Guten Morgen Österreich!
Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Sara Grasel und Gregor Plieschnig – wir melden uns aus Villach.
News – das müssen Sie heute wissen:
Arbeitslosigkeit in der Industrie stark gestiegen. Im Dezember waren in Österreich 426.012 Menschen auf Jobsuche, das sind um 27.007 oder 6,8 Prozent mehr als im Dezember 2023. In der Industrie ist die Arbeitslosigkeit im Dezember mit 14 Prozent doppelt so stark angestiegen wie gesamtwirtschaftlich. Die exportorientierte Industrie sei am Weltmarkt nicht mehr wettbewerbsfähig, betonte die Wirtschaftskammer in einer Reaktion. Grund seien vor allem die stark gestiegenen Lohnstückkosten. Die Arbeitslosenquote betrug Ende Dezember 8,3 Prozent. Mit 3,9 Mio. unselbstständig Beschäftigten gab es zum Jahresende einen Beschäftigtenrekord, die Anzahl der offenen Stellen sank leicht auf 80.740. Arbeitsminister Kocher betonte, dass sich der Anstieg der Arbeitslosigkeit sich einbremse. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag 2024 bei 7 Prozent und damit einen Prozentpunkt unter dem 10-jährigen Durchschnitt. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Gesamtjahr 2024 um 9,4 Prozent. [Quellen: AMS; Reaktion Kocher; Reaktion ÖGB; Reaktion WKÖ; Reaktion AK]
Kommentar: Vom Wesen des Leuchtturms
von Alexander Purger

Die angewandte Psychologie kennt den sogenannten Masselon-Test: Die Probanden bekommen drei Wörter vorgegeben (zum Beispiel Spiegel, Schnitzel und Freude) und müssen mit ihnen möglichst viele Sätze bilden. Die Anzahl der gefundenen Sätze gibt Aufschluss über die Kreativität und geistige Beweglichkeit der jeweiligen Testperson. In Österreich findet dieser Test zur Zeit großflächig statt. Die drei vorgegebenen Wörter lauten Projekte, gemeinsam und Leuchtturm.
Eindeutiger Gewinner ist das Testpersonen-Team Nehammer, Babler und Meinl-Reisinger.
Grafik (von Christoph Hofer): Die Jahre 2022 und 2023 brachten ein neues 20-Jahres-Hoch an Krankenstandstagen. Unselbständig Beschäftigte verbrachten 2022 im Schnitt 14,9 Kalendertage im Krankenstand (+ 24,6 Prozent). 2023 gab es einen weiteren Anstieg auf 15,4 Krankenstandstage (+ 4,6 Prozent). Versicherte waren häufiger, aber kürzer als in den Jahren zuvor krank. Die direkten volkswirtschaftlichen Kosten der Fehlzeiten beliefen sich 2022 auf 5,3 Mrd. Euro bzw. 1,2 Prozent des BIP. [Quelle: Statistik Austria, SV]

Gaspreise anhaltend hoch. Nach dem Ende des Gastransits durch die Ukraine sind die Gaspreise auf einem hohen Niveau geblieben. Der aktuelle Day-Ahead-Gaspreis an der österreichischen Gasbörse CEGH lag gestern wie Ende Dezember bei rund 50 Euro. Laut E-Control wurde im November aufgrund des kalten Winters im Jahresvergleich um ein Viertel mehr Gas verbraucht, der Stromverbrauch lag um 6,8 Prozent höher. Aus den Gasspeichern wurde um mehr als die Hälfte mehr entnommen als im November – der Speicherstand war um 4,3 Prozent geringer. Die Stromimporte sind im November im Jahresabstand um um 34,0 Prozent angestiegen. [Quelle: CEGH; E-Control]
Wer wird Finanzminister? Die „Krone“ spekuliert heute über mögliche Besetzungen von Finanz- und Wirtschaftsministerium. Dem Bericht zufolge könnte Gunter Mayr sein Amt behalten. Als ÖVP-Alternative gilt Flughafen-Vorstandsdirektor Günther Ofner, Vorstandsdirektor des Flughafens. Der Kurier hält auch den NÖ-Finanzlandesrat Ludwig Schleritzko für möglich. In der SPÖ kommen laut „Krone“ AK-Ökonom Markus Marterbauer, die Kärntner LH-Stellvertreterin Gaby Schaunig und Michaela Schmidt infrage. SPÖ-Finanzsprecher Kai Jan Krainer könnte laut „Kurier“ Staatssekretär im BMF werden. Der Kurier hält auch Wiens Finanzstadtrat Peter Hanke als Finanzminister für möglich. [Quelle: Krone-Freitagsausgabe; Kurier-Freitagsausgabe]
Nachhaltige NÖ-Anleihe. Als erstes Bundesland hat Niederösterreich noch vor dem Jahreswechsel eine nachhaltige Anleihe in der Höhe von 500 Mio. Euro ausgegeben. Die Nachfrage war groß, die Anleihe war dreifach überzeichnet. Die Erlöse aus der Anleihe werden in ökologische und soziale Projekte investiert – etwa die Steigerung der Energieeffizienz bestehender Gebäude, der Ausbau des Hochwasserschutzes, die Modernisierung der Bahninfrastruktur und leistbarer Wohnraum. [Quelle: Landesregierung NÖ]
