Guten Morgen Österreich!
Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Gregor Plieschnig, Stephan Frank und Sara Grasel – wir melden uns aus Wien.
News – das müssen Sie heute wissen:
Weniger Fördergeld für Erneuerbare-Energie-Anlagen. Gestern ist der erste Fördercall für Erneuerbare-Energie-Anlagen gestartet. Insgesamt stehen heuer rund 70 Mio. Euro bereit, davon 60 Mio. Euro für PV-Anlagen – das gesetzliche Mindestmaß. 2024 floßen 150 Mio. Euro. Für PV und Stromspeicher kommt mit dem 2. Fördercall am 23. Juni ein zusätzlicher „Made in Europe“-Bonus von 20 Prozent, wenn europäische Komponenten verwendet werden. [Quellen: BMWET, OeMAG]
Kommentar: „Konzerne enteignen!“ – staatliche Jugendförderung auf Irrwegen
von Sara Grasel
Die Sozialistische Jugend hat eine ganz eigene Vorstellung, wie Klimaschutz am besten gelingt: „Konzerne enteignen!“ Jetzt könnte man das als jugendlich-empörte Zuspitzung links-linker Ideen abtun und hoffen, dass der Reifeprozess den Betroffenen ein differenzierteres Weltbild ermöglicht. Auf den Stickern prangt aber auch das Logo des Bundeskanzleramts. Hier wird mit der Marke Bundeskanzleramt für eine Politik Stimmung gemacht, die schon ganze Staaten heruntergewirtschaftet hat.
Grafik (von Christoph Hofer): Als einziges Industrieland soll Österreichs Wirtschaft auch 2025 schrumpfen. Um rund 0,3 Prozent, so das Ergebnis der April-Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF). Wachstumsspitzenreiter der Gruppe sind Malta (3,9 Prozent), Israel (3,2 Prozent) und Kroatien (3,1 Prozent). Im Schnitt wird für die Industrieländer ein Wachstum von 1,4 Prozent erwartet – das sind um 0,5 Prozentpunkte weniger als noch Anfang des Jahres angenommen wurde (1,9 Prozent). Vor allem der Zollstreit mit den USA drückt aufs Wachstum. Im Szenario des IWF wurde allerdings noch mit dem Stand der „reziproken“ Zölle des 4. April kalkuliert. Inzwischen wurde der neue Basiszoll für US-Importe aus der EU von 20 auf 10 Prozent reduziert. [Quelle: IWF]
Mieten steigen, Wohnbau schwächelt. Im ersten Quartal 2025 sind die Mietpreise für angebotene Wohnungen in Österreich um im Durchschnitt 4 Prozent auf 14,9 Euro pro Quadratmeter gestiegen – in Tirol, Wien und Salzburg stiegen die Bruttomieten erstmals über die 20-Euro-Marke. Den größten Anstieg verzeichnete Salzburg mit 13 Prozent, die höchsten Mieten gab es in Tirol mit 20,74 Euro pro Quadratmeter. Während das Interesse an Eigentum wieder leicht steigt, geht die Nachfrage nach Mietwohnungen leicht zurück. Die Bautätigkeit ging indes stark zurück – wurden vor drei Jahren noch rund 46.000 Wohnungen fertiggestellt, werden es 2026 nur noch 25.000 sein. Ab dann wird eine leichte Erholung im Wohnbau vorausgesagt. [Quellen: ImmoScout24, WKÖ]
Lohnabschluss für Chemische Industrie und Holzindustrie. In der 3. Verhandlungsrunde konnten Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter sowohl in der Chemischen Industrie als auch in der Holzindustrie eine Einigung erzielen. Für die 50.000 Beschäftigten in der Chemischen Industrie steigen die Gehälter mit 1. Mai 2025 um 2,65 Prozent – mindestens um 80 und maximal um 113 Euro, wobei in den höchsten Verwendungsgruppen einheitlich um nur 60 Euro erhöht wird. In der Holzindustrie gibt es für rund 27.4000 Beschäftigte ein Plus von 2,8 Prozent. Im Rahmen eines zweijährigen KV-Abschlusses ist in der Holzindustrie dann für 1. Mai 2026 eine Erhöhung in Höhe der rollierenden Inflation vorgesehen. [Quelle: Fachverband Chemische Industrie, ÖGB, Fachverband Holzindustrie]
