Guten Morgen Österreich!
Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Sara Grasel und Stephan Frank – wir melden uns aus Wien.
News – das müssen Sie heute wissen:
Bankenabgabe. Die Diskussion um eine Bankenabgabe reißt nicht ab, obwohl sie von den regierungsverhandelnden Parteien bisher nicht bestätigt wurde. Am Mittwoch könnte das Thema bei den Verhandlungen der Untergruppen zum Thema Finanzen auf der Agenda stehen. Am Rande einer Konferenz in Budapest soll sich Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann für eine solche Abgabe ausgesprochen haben. In einem Interview warnte Oberbank-Chef Franz Gasselsberger davor, dass eine solche Abgabe die Kreditfinanzierung unter Druck bringen könnte, auf die die österreichische Wirtschaft angewiesen sei. 2011 wurde infolge der Finanzkrise und Bankenrettung eine Bankenabgabe unter dem Titel „Stabilitätsabgabe“ in Höhe von bis zu 0,11 Prozent der durchschnittlichen unkonsolidierten Bilanzsumme des Kreditinstitutes eingeführt, 2017 wurde sie stark eingeschränkt. [Quellen: Holzmann via Bloomberg, Gasselsberger via SN, Stabilitätsabgabe via Budgetdienst, Stabilitätsabgabe ab 2017]
Kommentar: Wer zahlt die Pension?
von Laura Raggl

Das Pro-Kopf-Geldvermögen eines Landes lässt sich nur im Kontext seiner Sozial- und Steuersysteme sinnvoll einordnen. Eine einfache Regel: Hohe Steuern führen zu umfangreichen Sozialleistungen, wodurch weniger privates Vermögen benötigt wird, um den Lebensstandard zu sichern. Dieser Effekt wird auch in Österreich erhofft und der arbeitenden Bevölkerung versprochen. Hierzulande setzen viele Menschen nicht auf langfristige Vermögenswerte wie Immobilien oder Aktien, sondern verlassen sich auf das staatliche Pensionssystem. Doch angesichts des demografischen Wandels ist es schwer vorstellbar, dass dieses System langfristig tragfähig bleibt.
Grafik (von Christoph Hofer): Knapp 260.000 Euro Finanzvermögen besitzt der durchschnittliche US-Amerikaner nach Abzug von Schulden. Das entspricht mehr als dem dreifachen Finanzvermögen eines durchschnittlichen Österreichers (70.410 Euro). In den letzten 20 Jahren haben die Wertsteigerungen der Finanz-Portfolios in den USA – mit ihrer starken Ausrichtung auf Kapitalmärkte – im Schnitt um 62,4 Prozent zum jährlichen Wachstum beigetragen; in Westeuropa liegt dieser Wert bei 34,2 Prozent. Während sich das Finanzvermögen in Westeuropa in dieser Zeit verdoppelt hat (+ 104 Prozent), beträgt der Anstieg in den USA 178 Prozent. [Quelle: Allianz]

Mehr Firmenübernahmen. In Österreich stieg die Zahl der Firmenfusionen- und -übernahmen (Mergers & Acquisitions) 2024 um 7,9 Prozent auf 245 Deals. Das Transaktionsvolumen sank um 24,2 Prozent auf 5 Mrd. Euro. Technologie und Industrie blieben wichtigste Sektoren. Auffällig ist laut EY das Fehlen großer Deals über 1 Mrd. Euro. Bei privatem Risikokapital gab es einen Anstieg, insgesamt bleibt es aber mit 10 Prozent de Transaktionen und 16 Prozent des Volumens niedrig. 74 Prozent der ausländischen Investoren kamen aus Europa, angeführt von Deutschland, 12 Prozent aus den USA. [Quelle: EY]
IT-Fachkräftemangel. Im Jahr 2024 beschäftigten 20 Prozent der österreichischen Unternehmen IT-Fachkräfte. Österreich liegt damit im EU-27-Schnitt. Zwei von drei Unternehmen, die 2023 IT-Fachkräfte suchten, hatten Schwierigkeiten, diese Stellen zu besetzen. Die größten Hürden waren zu wenige Bewerber sowie mangelnde Qualifikation und Erfahrung. [Quelle: Statistik Austria]
Klimaneutralität 2040. Die Ökologisierung der Wirtschaft könnte das Wirtschaftswachstum in Österreich laut einer aktuellen Studie bis 2050 zusätzlich um 3,3 Prozent ankurbeln. Der Thinktank Oecolution fordert indes, das Ziel der Klimaneutralität 2040 zu überdenken. Bis 2040 sei lediglich ein Emissionsrückgang von 50 Prozent zu erwarten. Eine Anpassung an das europäische Ziel mit 2050 würde Spielraum für Investitionen schaffen. Österreich zählte im europäischen Vergleich zu jenen Ländern, die einen besonders hohen Anteil an schwer zu dekarbonisierenden Emissionen aufweisen. [Quellen: Kontext, Oecolution]
Verteilung der Netzkosten. Wirtschaftskammer-Generalsekretär Wolfgang Hattmannsdorfer fordert eine faire Verteilung der Netzkosten – wer mehr verbraucht, soll mehr bezahlen. Um Energiekosten vor allem für die Industrie zu senken, brauche es einen stärkeren Ausbau erneuerbarer Energien. Es sei ein „standortpolitischer Schlüsselfaktor, die heimischen Energieressourcen (Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie und Biomasse)“ noch besser zu nutzen. Versorgungssicherheit und günstigere Preisen könnten so gewährleistet werden. Weiters brauche es eine Verkürzung der Genehmigungsverfahren für Energieprojekte. [Quellen: Hattmannsdorfer auf Linkedin, Die Presse, Ö1]