Industriestimmung Eurozone. Mit einem Minus von 0,1 Zählern zum Vormonat sank der Einkaufsmanagerindex (PMI) von S&P Global für die Eurozone im Dezember auf 45,1 Punkte. Der Index bleibt damit weiter unter der Wachstumsschwelle von 50. In Großbritannien fiel der Index um einen Punkt auf 47 Zähler – das vierte Monat in Folge mit einem Minus. [Quelle: PMI Eurozone; PMI UK]
Kreditvergabe Euroraum. Trotz der Leitzinssenkungen im Vorjahr durch die Europäische Zentralbank (EZB) ging das Wachstum der Zahl der bewilligten Kredite der Banken an Unternehmen in Euroraum im November leicht zurück. Insgesamt wurden ein Prozent mehr Darlehen bewilligt als im Vorjahresmonat, im Oktober gab es noch ein Plus von 1,2 Prozent. Bei Krediten an Privathaushalte gab es dagegen einen Anstieg des Wachstums – von Plus 0,8 Prozent im Oktober auf 0,9 Prozent Anstieg im November. [Quelle: EZB]
Deutscher Arbeitsmarkt. Mit 46,1 Mio. Beschäftigten hat Deutschland im Vorjahr einen neuen Rekordwert erreicht – trotz der schwachen Konjunktur und dem demographischen Wandel. Eine höhere Erwerbstätigkeit der heimischen Bevölkerung und Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte wirkten stärker als die Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge. Nach Sparten trugen 2024 ausschließlich Dienstleister zum Anstieg der Erwerbstätigenzahl mit einem Plus von 0,4 Prozent bei, in der Industrie (–0,6 Prozent) und im Bau (–1,1 Prozent) gab es dagegen einen Beschäftigungsverlust. [Quelle: Statistisches Bundesamt]
Frauenanteil in deutschen Vorständen. 25 Prozent der Vorstände in deutschen DAX-Konzernen waren im Vorjahr Frauen, 2023 waren es nur 23 Prozent. In Österreich ist der Frauenanteil in Vorständen der an der Wiener Börse notierten Firmen laut einer Erhebung aus dem September nur bei 11,9 Prozent. [Quelle: Aussendung Russell Reynolds; EY Mixed Leadership Barometer]
Stromexportrekord für Frankreich. Frankreich hat seine Nettostromexporte 2024 auf rund 89 Terawattstunden und damit einen Rekordwert gesteigert. Die Steigerung war vor allem Atom- und Wasserkraft zu verdanken, aber auch einer geringeren Inlandsnachfrage durch die schwache Industrie. Atomkraft dürfte auch 2024 den Großteil der Stromproduktion in Frankreich ausmachen (358 bis 364 TWh von 500 TWh). [Quelle: RTE; Les Échos]
Ukraine will Exporte steigern. 2025 will die Ukraine die Exporte um 15 Prozent steigern. Als potenziellen neuen Partner nannte Präsident Wolodymyr Selenskyj Syrien. Die Ukraine hat 2024 Waren im Wert von umgerechnet 40 Mrd. Euro exportiert. 2021 lagen die Exporte noch bei umgerechnet rund 65 Mrd. Euro. Der Agrarsekor hat mit Exportgütern wie Sonnenblumenöl, Mais und Weizen die Metallindustrie als Hauptexportzweig abgelöst. [Quelle: Selenskyj auf X]
Auto-Markt. China dürfte 2024 erstmals 30 Mio. Autos produziert haben, so die Prognose des deutschen Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer. Für Deutschland prognostiziert er für das vergangene Jahr 4,4 Mio. Stück. Und während in der EU der Verkauf von E-Autos im schwächelt, ist Norwegen bei seinem Ziel der Umstellung auf Elektromobilität fast am Ziel. Im vergangenen Jahr waren 90 Prozent der Neuwagen E-Autos, im November 2024, für den die aktuellsten Zahlen der EU vorliegen, waren es in der Union nur 15 Prozent. Die meistverkaufte Marke in Norwegen war Tesla vor VW und Toyota. [Quelle: Agenturmeldungen; APA via Medienberichte]
Selektive Agenda:
19:00 Uhr, Warschau: Rede von EU-Ratspräsident Costa anlässlich der offiziellen Übernahme des EU-Ratsvorsitzes durch Polen
Ganztägig, Washington D.C: Konstituierende Sitzung beider Kammern des US-Kongress nach den Wahlen von November
Selektives Networking:
Jobwechsel und Karriereschritte: Euke Frank leitet seit Jahresbeginn die „Krone“-Magazine und Frauen/Lifestyle/Gesundheit. Die Ländergruppe dm Österreich und Verbundene Länder hat mit Jahreswechsel Chef gewechselt – Martin Engelmann hat an Harald Bauer übergeben – und die Geschäftsführung erweitert: Marlene Draschwandtner verantwortet den internationalen Fachbereich Sortiment, Bernhard Moser Marketing und OCR. Emmanuel Hotton ist neuer Geschäftsführer von Gilead Sciences in Österreich. Georg Mattiassich wird neuer ärztlicher Leiter des AUVA-UKH Linz.
Geburtstage: Wir gratulieren Kathrin Gaál, Susanne Riess, Michael Ostrowski und Gregor Bloéb (Freitag), Josef Cap, Christian Kern und Bernhard Kohl (Samstag), sowie Alfred Brendel und Wolfgang Sobotka (Sonntag) zum Geburtstag.
Sehen & gesehen werden:
Samstag, ganztägig, Innsbruck: Halt der Vier-Schanzen-Tournee der Skispringer auf der Bergisel-Schanze [Info & Tickets]