Strom- und Gasgroßhandelspreise sinken. Der Großhandelspreis für Strom für Mai sinkt um 18,1 Prozent zum Vormonat auf 65,07 Euro pro Megawattstunde. Das entspricht einem Anstieg von 15,4 Prozent zum Vorjahr. Der Gaspreis beträgt 38,66 Euro pro MWh, ein Minus von 11,1 Prozent zum Vormonat, ein Anstieg um 28,7 Prozent zum Vorjahr. [Quelle: Österr. Energieagentur]
Österreicher unzufrieden mit Job – aber geringste Wechselwilligkeit. Beschäftigte in Österreich weisen im Vergleich ein besonders niedriges Mitarbeiterengagement auf. Mit nur 9 Prozent Engagement rangiert Österreich auf Platz 31 von 38. Aber nur ein Fünftel der Beschäftigten hat vor, seinen Arbeitsplatz zu verlassen – Österreich landet damit am letzten Platz in der Wechselbereitschaft. Gleichzeitig beurteilen aber fast zwei Drittel der Beschäftigten die aktuelle Situation als eine gute Zeit, einen neuen Job zu finden. [Quelle: Gallup, Marco Nink auf Linkedin]
Wasserstoff-Tankstellen werden gesperrt. In Österreich werden bis September wegen mangelnder Nachfrage alle öffentlichen Wasserstoff-Tankstellen geschlossen. Laut einem Bericht der „Presse“ kann dann die EU-Vorgabe zum Betrieb von 10 solchen Tankstellen in Österreich nicht mehr erfüllt werden. Das Ministerium bedauert die Schließung laut Bericht, sieht aber den Betreiber OMV am Zug – das Ziel sei, die EU-Vorgaben zu erfüllen. Derzeit sind rund 60 entsprechende Pkw in Österreich zugelassen. Für Busse und Lkw gibt es teilweise private Tankstellen. [Quelle: Die Presse]
EU-Exporte in die USA im Februar stark gestiegen. Die EU-Länder erwirtschafteten im Februar einen Handelsbilanzüberschuss von 23 Mrd. Euro mit dem Rest der Welt, im Vergleich zu 21,8 Mrd. Euro im Vorjahresmonat. Die Exporte stiegen um 7 Prozent auf 225,4 Mrd. Euro, die Importe legten um 7,2 Prozent auf 202,4 Mrd. Euro zu. Der Überschuss gegenüber den USA, ein erheblicher Faktor im aktuellen Zoll-Konflikt, stieg von 14,8 Mrd. Euro auf 23,6 Mrd. Euro – getrieben von einem starken Anstieg der Exporte (22,4 Prozent), während die Importe um 2,4 Prozent wuchsen. [Quelle: Eurostat]
Baugewerbe in Europa schwächelt. Die Produktion im Baugewerbe ist im Februar im Vergleich zum Vormonat zurückgegangen: um 0,5 Prozent in der Eurozone und um 0,4 Prozent im der EU. Im Jänner gab es noch ein Wachstum von 0,6 Prozent in der Eurozone und 0,2 Prozent in der Union. [Quelle: Eurostat]
Trump könnte China-Zölle drastisch senken. Das Wall Street Journal will von einem Insider erfahren haben, dass US-Präsident Donald Trump eine deutliche Senkung der Zölle gegen China erwägt, um den Handelsstreit zu entschärfen. Die Zölle für Waren aus der Volksrepublik könnten auf etwa 50 bis 65 Prozent gesenkt werden. Die Financial Times berichtet, dass vor allem die US-amerikanischen Autobauer entlastet werden könnten, in dem die Zölle auf aus China importierte Autoteile reduziert werden. Derzeit liegen die Zölle der USA für Waren aus China bei 145 Prozent. Entschieden ist das aber noch nicht – US-Finanzminister Scott Bessent relativiert: er glaube nicht, dass es ein einseitiges Angebot zur Deeskalation geben könne. Man stehe jedenfalls täglich mit China in Kontakt, so US-Präsident Trump am Rande eines Medientermins. [Quellen: Medienberichte, WSJ, Financial Times]
