Morning in Brief

Morning in Brief, 28. November 2024

Guten Morgen Österreich!

Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Sara Grasel, Christoph Hofer und Stephan Frank – wir melden uns aus Wien.

News – das müssen Sie heute wissen:

Erwerbsbevölkerung stagniert. Die Bevölkerungszahl in Österreich wird bis 2040 um 5,5 Prozent auf 9,6 Mio. steigen (derzeit 9,2 Mio.). Besonders stark wird das Wachstum bei den über-65-Jährigen ausfallen, deren Anteil sich bis 2040 von derzeit 19,7 Prozent auf 26,7 Prozent vergrößern wird. Die Zahl der Erwerbspersonen wird im Jahr 2040 um rund 0,8 Prozent geringer sein als im Jahr 2023. „Während 1950 auf eine Person im Pensionsalter noch rund sechs Personen im erwerbsfähigen Alter kamen, so sind es heute noch drei Personen und 2040 werden es nur noch zwei sein“, sagt Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Der Alterungsprozess der österreichischen Bevölkerung ließe sich auch durch einen starken Anstieg der Geburten sowie der Zuwanderung nicht aufhalten, so die Statistik Austria. WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf fordert daher „Anreize für Mehrarbeit“. [Quelle: Statistik Austria, WKÖ]

Markt & Mächte: Scott Bessent – Trumps Goldmann von der Wall Street
mit Niko Jilch und Sara Grasel

Mit Scott Bessent hat Donald Trump einen Hedgefondsmanager als potenziellen Finanzminister nominiert. Die Besetzung hat prompt die Märkte in Bewegung gebracht und die Dollar-Rallye etwas eingebremst. Grundsätzlich gilt aber: „Trump ist gut für den Dollar und Deutschland schlecht für den Euro“, wie Finanzexperte Niko Jilch in einer neuen Folge „Markt & Mächte“ sagt. Außerdem geht es diesmal auch um die Zoll-Drohungen von Trump und das Potenzial von Freihandelsabkommen.

Grafik (von Christoph Hofer): Mit 7.261 Euro pro Kopf (Land + Gemeinden) ist Kärnten das am höchsten verschuldete Bundesland Österreichs. Am anderen Ende befindet sich Tirol mit 2.697 Euro Pro-Kopf-Verschuldung. Während der Westen Österreichs geringere Schuldenstände aufweist, sind vor allem östliche Bundesländer höher verschuldet. Steirische (2.225 Euro) und Vorarlberger (2.305 Euro) Gemeindekassen sind am stärksten belastet, Salzburger (645 Euro) und Kärntner (558 Euro) am geringsten. 

Arbeitsproduktivität. Der von Christoph Badelt geführte Produktivitätsrat sieht Österreichs Wettbewerbsfähigkeit aufgrund steigender Arbeits- und Energiekosten sowie des Arbeitskräftemangels in Gefahr. In seinem aktuellen Bericht werden 12 Empfehlungen formuliert, u.a.: Digitale und ökologische Transformation zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, mehr Investitionen in Energieinfrastruktur, Arbeitskräftemobilisierung und effiziente Zuwanderungspolitik. Das Wachstum der Arbeitsproduktivität habe sich in den letzten Jahren verlangsamt und der demografische Wandel stelle weiter eine große Herausforderung dar. In der ZIB2 attestiert Badelt der Industrie eine strukturelle Krise. [Quelle: Produktivitätsbericht 2024, Badelt in der ZIB2]

Landeshauptleute an Regierung. Die Landeshauptleutekonferenz hat 16 Punkte ausgearbeitet, die eine neue Bundesregierung abarbeiten soll. Allen voran steht der Wunsch nach einer raschen Regierungsbildung, weiters u.a. die Beschleunigung von Umweltverträglichkeitsprüfungen, stärkere Einbindung der Länder in Verhandlungen wie jene zur Renaturierungsverordnung, eine Änderung des vertikalen Verteilungsschlüssels im Finanzausgleich und Maßnahmen bezüglich der Energiekosten. [Quelle: Landeshauptleutekonferenz, PK ORF]

Industrie-Rezession. Der UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex stieg im November gegenüber dem Vormonat um 2,5 Punkte auf 44,5 Punkte. Damit liegt der Indikator weiter unter der Wachstumsgrenze von 50 Punkten. Somit setzt sich die Rezession in der Industrie – leicht abgemildert – fort. Aufgrund schwächelnder Nachfrage ist in den kommenden Monaten mit einem anhaltenden Jobabbau und einem weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote in der Industrie zu rechnen. Insgesamt ist die Industrieproduktion 2024 real um fast 4 Prozent zurückgegangen. [Quelle: UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex ]

Forschungs-Investitionen. Eine neue Studie beleuchtet wirtschaftliche Effekte von Investitionen in Forschung. Ein Euro Forschungsförderung generiert nach einem Jahr 1,1 Euro an Steuereinnahmen und langfristig zwei Euro Wirtschaftsleitung. Die Experten warnen vor Kürzungen in dem Bereich. Rohstoffarme Länder wie Österreich seien auf Innovation angewiesen. Bereits jetzt wurden vielversprechende Projekte im Wert von 80 Mio. Euro aus Budgetgründen nicht gefördert. [Quelle: Joanneum Research; Medienberichte]

Weniger Neubauten. Die Neubauleistung sinkt in Österreich – für 2024 wird ein österreichweites Minus von 10 Prozent bei den Fertigstellungen erwartet und für 2025 sollen es 38 Prozent weniger sein als 2023. Vertreter der Immobilienbranche kritisieren Überregulierung und fordern bessere Rahmenbedingungen für Sanierungen und thermische Umrüstung. [Quelle: Neubaubericht]

