Morning in Brief

Morning in Brief, 3. April 2025

Guten Morgen Österreich!

Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Stephan Frank, Sara Grasel, Christoph Hofer und Gregor Plieschnig – wir melden uns aus Wien.

News – das müssen Sie heute wissen:

Trumps „Tag der Befreiung“ bringt reziproke Zölle. Der gestrige „Tag der Befreiung“ sei laut US-Präsident Trump „einer der wichtigsten Tage in der amerikanischen Geschichte“. Andere Nationen – Freund wie Feind – hätten sich laut Trump auf Kosten der USA bereichert. Mit den nun in Kraft tretenden reziproken Zöllen soll das nun vorbei sein. In diese wurden sowohl die Zölle anderer Nationen als auch deren nicht-monetären Handelsbarrieren einberechnet – vorerst wird aber nur rund die Hälfte des Wertes eingehoben. Trump nannte Beispiele: Für China hat die Trump-Administration 67-Prozent-Zoll (inklusive Währungsmanipulation und nicht-monetären Handelsbarrieren) berechnet – die USA werden 34 Prozent einheben. Bei der EU wurden 39 Prozent berechnet, hier werden die USA den reziproken Zollsatz bei 20 Prozent ansetzen. Für das Vereinigte Königreich wurden 10 Prozent berechnet – es werden aber auch 10 Prozent Zoll eingehoben, denn der „Minimal-Zoll“ soll allgemein 10 Prozent betragen, dieser wird ab 5. April eingehoben, die anderen länderspezifischen ab 9. April. Auf Auto- aber auch Bier-Importe werden die Zollsätze 25 Prozent betragen. Die EU-Kommission kündigte Gegenmaßnahmen an, man sei bereits in der Fertigstellung des ersten Pakets. Heute Vormittag trifft Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer die exportorientierte Industrie, um die Auswirkungen der Zölle zu analysieren und handelspolitische Gegenmaßnahmen zu diskutieren. [Quellen: Pressekonferenz Trump, Liste der reziproken Zölle, Reuters Liveticker, EU-Reaktion | Grafik: Fahrplan zur EU-Reaktion]

Markt & Mächte: Killt Donald Trump den Dollar?
mit Niko Jilch und Sara Grasel

Die Politik von US-Präsident Donald Trump schwächt den Dollar – unter anderem auch, um die US-Exporte zu stärken. „Ich glaube, er möchte die Weltfinanzordnung umgestalten“, sagt Finanzexperte Niko Jilch in „Markt & Mächte“. Sein Ziel sei aber nicht, den Dollar von seinem Thron zu stoßen – und es mangle außerdem an Alternativen. „Der Euro war als neutrale Alternative zum Dollar gedacht. Eine Art Schweizer Franken der Welt. Das haben sie aber komplett ruiniert“, so Jilch. Einen letzten Trumpf hat Europa aber noch in der Hand.

Grafik (von Stephan Frank): Im Jahr 2024 wurden in Österreich 168,9 Mio. Überstunden geleistet, ein Viertel davon – 42,3 Mio. Stunden – unbezahlt. Ob Überstunden bezahlt werden oder nicht, unterscheidet sich je nach Wirtschaftszweig stark: Während etwa am Bau über 90 Prozent der Überstunden bezahlt wurden, wurde im Sektor „Erziehung und Unterricht“ nur ein Drittel der Überstunden bezahlt. Mit 11,2 Mio. unbezahlten Überstunden verzeichnet der Bildungssektor im vergangenen Jahr auch den größten Anteil an den insgesamt 42,3 Mio. unbezahlten Überstunden (26,5 Prozent). [Quelle: Statistik Austria]

Klima- und Energieförderungen am Prüfstand. Die Energieagenden liegen seit gestern offiziell im neuen Wirtschaftsministerium. Minister Wolfgang Hattmannsdorfer und Staatssekretärin Elisabeth Zehetner wollen nun alle Klima- und Energieförderungen in Österreich prüfen. In den letzten 3 Jahren handelte es sich dabei insgesamt um eine Summe von 12 Mrd. Euro. Bis Sommer soll ein per Ausschreibung ermitteltes unabhängiges Institut die Effizienz aller Förderungen prüfen. Danach will das Ministerium das verfügbare Fördervolumen, also abzüglich geplanter Einsparungen, neu auf die unterschiedlichen Töpfe aufteilen. Geprüft werden insbesondere Klima- und Energiefonds, Umweltförderung im Inland (UFI) und die EAG-Förderungen. Derzeit gäbe es außerdem zu viele unterschiedliche Programme und Förderstellen – die Strukturen sollen vereinfacht werden. [Quelle: Hintergrundgespräch BMWET]

