Morning in Brief

Morning in Brief, 3. Juni 2025

Guten Morgen Österreich!

Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Stephan Frank, Christoph Hofer, Sara Grasel und Gregor Plieschnig – wir melden uns aus Wien.

News – das müssen Sie heute wissen:

Arbeitslosigkeit im Mai gestiegen. Im Mai waren rund 375.347 Personen arbeitslos oder in AMS-Schulungen, ein Anstieg zum Vorjahresmonat von +24.196 Personen bzw. +6,9 %. Die Arbeitslosenquote ist dadurch um +0,5 Prozentpunkte gestiegen und liegt bei 6,9 %. Die Beschäftigung blieb gegenüber dem Vorjahr stabil, die Prognosen zeigen sogar eine leicht positive Tendenz. AK und ÖGB fordern verstärkte Maßnahmen und mehr Ressourcen zur Unterstützung älterer Arbeitssuchender. Die IV pocht erneut auf eine Senkung der Lohnstückkosten, um jene Arbeitsplätze sichern zu können, die für einen Wirtschaftsaufschwung essenziell seien. Auch AMS-Vorstand Johannes Kopf betont: „Solange wir kein substanzielles Wachstum haben, wird die Arbeitslosigkeit bei steigendem Arbeitskräfteangebot nicht sinken.“ [Quellen: BMASGPK, AMS Österreich, Johannes Kopf auf Bluesky, AMS Wien | Reaktionen: AK, ÖGB, IV

Kommentar: Wie die „Made in China“-Strategie China in 10 Jahren unabhängiger machte
von Bernhard Seyringer

Bernhard Seyringer Illustration

Im Mai 2015 hat die chinesische Führung die Smart Manufacturing-Strategie „Made in China 2025“ verabschiedet. Das Ziel war, die Abhängigkeit von internationalen Anbietern und Märkten zu reduzieren. Da es aber kein „Zoll“ war, hat man die darin liegende Kampfansage im Westen meist nicht verstanden. Während in Europa die Auswirkungen schon zu spüren sind, haben zumindest die USA begonnen zu reagieren.

Grafik (von Christoph Hofer): 110.886 US-Dollar (kaufkraftbereinigt) machten die Arbeitskosten eines alleinstehenden österreichischen Durchschnittsverdieners ohne Kinder 2024 aus. Das ist der höchste Wert innerhalb der OECD. In den vergangenen zwei Jahren stiegen die Arbeitskosten in Österreich überdurchschnittlich. In den Erhebungen 2022 und 2023 lag man noch auf dem 5. bzw. 4. Platz hinter Ländern wie der Schweiz, Deutschland oder Belgien. [Quelle: OECD – Taxing Wages 2025

Mietpreisbremse soll bis Herbst für alle Mietverhältnisse kommen. Vizekanzler und Wohnbauminister Andreas Babler bekräftigte gestern die Absicht der Bundesregierung bis Herbst ein Gesetzespaket für den Mietsektor zu beschließen. Dieses soll neben einer Verlängerung der Mindestbefristung von Mietverträgen von 3 auf 5 Jahre eine neue gesetzliche Indexierungsregelung für alle Rechtsverhältnisse enthalten. Bereits durch den ersten Mietpreisstopp für regulierte Mieten im April konnte laut Babler eine Mietzinserhöhung von im Schnitt 3,16 Prozent verhindert und eine Ersparnis von 138 Mio. Euro für die betroffenen Mieter erreicht werden. Kritiker befürchten negative Auswirkungen auf das Mietangebot auf dem privaten Wohnungsmarkt. [Quellen: SPÖ, Pressekonferenz, Regierungsprogramm | Reaktionen: FPÖ, ÖHGB, VÖPE, ÖVI, Wotschke auf X | Selektiv-Interview mit Staatssekretärin Michaela Schmidt]