Weniger Spenden. Im Vorjahr haben die Österreicher 1,075 Mrd. Euro gespendet – im Durchschnitt wurden 138 Euro pro Kopf für gemeinnützige Zwecke gespendet. Im internationalen Vergleich ist das relativ niedrig: In Europa ist Irland mit 313 Euro pro Kopf Spitzenreiter, international die USA mit 1.517 Euro pro Kopf. Für 2024 wird trotz der Hochwasserkatastrophe im September ein Rückgang des Gesamtbetrages auf 1,030 Mrd. Euro erwartet. [Quelle: Fundraising Verband – Spendenbericht 2024]

Erneuerbare Energien. Im Oktober war die Erneuerbaren-Produktion in Österreich überdurchschnittlich hoch – mit 6.047 GWh wurden 54 Prozent mehr erneuerbarer Strom als im Vorjahresmonat erzeugt. An 29 von 31 Tagen war Österreich bilanziell Stromexporteur (Vorjahresmonat: 0 Tage), was vor allem der Wasserkraft (77 Prozent der Produktion im Oktober) zu verdanken war. [Quelle: Austrian Power Grid]

Neue EU-Kommission. Die EU-Kommission wurde gestern im Europaparlament mit 370 Stimmen bestätigt – 282 Parlamentarier stimmten gegen sie und 36 enthielten sich. Es ist die größte Anzahl an Gegenstimmen, seit das Parlament über die Besetzung der Kommission abstimmt. Am 1. Dezember nimmt die EU-Kommission ihre Arbeit auf, die Amtsperiode läuft bis 2029. [Quelle: Europaparlament; Politico]

Klima-Goldplating. Der Präsident des deutschen Industrieverbands (BDI), Siegfried Russwurm, stellt die deutschen Klimaziele in Frage. Die Industrie stehe grundsätzlich zur Dekarbonisierung, aber dass Deutschland das Zieljahr für Klimaneutralität auf 2045 vorgezogen hat, während die EU 2050 vorgibt und China erst 2060 klimaneutral sein will, müsse überdacht werden: „Wenn Deutschland früher klimaneutral wird, könnten die anderen Länder in der Zwischenzeit tendenziell mehr CO2 ausstoßen.“ Deutschland sieht er nicht als „Musterschüler“, sondern als „abschreckendes Beispiel“ – gleichzeitig global wettbewerbsfähig zu bleiben und gleichzeitig zu dekarbonisieren sei nämlich nicht gelungen. Österreich hat sich das Ziel der Klimaneutralität noch ambitionierter gesteckt – es soll bis 2040 erreicht werden. [Quelle: Handelsblatt]

Arbeitslosigkeit in Deutschland. In Deutschland ist bei der Arbeitslosigkeit keine Trendwende in Sicht. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erwartet eine weitere Zunahme der Arbeitslosigkeit, der Indikator sinkt im November auf 97,9 Punkte. [Quelle: IAB]

Selektive Agenda:

9:00 Uhr, Wien: Wirtschaftsparlament der Wirtschaftskammer tagt [Live]

11:00 Uhr, Wien: Aufstellen des diesjährigen Weihnachtsbaums aus Oberösterreich und Entgegennahme des Adventkranzes mit Nationalratspräsident Rosenkranz, Zweitem Nationalratspräsidenten Haubner, Dritter Nationalratspräsidentin Bures 

Ganztägig, Brüssel: Wirtschaftsminister Kocher beim EU-Rat für Wettbewerbsfähigkeit (Binnenmarkt & Industrie); Thema u.a.: Draghi-Bericht und Bürokratie

Ganztägig, Brüssel: EU-Rat für Allgemeine Angelegenheiten der Außen- und Europaminister (Kohäsion)

Ganztägig, Straßburg: Europaparlament tagt

Selektives Networking:

Jobwechsel und Karriereschritte:  Der Dachverband der österreichischen Internetwirtschaft (ISPA) erweitert seinen Vorstand um Jörg Kittl, Julia Seitlinger und Monika Valcanover. Valerie Hackl wird mit 1. Jänner 2025 in den Vorstand der Gas Connect Austria berufen.

Geburtstage: Wir gratulieren Gerald Loacker, Barbara Kolm, Ernest Kaltenegger und Julia Herr zum Geburtstag!

Sehen & gesehen werden:

Heute, ab 10 Uhr, Wien: Das Patentamt lädt zur Fachkonferenz u.a. mit den Chefs der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO), des Europäischen Patentamtes (EPA) und des Amtes der Europäischen Union für Geistiges Eigentum (EUIPO). [Live]

Heute 15 Uhr, Wien. „Energy Transition Innovation Talks – Wege zur Klimaneutralität im Verkehrs- und Energiesystem“ mit u.a. WKW-Spartenobmann Sertic, eFuel-Alliance-Vorstandsvorsitzender Roth, TU-Prof. Geringer [Info & Anmeldung]

Heute 16 Uhr, Wien. Finanzevent „Finfluencer X Corporates“ in der Wiener Börse u.a. mit Bechtle, DHL Group und PORR [Info & Anmeldung]
 
Heute 19 Uhr, Wien. Podiumsdiskussion „Vom Pushback zum Rollback? – Die neue EU-Asyl- und Migrationspolitik und ihre Auswirkungen“ u.a. mit Farahat (Universität Wien), Gahleitner-Gertz (Asylkoordination Österreich), EU-Abg. Mandl, Reyhani (Ludwig Boltzmann Institut für Grund- und Menschenrechte), Stainer-Hämmerle (Politikwissenschafterin) [Info]

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