Guten Morgen Österreich!
Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Sara Grasel und Gregor Plieschnig – wir melden uns aus Wien.
News – das müssen Sie heute wissen:
Pflege soll in Schwerarbeitsregelung fallen. Im morgigen Ministerrat könnte beschlossen werden, den Pflegeberuf in die Pensionsregelung für Schwerarbeiter aufzunehmen. Heute hat Sozialministerin Korinna Schumann dazu eine Pressekonferenz anberaumt. Unter Schwerarbeit fallen derzeit vor allem handwerkliche Berufe, ausgewählte landwirtschaftliche Tätigkeiten sowie Paketzusteller und auch einige Gesundheitsberufe. Die Regelung ermöglicht es, Schwerarbeitern mit 60 in Pension zugehen mit einem verringerten Abschlag von 1,8 Prozent pro Jahr. [Quellen: Krone, Aviso Schumann, Berufsgruppen-Listen]
Kommentar: Die Tante aller Wahlschlachten
von Rainer Nowak

Noch selten zuvor hatte ein Wiener Bürgermeister so schwache Gegner und damit so gute Karten. Dass 2025 die Probleme Wiens größer sind als je zuvor, spielt offenbar keine Rolle. Während jede weitere noch so kleine negative Budgetdefizitentwicklung des Bundes dieser Tage zu Recht für Schlagzeilen und Schnappatmung sorgt, ist das auseinanderklaffende Wiener Stadtbudget und der traditionelle Schuldenberg von mittlerweile 10,2 Milliarden Euro wurscht, um einen Begriff zu verwenden, den der Gesundheitsstadtrat gerne formuliert, wenn er auf die muslimische Mehrheit in den Volksschulklassen angesprochen wird.
Grafik (von Christoph Hofer): Laut einer Fiskalrat-Studie stehen den hohen Kosten des Klimatickets (2024: 540 Mio. Euro) verhältnismäßig geringe Emissionseinsparungen von 0,2 Mio. Tonnen CO2 gegenüber. Um eine Tonne CO2 einzusparen, muss der Staat dabei im Schnitt 2.462 Euro investieren – bei der Förderung von Elektroautos oder der Elektrifizierung des Schienennetzes reichen hingegen bereits 319 Euro bzw. 549 Euro. Fiskalratspräsident Badelt kritisiert, dass Kosten-Nutzen-Überlegungen bei der Auswahl klimapolitischer Maßnahmen in Österreich de facto keine Rolle spielen – stattdessen wurde in der Vergangenheit oft mit der Gießkanne gefördert. [Quelle: Fiskalrat-Studie]

„Made in Europe“-Bonus wird auf Schweiz ausgeweitet. Am Donnerstag soll im Nationalrat eine Änderung im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz beschlossen werden. Dabei geht es um eine Ausweitung des „Made in Europe“-Bonus auf die Schweiz. Der Bonus schlägt bis zu 20 Prozent auf den Investitionszuschuss auf, wenn eine PV-Anlage oder ein Stromspeicher mit technischen Komponenten aus europäischer Wertschöpfung errichtet wird. Behandelt wird außerdem ein Entschließungsantrag zu Maßnahmen gehen die hohen Energiekosten. [Quelle: BMWET auf Anfrage]
Klimaticket für 18-Jährige nicht mehr gratis. Das Verkehrsministerium bestätigte am Freitagabend das Aus des Gratis-Klimatickets für 18-Jährige. Die Maßnahme wurde bereits in den blau-schwarzen Regierungsverhandlungen als Teil des Sparpakets angedacht. Eingeführt wurde das kostenlose Ticket im Juli 2024 unter Schwarz-Grün. Seither wurde es von rund einem Viertel der 18-Jährigen angenommen – 25.000 Menschen. Das Klimaticket kostet nun für alle Unter-26-Jährigen 884,20 Euro. [Quellen: BMIMI, Tiroler Tageszeitung]