Industrie pocht auf Entbürokratisierung. Die Industriellenvereinigung fordert in Anbetracht der weiterhin schwächelnden Wirtschaft mehr Anstrengungen der Politik im Bereich Entbürokratisierung und Deregulierung. 10 bis 15 Mrd. Euro (3,8 Prozent des BIP) soll überbordende Bürokratie die heimische Industrie und Wirtschaft kosten. „Unsere Betriebe kämpfen nicht mit mangelnder Innovationskraft – sondern mit Papierbergen“, so IV-Präsident Georg Knill. Unter anderem könnte man Vorgaben zu Bilanzerstellung und Lohnverrechnung vereinfachen sowie doppelte Berichtspflichten durch eine besser vernetzte digitale Verwaltung streichen (Once-Only-Prinzip). Gold-Plating von EU-Vorgaben müsse beendet und die Mindest-Körperschaftssteuer sowie Rechtsgeschäftsgebühren gestrichen werden. [Quelle: Industriellenvereinigung, Maßnahmenpaket für Bürokratieabbau]

Dreistufiger Prozess für Budgetsanierung. Nach dem gestrigen Arbeitsgespräch zum gesamtstaatlichen Budget hat Bundeskanzler Christian Stocker einen dreistufigen Prozess angekündigt: Unmittelbar sollen die Gebietskörperschaften (Gemeinden, Länder, Bund) unter Zuziehung der Sozialpartner gemeinsam erörtern, wie das Defizit unter 3 Prozent gedrückt werden kann und was hierzu im jeweiligen Bereich geschehen muss. Mittelfristig soll es Strukturreformen zum Beispiel im Energiesektor geben. Langfristig soll der Konsolidierungspfad so genutzt werden, dass am Ende ein „schlanker und effizienter Staat“ steht und ein Budgetdefizit von 1-2 Prozent erreicht werden kann. Konkrete Maßnahmen wurden nicht vorgestellt. [Quelle: Doorstep nach Arbeitsgespräch]

AMS-Chef Kopf für Überdenken der Altersteilzeit. Die derzeitige Ausgestaltung der Altersteilzeit sei angesichts der budgetären Lage in Österreich derzeit zu teuer, so AMS-Vorstand Johannes Kopf. Es sei gerechtfertigt, die Altersteilzeit „massiv einzuschränken“. Die geblockte Variante der Teilzeit soll 2029 auslaufen, die kontinuierliche Variante wird weiterhin möglich sein – statt dieser würde Kopf aber eine „Teilpension“ bevorzugen. Im Jahr 2024 flossen fast 600 Mio. Euro in die Altersteilzeit. [Quelle: Medienberichte]

Bildungskarenz wird zur „Weiterbildungszeit“. Die Bundesregierung hat die Reform der Bildungskarenz samt Reduzierung der Kosten beschlossen. Ab 2026 sollen für die „Weiterbildungszeit“ 150 Mio. Euro pro Jahr zur Verfügung stehen, die Bildungskarenz hatte am Ende eine halbe Milliarde Euro gekostet. Die Weiterbildungszeit soll sich vor allem an Personen mit niedriger formaler Bildung richten, die notwendige erbrachte Leistung wird erhöht, Kontrollen ausgebaut. Ein direkter Antritt aus der Elternkarenz heraus wird nicht mehr möglich sein. [Quelle: BKA]

Dynamisches erstes Quartal an Wiener Börse. Die Börse in Wien hat im ersten Quartal 2025 bei Umsätzen aus Beteiligungswerten 18,5 Mrd. Euro und damit ein Plus von 30 Prozent zum Vorjahresquartal erreicht. Der ATX Total Return schloss am 6. März erstmals in seiner Berechnungsgeschichte über der Marke von 10.000 Punkten. Mit 6.094 neuen Anleihen-Listings wurde ein neuer Höchstwert registriert. [Quelle Wiener Börse]

Treibstoffpreise im März gesunken. Im März kostete ein Liter Diesel mit durchschnittlich 1,543 Euro um 6,4 Cent, Super mit 1,512 Euro um 6,6 Cent weniger als im Vormonat. Der März war damit der bisher günstigste Monat des Jahres, im Vergleich zum Vorjahresmonat war Diesel im Schnitt um 14 Cent, Super um 10 Cent teurer. Den stärksten Rückgang gab es in Oberösterreich und in Vorarlberg. [Quelle: ÖAMTC]

Neue Ministerienbezeichnungen, Minister erneut angelobt. Das neue Bundesministeriengesetz ist gestern in Kraft getreten, die neue Ressortverteilung nun auch offiziell in Kraft. Die Ministerinnen und Minister wurden hierzu gestern von Bundespräsident Van der Bellen erneut angelobt. Folgende Bundesministerien tragen nun neue Namen und Kürzel:
– Wirtschaft, Energie und Tourismus (BMWET)
– Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI)
– Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMASGPK)
– Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft (BMLUK)
– Frauen, Wissenschaft und Forschung (BMFWF)
– Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport (BMWKMS)
[Quelle: Bundesministeriengesetz]

„Europa soll bei Finanzierung von US-Forschung einspringen“
Interview mit Dietrich Haubenberger

Dietrich Haubenberger, klinischer Leiter des Biotech-Unternehmens Neurocrine in San Diego, lässt im Selektiv-Interview mit einem Vorschlag aufhorchen: Entzieht Trump wichtigen Forschungsprojekten die Fördermittel, so soll Europa einspringen und sich als Partner finanziell daran beteiligen. US-Forscher tatsächlich nach Österreich zurückzuholen, sei etwas zu kurzfristig gedacht, so Haubenberger.