Industriestimmung hellt sich trotz Zollstreit auf. Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone von S&P Global ist im April um 0,8 Punkte auf 50,1 Zähler gesunken und blieb damit nur knapp über der Wachstumsschwelle von 50. Der Indikator für die Industrie hat sich etwas verbessert, bleibt aber unter der Wachstumsschwelle. Trotz des Zollstreits konnte die Produktion ausgeweitet werden, der Stellenabbau ist gesunken und die Gewinnmargen gestiegen, analysiert Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, und weiter: „Zudem sind die aufgrund der Rezessionsängste in den Vereinigten Staaten gesunkenen Energiepreise derzeit ein Segen für die Produzenten der Eurozone.“ Der Dienstleistungsindikator ist gesunken und nun unter die 50-Punkte-Schwelle gerutscht. [Quellen: S&P Global, Aussendung Hamburg Commercial Bank]
Rekord bei globalem Windkraftausbau. Im Vorjahr wurden weltweit 117 Gigawatt (GW) an Windkraftleistung neu errichtet, ein neuer Rekordwert. Rund 93 Prozent der neu errichteten Kapazität wurden dabei auf Land gebaut. Die kumulierte Onshore-Kapazität hat damit erstmals die Marke von 1.000 GW überschritten. Europa verzeichnete einen Zuwachs von rund 17 GW – ein Plus von knapp 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. China bleibt Platzhirsch, dort wurden 70 Prozent der neuen Anlagen errichtet. [Quelle: IG Windkraft]
Selektive Agenda:
Washington, USA: IWF/Weltbank-Frühjahrstagung: Treffen der G20-Finanzminister und -Notenbankgouverneure
6:00 Uhr, Brüssel: Europäischer Autohersteller-Verband ACEA veröffentlicht „Pkw-Neuzulassungen März“
9:00 Uhr, Wien: Nationalratssitzung, u. a. aktuelle Stunde der FPÖ, aktuelle Europastunde der SPÖ, Änderungen im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) [Info]
9:00 Uhr, Wien: Statistik Austria veröffentlicht „Baubewilligungen 2024“
10:30 Uhr, Wien: Die Industriellenvereinigung veröffentlicht die Konjunkturumfrage für das 1. Quartal 2025
11:00 Uhr, Wien: Außenministerin Meinl-Reisinger empfängt ihren Amtskollegen aus Rumänien, Hurezeanu
Selektives Networking:
Jobwechsel und Karriereschritte: Claudia Brey wurde zum neuen Präsidiumsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) gewählt, Christoph Schäffer (CARSO) und Peter Stellnberger (Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien) wurden als ÖGNI-„Botschafter“ vorgestellt. Helmut Bieler übernimmt nach dem Tod von Peter Kostelka interimistisch den Pensionistenverband (PVÖ). Commercial Director Peter Strutz übernimmt die Gesamt-Leitung Sales bei ProSiebenSat.1 PULS 4. Christa Hörmann ist zur geschäftsführenden Vizepräsidentin des Gewerkschaftsbunds bestellt worden. Lisa-Maria Moosbrugger wird neue Marketingleiterin von Coca-Cola Österreich.
Geburtstage: Wir gratulieren Johannes Rauch, Helmut Brandstätter, Georg Pölzl und Markus Langes-Swarovski zum Geburtstag.
Sehen & gesehen werden:
17:00 Uhr, Wien: „Rumänien und Österreich: Eine Zukunftspartnerschaft für ein starkes Europa“ im Palais Epstein u.a. mit Emil Hurezeanu, Petra Bayr, David Stögmüller, Cornelius Granig, Christian Ultsch [invite only]
18:00 Uhr, Wien: European Forum Alpbach (EFA) lädt zur Diskussion „Europas Weg zur Energieunion – Was jetzt passieren muss“ in die Wipplingerstraße, u.a. mit Andreas Schieder, Gerhard Christiner, Viktoria Ritter [Info]
19:00 Uhr, Wien: UrbanIn – The Afterwork Club, Kick off [Info & Tickets]
Morning in Brief