Staatseinnahmen: Top-Platzierung für Österreich. Österreich liegt bei den Staatseinnahmen als Anteil am BIP in der EU auf Platz 2. 51,6 Prozent der Wertschöpfung fließen in Österreich an den Staat, nur in Finnland ist der Anteil mit 53,4 Prozent noch höher – der EU-Schnitt liegt bei 46,1 Prozent. „Für den Staat liegt das Problem nicht auf der Einnahmenseite, es ist auf der Ausgabenseite zu finden“, sagt Agenda Austria-Ökonom Dénes Kucsera. [Quelle: Agenda Austria]
Leichter Rückgang am Fahrradmarkt. 2024 wurden in Österreich 395.426 Fahrräder an den Handel verkauft – um 6,1 Prozent weniger als 2023 und ungefähr so viel wie 2016. Die Umsätze im Fachhandel gingen um 11,1 Prozent auf 1,05 Mrd. Euro zurück. Damit spiegelt der Fahrradmarkt die allgemeine Konsumzurückhaltung wider. Der E-Bike-Anteil am Gesamtmarkt ist auf 57,17 Prozent gestiegen und damit höher als in Deutschland und der Schweiz. [Quelle: VSSÖ und ARGE Fahrrad]
WKÖ pocht auf abgabenfreies Trinkgeld. Die Wirtschaftskammer hat am Samstag einen Vorstoß für eine komplette Steuer- und Abgabenbefreiung von Trinkgeld gestartet. Das Finanzamt dürfe nicht mitkassieren, wenn Gäste freiwillig den Service von Kellnern honorieren. Trinkgeld ist grundsätzlich lohn- bzw. einkommensteuerfrei, aber es fallen Sozialversicherungsbeträge an. Dafür gibt es abhängig von Branche und Bundesland Pauschalierungen. Laut Regierungsprogramm sollen die Regelungen bundesweit vereinheitlicht werden. [Quellen: WKÖ-Mahrer auf LinkedIn, WB, ÖGK]
Österreicher müssen mehr sparen. 40 Prozent der von Imas befragten Österreicher müssen mehr sparen als vor 5 Jahren, 42 Prozent meinen, dass es ihnen finanziell schlechter geht – bei Frauen und Älteren ist der Anteil jeweils etwas höher. Nur noch 15 Prozent sehen sich jedoch von Preissteigerungen sehr stark betroffen – 2023 waren es noch 22 Prozent. Die meisten sparen beim Essen bzw. Bei Restaurants, der zweithäufigste Sparansatz sind jedoch Kürzungen bei der Veranlagung bzw. Vorsorge. [Quelle: Imas | Grafik: Die Sparquote steigt wieder]
Währungsfonds präsentiert heute globale Wachstumsprognose. Gestern startete in Washington die Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank. Heute wird der IWF eine neue Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft präsentieren – IWF-Chefin Kristalina Georgiewa kündigte bereits deutliche Abwärtskorrekturen an. [Quelle: IWF, April 2025 World Economic Outlook]
Deutsche Wirtschaft etwas weniger pessimistisch. 35 Prozent der vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) befragten deutschen Unternehmen wollen aktuell Jobs streichen – ein leichter Rückgang im Vergleich zu Herbst 2024 (38 Prozent). Der Anteil der Unternehmen, die neue Stellen schaffen wollen, stieg von 17 auf 24 Prozent. Auch die Investitionslaune verbesserte sich im Vergleich zur letzten Befragung. Die Geschäftslage wird aber nach wie vor mehrheitlich negativ eingeschätzt, obwohl sich die Einschätzung leicht verbessert hat. [Quelle: IW Köln]
DHL schränkt Versand in die USA vorübergehend ein. Der deutsche Logistikkonzern DHL hat aufgrund der US-Zölle am Wochenende den Paketversand in die USA eingeschränkt. Betroffen sind Sendungen im Wert von über 800 Dollar an Privatpersonen für einige Tage. B2B-Sendungen sind nicht betroffen. [Quelle: Medienberichte, DHL]