US-Zölle: Sorge über Folgen in der Wirtschaft. Zwei Drittel der befragten heimischen CFOs gehen davon aus, dass sich die von Donald Trump angekündigten Zölle zeitnah auf das eigene Geschäft auswirken werden, 40 Prozent der betroffenen Betriebe haben bereits im Vorfeld Maßnahmen getroffen, um die Folgen der Zölle etwas abzufedern. Weitere 13 Prozent haben solche Vorbereitungen in Planung. Für ganz Österreich dürften die Exporte kurzfristig um 0,21 Prozentpunkte sinken und die Wirtschaftsleistung (BIP) um 0,09 Prozentpunkte abnehmen. Andere EU-Länder, in denen vor allem die Autobranche einen größeren Anteil an der Wirtschaft hat, werden stärker betroffen sein. Langfristig könnte ein eskalierender Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und der EU die Exporte in die USA um die Hälfte senken. [Quellen: Deloitte-CFO-Umfrage, wiiw-Studie, DIW-Analyse]

OeNB-Gouverneur Holzmann gegen weitere Zinssenkungen. Der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank (OeNB) und EZB-Ratsmitglied, Robert Holzmann, sieht keinen Grund für weitere Zinssenkungen. Die Inflation nähere sich dem Zielwert von 2 Prozent an und die Leitzinsen befinden sich auf neutralem Niveau, so Holzmann. [Quelle: Reuters]

Elon Musk vor Rückzug als Präsidentenberater. Wie Politico berichtet, soll sich Elon Musk bald aus dem Beraterzirkel von US-Präsident Donald Trump zurückziehen. Der Präsident sei prinzipiell zufrieden mit Musks Arbeit und den von ihm installierten „Department of Government Efficiency“. In den nächsten Wochen soll Musk aber weiter in den Hintergrund treten und sich stärker auf seine Unternehmen konzentrieren. [Quelle: Politico]

Selektive Agenda:

Straßburg, Frankreich: Europäisches Parlament tagt

Brüssel, Belgien: Treffen der NATO-Außenminister (bis morgen)

Helsinki, Finnland: Bundespräsident Van der Bellen auf Staatsbesuch in Finnland (bis morgen)

Sarajevo, Bosnien-Herzegowina: Außenministerin Meinl-Reisinger in Bosnien-Herzegowina (bis morgen)

Samarkand, Usbekistan: Erster EU-Zentralasien-Gipfel (bis morgen)

Kigali, Ruanda: Globaler KI-Gipfel für Afrika (GAISA)

9:00 Uhr, Warschau, Polen: Informeller Rat der EU-Außenminister (Verteidigung)

10:00 Uhr, Wien: Präsentation des Cyber Security Reports [Info]

11:00 Uhr, Luxemburg: Bekanntgabe der EU-Erzeugerpreise im Februar

11:30 Uhr, Wien: Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer nimmt an einem ersten Analysegespräch zu den US-Zöllen teil, u. a. mit IV-Präsident Knill, WU-Professor Oberhofer

Selektives Networking:

Jobwechsel und Karriereschritte: Gernot Prietl wird Pflegedirektor für die Einrichtungen der Barmherzigen Brüder in der Steiermark. Christian Freibauer wird Vorstandsvorsitzender der Niederösterreichischen Vorsorgekasse. Damian Izdebski wird Aufsichtsrat von techbold, Gerald Reitmayr und Matthias Stieber übernehmen als Co-CEOs die Leitung. Gert Bergmann wird Geschäftsführer des Niederösterreichischen Pressehauses.

Geburtstage: Wir gratulieren Michael Ludwig und Birgit Minichmayr zum Geburtstag.

Sehen & gesehen werden:

Stegersbach, Burgenland: Der Business Circle lädt zum heurigen CFO-Forum mit u. a. Borgas (RHI), Florey (OMV), Hanke (Wienerberger) (bis morgen) [Info]

18:00 Uhr, Wien: Podiumsdiskussion des Instituts für Friedenssicherung und Konfliktmanagement (IFK): „Europa und die Ukraine zwischen den Stühlen“ mit u.a. Scianna (Universität Potsdam), Dienes (Friedrich-Ebert-Stiftung), Benko (AIES), Gressel (Landesverteidigungsakademie/ISS) [Info]

19:00 Uhr, Wien: Bank Austria Art Clubbing im Kunstforum auf der Freyung [Invite only]

19:00 Uhr, Wien: Buchpräsentation „Der Plattenspieler“ von und mit Konrad Paul Liessmann, Fotomuseum WestLicht [Info]

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