Guten Morgen Österreich!
Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Stephan Frank und Gregor Plieschnig – wir melden uns aus Wien.
News – das müssen Sie heute wissen:
Unternehmensstimmung in der Eurozone sinkt. Der S&P Global Einkaufsmanagerindex ist von April auf Mai von 50,4 Punkten auf 49,5 Punkte gesunken. Damit fällt der Index unter die Wachstumsschwelle von 50,0 Punkten und verzeichnet ein 6-Monats-Tief. Der Index der Dienstleistungsaktivität erreicht dabei aufgrund schwacher Binnennachfrage ein 16-Monats-Tief von 48,9 Punkten (April: 50,1), während der Industrieindex leicht steigt. Mit 49,4 Punkten (April: 49,0) liegt die Industrie im Mai zwar weiterhin unter der Wachstumsschwelle, erreicht aber ein 33-Monats-Hoch. [Quelle: S&P Global]
„Lieferkettenrichtlinie unrealistisch und nicht durchführbar“
Interview mit Harald Oberhofer
Wifo-Ökonom Harald Oberhofer ordnet die bisher präsentierten Omnibus-Gesetzespakete der EU-Kommission ein und erklärt, warum er die „aus einer politischen Mode heraus“ entstandene Lieferkettenrichtlinie für „gut gemeint aber schlecht gemacht“ hält. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht mehr in Kraft treten wird, sei deutlich gestiegen.
Grafik (von Christoph Hofer): Bei einem Bruttogehalt von 3.500 Euro pro Monat liegt die zusätzliche Belastung durch das in Zukunft nicht mehr ausgeglichene Drittel der Kalten Progression bei 48 Euro im Jahr 2026. Bis ins Jahr 2029 kumuliert sich die Belastung in Folge auf 430 Euro. „Das Besondere an der Kalten Progression ist, dass ihr Effekt fortlaufend wirkt”, so Agenda Austria-Ökonom Dénes Kucsera. Für Bruttomonatseinkommen ab 4.000 Euro beträgt die kumulierte zusätzliche Belastung bereits mindestens 720 Euro. [Quelle: Agenda Austria]

Japan und Österreich wollen enger zusammenarbeiten. Japan und Österreich wollen ihre Handelsbeziehungen vertiefen und haben zu diesem Zweck eine Willensbekundung unterzeichnet. Japan ist der zweitgrößte Handelspartner Österreich in Asien – das Wirtschaftsministerium rechnet mit einem weiteren Potenzial von 1,5 Mrd. Euro. Die Zusammenarbeit soll vor allem bei Forschung und Technologieentwicklung in der Industrie, bei Startups, Umwelttechnologien und Wasserstoff ausgebaut werden. [Quelle: BMWET]
Nationalrat beschließt Teil 2 des Sparpakets. Die Koalitionsparteien haben den zweiten Teil des Budgetsanierungsmaßnahmengesetzes im Nationalrat beschlossen. Das Gesetz umfasst u. a. das verbleibende Drittel der „Kalten Progression“, die Erhöhung von Bundesgebühren und der Glücksspielabgabe, die Umwidmungsabgabe sowie höhere Krankenversicherungsbeiträge für Pensionisten (von 5,1 % auf 6 %). Der erste Teil mit u. a. Bildungskarenz, Bankenabgabe, Spitzensteuersatz-Verlängerung wurde im März beschlossen. Das umfangreiche Budgetbegleitgesetz folgt im Juni. [Quelle: Parlamentskorrespondenz]
Österreich erhöht Beitrag für ESA. Anlässlich des 50.-jährigen Jubiläums der European Space Agency (ESA) wird Österreich seinen Beitrag von 260 Mio. Euro auf 320 Mio. Euro heben. „Jeder Euro ist hier gut investiert“, so Infrastrukturminister Hanke. Im Jahr 2024 habe es eine Bruttowertschöpfung von 198 Mio. Euro in der österreichischen Weltraumwirtschaft gegeben. [Quelle: BMIMI]
Optimistischer EZB-Blick auf Inflation. Die Europäische Zentralbank EZB geht laut dem Protokoll der April-Sitzung davon aus, dass die Inflation im Euroraum mittelfristig die Zielmarke von 2 % erreichen wird. Die kurzfristigen Auswirkungen des Zollkonflikts mit den USA dürften die Teuerung drücken und stärker wirken als die anziehende Wirtschaft. Im April lag die Teuerungsrate in der Eurozone bei 2,2 %. [Quelle: EZB]
EU-Zölle auf Dünger aus Belarus und Russland. Landwirtschaftliche Erzeugnisse aus Belarus und Russland werden mit zusätzlichen 50 % Zoll belegt. Weiters wird der Import von Düngemittel aus beiden Ländern mit 6,5 % Zoll sowie einem Aufschlag von 40 bis 45 Euro pro Tonne sanktioniert. Der Aufschlag soll bis 2028 auf 430 Euro pro Tonne steigen. Das EU-Parlament hat den entsprechenden Kommissionsvorschlag mit 411 zu 78 Stimmen angenommen. Der Europäische Rat muss die Maßnahmen noch formal verabschieden, bevor sie in Kraft treten können. [Quelle: Europäisches Parlament]