Wo sich Österreich beim Ukraine-Wiederaufbau einbringen kann. Laut einer aktuellen Studie könnten österreichische Unternehmen beim Wiederaufbau der Ukraine in den Bereichen Bauwirtschaft, Maschinenbau, Metallindustrie sowie wissenschaftlichen, technischen und IT-Dienstleistungen eine wichtige Rolle spielen. Die größten Chancen für die heimische Wirtschaft sehen die Studienautoren bei erneuerbaren Energien, Wasserstoffwirtschaft, Industrie und Digitalisierung. Um die Chancen gut heben zu können, brauche es passende Rahmenbedingungen wie Lösungen zur Risikoabsicherung etwa durch eine Aufstockung der im letzten Jahr geschaffenen Ukraine-Fazilität. Der Wiederaufbaubedarf beträgt laut Schätzungen vom Februar insgesamt 524 Mrd. Euro – die 3 größten Bereiche sind Wohnbau, Transport und Energie. [Quelle: EcoAustria

WKÖ präsentiert 5-Punkte-Programm für Industrie. Die Industriesparten der Wirtschaftskammer haben 5 Maßnahmen gegen „Investitionsflaute“ und „weiteres Bürokratiewachstum“ präsentiert. Die Vorschläge umfassen: 1. Eine stärkere Einbindung lokaler Behörden und Unternehmen in den EU-Gesetzgebungsprozess; 2. Beseitigung nationaler Sonderbestimmungen; 3. Klarheit über rechtliche Anforderungen; 4. Verfahrensbeschleunigung; 5. Verfahrensstandardisierung und digitale Verfahrensabwicklung. „Es gibt in diesem Land Hürden, die rasch, unbürokratisch und ohne hohe Kosten beseitigt werden können“, so WKÖ-Industrie-Spartenobmann Sigi Menz. [Quelle: WKÖ]  

Österreich bei Kunststoffrecycling säumig. Ab 2025 sieht die EU eine Recyclingquote von Kunststoffen von mindestens 50 % vor. Österreich konnte bis dato eine Quote von 27 % erreichen, während man bei Papier, Glas und Aluminium die Quote übererfüllt. Das Plastikflaschenpfand, bundesweit gleiche Sammelregeln, Förderungen für Recyclinganlagen sowie eine Bewusstseinskampagne sollen das Erreichen der Ziele ermöglichen, so Umweltminister Norbert Totschnig. [Quelle: Pressekonferenz] 

Streikfreigabe in Elektro- und Elektronikindustrie. Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) hat im Vorfeld der 5. Verhandlungsrunde in der Elektro- und Elektronikindustrie am 6. Juni eine Streikfreigabe erteilt. Bereits Mitte Mai fanden österreichweit Betriebsversammlungen statt. „Sollte am Freitag kein Abschluss mit fairen Lohn- und Gehaltserhöhungen möglich sein, wird es zu Arbeitskampfmaßnahmen kommen“, kündigen die Chefverhandler der Gewerkschaften an. [Quelle: ÖGB

Bundesschatz auch für öffentlichen Sektor geöffnet. Der Bundesschatz – ein fixverzinstes Wertpapier der Republik Österreich – steht nun auch öffentlichen Einheiten wie Bundesländern, Gemeinden und Städten sowie Sozialversicherungsträgern oder Universitäten zur Verfügung. Im Unterschied zum Produkt für Privatpersonen wird auch eine täglich fällige Laufzeitvariante angeboten. Der Bundesschatz bietet laut Finanzministerium die Möglichkeit, die Schuldenquote Österreichs zu reduzieren, da Schulden zwischen staatlichen Sektoren nicht für die Berechnung der Staatsschuldenquote herangezogen werden. Der Gemeindebund will die Gemeinden über den Bundesschatz informieren und zur neuen Anlageform „motivieren“. [Quellen: Finanzministerium, Gemeindebund, Pressekonferenz

Zweite rot-pinke Koalition in Wien. Heute um 12:30 Uhr präsentieren SPÖ und Neos in Wien das Regierungsprogramm für die zweite rot-pinke Koalition in Wien. Die „Aufschwungskoalition für Wien“ will unter anderem den Wirtschaftsstandort stärken, Betriebe entlasten, die Bürokratie zurückdrängen, das Gesundheitssystem absichern, die Klimaneutralität 2040 erreichen und Wien als Innovations- und Forschungsstandort ausbauen. [Quelle: Regierungsprogramm