Rohstoffdeal Ukraine-USA in Endzügen. Am 26. April könnte das Rohstoffabkommen zwischen Ukraine und USA in Washington unterzeichnet werden. Die finale Verhandlungsrunde ist laut Ukraine für 24. April anberaumt. Sicherheitsgarantien sind in der Absichtserklärung, die vergangene Woche von USA und Ukraine unterzeichnet wurde, nicht enthalten. [Quelle: Medienberichte]
Selektive Agenda:
Budapest, Ungarn: Nationalratspräsident Rosenkranz in Ungarn, Treffen u.a. mit Parlamentspräsident Kövér, Ministerpräsident Orbán, Außenminister Szijjártó und Kanzleramtsminister Gulyás
9:00 Uhr, Wien: Innenausschuss des Nationalrats im Parlament
9:00 Uhr, Wien: Statistik Austria veröffentlicht „Forschung und Entwicklung (F&E) – Globalschätzung 2025 (vorläufig)“
15:00 Uhr, Washington, USA: Internationaler Währungsfonds (IWF) veröffentlicht „World Economic Outlook“ und danach „Global Financial Stability Report“ [Live]
Wochenvorschau
Heute veröffentlicht der IWF seinen Ausblick auf die Weltwirtschaft sowie seinen weltweiten Finanzstabilitätsreport. Sozialministerin Korinna Schumann legt heute ihre Pläne zur Aufnahme von Pflegeberufen in die Schwerarbeitspensionsregelung vor. Nationalratspräsident Walter Rosenkranz trifft in Ungarn Viktor Orbán.
Am Mittwoch steht ein Ministerrat an, bei dem die „Pflege als Schwerarbeit“ beschlossen werden könnte. Außenministerin Beate Meinl-Reisinger trifft ihren slowakischen Amtskollegen Juraj Blanár in Bratislava. Am Abend veröffentlicht die US-Notenbank Fed ihr Update zur US-Konjunktur („Beige Book“).
Am Donnerstag präsentiert die Industriellenvereinigung ihre Konjunkturumfrage für das erste Quartal 2025 und die Volksanwaltschaft ihren Jahresbericht. Der rumänischer Außenminister Emil Hurezeanu ist zu einem Arbeitsbesuch in Wien. Außerdem tagt der Nationalrat – Themen u.a. eine Änderung im EAG (s.o.) und ein Entschließungsantrag zu gezielten Entlastungen bei den Energiekosten.
Am Freitag ist u.a. der temporäre Stopp des Familiennachzugs von Flüchtlingen im Nationalrat.
Selektives Networking:
Jobwechsel und Karriereschritte: Ivan Vlaho übernimmt ab August zusätzlich zu seiner Rolle als CEO der UniCredit-Österreich die Aufgaben als Country Manager von Robert Zadrazil, der das Unternehmen verlässt. Weltwirtschaftsforums-Gründer Klaus Schwab ist als Vorsitzender des WEF-Kuratoriums zurückgetreten. Seine Aufgaben übernimmt interimistisch der Vize-Vorsitzende Peter Brabeck-Letmathe. Der Aufsichtsrat von Linz Textil hat Kai Seesemann per 1. Juli zum Vorstandsmitglied ernannt. Er wird neben Vorstandsvorsitzendem Friedrich Schopf und Finanzvorständin Eveline Jungwirth als CEO tätig sein. Rafael Fingerlos wird ab Jahresbeginn 2026 neuer künstlerischer Leiter der Sparte Musik der Salzkammergut Festwochen Gmunden.
Geburtstage: Wir gratulieren Markus Achleitner und Hans Robert Hansen zum Geburtstag.
Sehen & gesehen werden:
18:00 Uhr, Wien: „Super Tuesday“ der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft zum Thema „Rechenzentren – ein globaler Megatrend streift Österreich“ mit u.a. Markus Colle (CEO, Styr-Group), Klemens Eiter (CEO, Porr AG), Monika Rosen (Vizepräsidentin, ÖAG) – auch online via Zoom [Info]
19:30 Uhr, Wien: Das Österreichische Institut für Internationale Politik lädt zu einem Theaterstück mit anschließendem Publikumsgespräch ins Burgtheater: „Akins Traum vom Osmanischen Reich“ u.a. mit Cengiz Günay, Lea Goebel, Eva Konzett. [Info]