EU-Parlament für weniger strenge CO2-Abgaben. Das EU-Parlament hat für Ausnahmen und Vereinfachungen beim CO2-Grenzausgleichssystem CBAM gestimmt. Neue Schwellenwerte würden rund 90 % der Importe aussparen, gleichzeitig aber trotzdem 99 % der Emissionen treffen. Das Parlament kann nun Verhandlungen mit dem Rat über die endgültige Ausgestaltung des Gesetzes beginnen. [Quelle: EU-Parlament]
BIP in der OECD nur um 0,1 % gewachsen. Nach einem Anstieg von +0,5 % im 4. Quartal 2024 ist die Wirtschaftsleistung der Mitgliedstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im 1. Quartal 2025 nur um +0,1 % gewachsen. Die USA (-0,1 %) und Japan (-0,2 %) verzeichneten das geringste Wachstum, das Vereinigte Königreich (+0,7 %) das stärkste. Im Vergleich zum Vorjahresquartal lag das Wirtschaftswachstum im 1. Quartal 2025 bei +1,6 %. Unter den G7-Nationen verzeichnete hier Kanada (+2,3 %) vor den USA (+2,0 %) das stärkste Wachstum, Deutschland schnitt mit einem Rückgang von -0,2 % am schlechtesten ab. [Quelle: OECD]
Deutsche Konjunktur mit leichten Besserungssignalen. Im Unterschied zu Prognosen der deutschen Wirtschaftsweisen im Auftrag der Bundesregierung und der EU-Kommission, die beide eine Stagnation vorhersagen, rechnet das Ifo-Institut mit einem leichten Konjunkturwachstum für 2025. Im laufenden zweiten Quartal erwartet man ein Plus von 0,1 %. Der entsprechende Geschäftsklimaindex stieg im Mai auf 87,5 Punkte, nach 86,9 Punkten im April. Dies war auf die weniger skeptischen Erwartungen zurückzuführen. [Quellen: Medienberichte, Ifo-Institut]
Unternehmensstimmung in den USA steigt. Der S&P Global Einkaufsmanagerindex ist von April auf Mai von 50,6 Punkten auf 52,1 Punkte gestiegen. Die Dienstleister legen von 50,8 auf 52,3 Punkte zu, die Industrie von 50,2 auf 52,3 Punkte und die Produktionserwartungen erreichen nach 49,6 Punkten im April mit 50,7 Punkten wieder den Wachstumsbereich. Die Zollpause mit China hat den wirtschaftlichen Ausblick verbessert, die Zukunftserwartungen liegen jedoch weiterhin unter dem Vorjahresdurchschnitt. Der Arbeitsmarkt bleibt stabil, die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den Vereinigten Staaten gingen in der Vorwoche um rund 2.000 auf 227.000 zurück. [Quellen: S&P Global, US Department of Labor]
Bitcoin auf neuem Rekordhoch. Die Digitalwährung Bitcoin erreicht mit knapp 112.000 US-Dollar ein neues Rekordhoch. Im Verlauf des heurigen Jahres ist Bitcoin um knapp ein Fünftel im Wert gestiegen. [Quelle: Marketwatch]
Selektive Agenda:
9:00 Uhr, Brüssel, Belgien: EU-Rat „Wettbewerbsfähigkeit“ mit Wissenschaftsministerin Holzleitner [Info]
9:00 Uhr, Wien: Landwirtschaftsminister Totschnig präsentiert 10-Punkte-Aktionsprogramm bei Hochwasser [Info]
15:00 Uhr, Linz: Finanzminister Marterbauer besucht Tabakfabrik Linz [Info]
Selektives Networking:
Jobwechsel und Karriereschritte: Maria Fradler ist neue Kaufmännische Direktorin im Klinikum am Kurpark Baden. Tina Seebacher-Breitfuss übernimmt Medienmanagement von Philipp Eng. Richard Crevenna übernimmt die Präsidentschaft der österreichischen Schmerzgesellschaft. Michael Gehbauer ist zum neuen Obmann des Verbands der gemeinnützigen Bauvereinigungen gewählt worden, Isabella Stickler als neue Obmann-Stellvertreterin. Christian Petzold wird neuer Viennale-Präsident. Jan Thies übernimmt neben der Kommunikationsleitung auch die Agenden für Strategie und Innovation bei der Österreichischen Apothekerkammer. Rainer Seele soll künftig das Chemiegeschäft von ADNOC leiten. Harald Zierfuß ist neuer Klubobmann der Wiener ÖVP.
Geburtstage: Wir gratulieren Ursula Plassnik und Gabi Burgstaller zum Geburtstag. Am Samstag feiern Alma Zadić, Doris Wendler und Stephanie Krisper, am Sonntag Lukas Hammer und Sonja Steßl.
Sehen & gesehen werden:
Heute, Österreichweit: Lange Nacht der Kirchen [Info]
21:30 Uhr, Wien: 125. Concordia Ball im Wiener Rathaus [Info]