Risikobild 2025. Das gestern präsentierte „Risikobild 2025“ des Bundesheers informiert über die aktuelle und künftige Sicherheitslage Österreichs und soll die Bedeutung der aktuellen Bedrohungen für die Demokratie in Österreich sichtbar machen – mit besonderem Augenmerk auf Cybergefahren. Es beschreibt globale Risiken und Herausforderungen (Beiträge u. a. zu BRICS; Chinas außenpolitischer Doppelstrategie und Rolle in der globalen Industrierezession; Indiens strategischer Autonomie) sowie Krisen und Konflikte im Umfeld Europas (u.a. russische Invasion der Ukraine; Nahost). [Quelle: verteidigungspolitik.at, Risikobild 2025]
EU-Sanktionen. Die Sanktionen gegen Russland wurden von den EU-Außenministern bis zum 31. Juli 2025 verlängert. Russland müsse für den Schaden, den es verursacht, bezahlen, so EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas. Ungarn hatte zuvor sein Veto gegen die Sanktionen zurückgezogen, da es die geforderten Garantien hinsichtlich Energiesicherheit erhalten habe. Teilweise ausgesetzt wurden hingegen die Sanktionen gegen Syrien. Dem Land soll eine Chance für wirtschaftliche Entwicklung gegeben werden, so Außenminister Schallenberg. Die EU solle währenddessen genau prüfen, ob die neuen syrischen Machthaber ihren Verpflichtungen nachkommen. [Quellen: Rat der Europäischen Union, Kaja Kallas auf X, Peter Szijjarto auf Facebook, BMEIA]
Globaler E-Auto-Markt. 2024 wuchs der globale Markt für reine Elektroautos (BEV) um 14 Prozent im Vergleich zum Jahr 2023. Dieses Wachstum lässt sich vor allem auf den chinesischen Markt zurückführen, welcher um 20 Prozent wachsen konnte. Hingegen gingen E-Auto-Verkäufe in den wichtigsten europäischen Märkten um 6 Prozent zurück. Trotz Ausgleichszöllen blieben chinesische E-Auto-Exporte in die EU stabil. [Quelle: Strategy&PwC]
Chinesische Autos, made in EU. Wer in der EU industrielle Produkte vermarkten will, soll auch hier produzieren. Mit diesem Wunsch will die deutsche Gewerkschaft IG Metall die Beschäftigung in Europa ankurbeln. Eine solche „Local Content Strategie“ soll dafür sorgen, dass chinesische Autos künftig in Europa mit lokalen Komponenten gefertigt werden. [Quelle: IG Metall]
US-Universalzölle. Der gestern im US-Senat mit deutlicher Mehrheit bestätigte US-Finanzminister Scott Bessent brachte erneut universale Zölle auf jegliche US-Importe ins Spiel. Diese sollen bei 2,5 Prozent beginnen und dann monatlich ansteigen, bis zu einem Wert von 20 Prozent. [Quelle: Financial Times]
Schlechte Stimmung in deutscher Industrie. Deutsche Unternehmen schätzen die aktuelle wirtschaftliche Lage im Jänner zwar etwas besser ein als noch im Dezember – der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg von 84,7 Punkten auf 85,1 Zähler. Die Erwartungen für die kommenden Monate haben sich aber weiter eingetrübt. In der Industrie wird auch die aktuelle Lage schlechter bewertet. Im Dienstleistungssektor hellte die Stimmung auf, vor allem bei IT-Dienstleistungen. [Quelle: Ifo-Institut]
Selektive Agenda:
Heute, Straßburg: Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (bis 31. Jänner)
Heute, Warschau: Informeller EU-Rat Jugend, Bildung, Kultur und Sport
Heute, Eisenstadt: Regierungsverhandlungen zwischen SPÖ und Grüne zur Bildung einer neuen burgenländischen Landesregierung
Ab 10:00 Uhr, Brüssel: EU-Rat Allgemeine Angelegenheiten der Außen- und Europaminister [Info]
18:00 Uhr, Frankfurt: EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen bei einem informellen Abendessen mit EZB-Präsidentin Lagarde
Selektives Networking:
Jobwechsel und Karriereschritte: Der bisherige CEO von Magenta Telekom in Österreich, Rodrigo Diehl, übernimmt ab 1. März die Verantwortung für das Deutschland-Geschäft der Deutschen Telekom – seine Rolle in Österreich übernimmt vorerst Dominique Leroy. Florian Koppler, Landesgeschäftsführer der SPÖ Oberösterreich, wechselt in die Privatwirtschaft. Martin Wolf ist mit Jahresbeginn bei Deloitte im Bereich Financial Advisory zum Director aufgestiegen. Das Steuerberatungsunternehmen TPA hat Christian Kohn zum Partner ernannt. Max Bankewitz löste bei Zalando Christoph Lütke Schelhowe als Länderverantwortlicher für die DACH-Region ab.
Geburtstage: Wir gratulieren Karl Schlögl zum Geburtstag!
Heute um 17 Uhr beginnt in China das Jahr der Schlange (Neujahr).
Sehen & gesehen werden:
Ab 8:30 Uhr, Wien: 10. Wiener Innovationskonferenz im Rathaus unter dem Thema Wettbewerbsfähigkeit u.a. mit Peter Hanke, Patricia Neumann, Andreas Nemeth, Silvia Angelo uvm. [Info]