, Herr Bundeskanzler?“ [Info]

12:00 Uhr, Belgien, Brüssel: EU-Kommission präsentiert Binnenmarktstrategie für kleine und mittlere Unternehmen

Selektives Networking:

Jobwechsel und Karriereschritte: Alfred Stern verlängert seinen Vertrag als CEO der OMV nicht – er läuft damit mit August 2026 aus. Walter Semlitsch ist neuer Obmann der steirischen Pendlerinitiative. Sabine Kräftner ist neue Vertriebsleiterin der NOE Immobilien Development. Walter Ruck wurde als Präsident der Wirtschaftskammer Wien wiedergewählt. Martin Kahanec wurde zum leitenden wissenschaftlichen Berater der Europäischen Kommission ernannt. Thomas Hertkorn kehrt als Head of Online Marketing von a&o Hostels zurück. Bernhard Ecker wird neuer Chefredakteur von trend. 

Geburtstage: Wir gratulieren Sylvia Frühwirth-Schnatter zum Geburtstag!

Sehen & gesehen werden:

18:00 Uhr, Wien: Die Österreichische Computer Gesellschaft lädt zum Festakt ihres 50. Jubiläum in den Kuppelsaal der TU Wien u. a. mit Harald Leitenmüller, Wolfgang Pree, Peter Reichstädter. [Info]

18:30 Uhr, Wien: Veranstaltung anlässlich 20 Jahren UNESCO-Konvention im Weltmuseum u. a. mit Staatssekretärin Schmidt [Info]

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