Neue EU-Klimaziele lassen auf sich warten. In der zweiten Amtsperiode von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen müssen die nächsten Zwischenschritte der Klimastrategie beschlossen werden, mit denen die Union die Treibhausgasemissionen bis 2040 um 90 Prozent senken kann. Ein konkreter Vorschlag liegt noch nicht vor. Laut einem Bericht des Standards sehen die Pläne der Kommission vor, dass die Mitgliedsländer überschüssige Emissionen auf einem internationalen CO₂ -Markt kompensieren dürfen. EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra betonte im ZiB2-Interview, dass Klimaschutz nun mehr mit der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und Unabhängigkeit kombiniert werden soll. Die Klimaziele der Kommission wolle er am 2. Juli präsentieren. [Quellen: Standard-Artikel, ZiB2-Interview Hoekstra]

Industrie-Aufwärtstrend in der Eurozone. Der Industrie-Einkaufsmanagerindex in der Eurozone verzeichnet mit 49,4 Punkten im Mai (+ 0,4) den höchsten Wert seit August 2022 und nähert sich weiter der Wachstumsschwelle von 50,0 Punkten. Die „Talfahrt der Eurozonen-Industrie“ hat sich damit laut S&P Global weiter abgeschwächt. Griechenland (53,2) und Spanien (50,5) führen die Tabelle an, Deutschland ist mit 48,3 Punkten Schlusslicht. Österreich verzeichnet mit 48,4 Punkten den höchsten Wert seit September 2022. Die Unsicherheiten rund um US-Zölle bleiben ein „Risikofaktor“, jedoch zeigen sich die Unternehmen „deutlich zuversichtlicher als im vergangenen Monat, was auf eine gewisse Resilienz gegenüber den protektionistischen Maßnahmen der USA hindeutet“, so Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. [Quelle: S&P

Deutsche Infrastruktur-Investitionen bis 2035 geplant. Die von der neuen deutschen Bundesregierung angekündigten massiven Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur würden ein 10-Jahres Projekt darstellen, kündigte der zuständige Staatssekretär Ulrich Lange an. Neben der Modernisierung von Schienen, Straßen und Flughäfen soll auch die Energie-, sowie die Netzinfrastruktur massiv verbessert werden. [Quelle: Trading View]

US-Industrie schrumpft weiter. Die US-Industrie verzeichnet den 3. Monat in Folge ein Minus. Der Einkaufsmanagerindex lag im Mai bei 48,5 Punkten, um -0,2 Punkte niedriger als im April. Von Reuters befragte Ökonomen hatten einen Anstieg auf 49,3 prognostiziert. Die Neubestellungen gingen den vierten Monat in Folge zurück, auch wenn sie im Vergleich zum April wieder leicht gestiegen sind. Der Produktionsindex stieg ausgehend von „alarmierend niedrigem“ Niveau leicht auf 45,4 Punkte an, bleibt aber im rückläufigen Bereich. [Quellen: ISM, Reuters

UK-Industriestimmung zieht an. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie im Vereinigten Königreich stieg im Mai um 1 Zähler auf 46,4 Punkte. Damit bleibt der Wert das achte Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50. Gründe für die Verbesserung sind Zuwächse in der Produktion und bei Aufträgen. [Quelle: S&P

Selektive Agenda:

Heute, Warschau, Polen: Tagung der Innen- und Justizminister der EU und der USA [Info]

Heute, Wien: Auktionstermin für österreichische Bundesanleihe

9:00 Uhr, Paris, Frankreich: Präsentation des „OECD Economic Outlook“ im Rahmen des OECD-Ministertreffens (bis 4.6.) [Info]

9:00 Uhr, Wien: Die Statistik Austria veröffentlicht die Schnellschätzung zum Verbraucherpreisindex für Mai

10:00 Uhr, Wien: Start der Beratungen über das Doppelbudget 2025/26 im Budgetausschuss mit einem öffentlichen Expertenhearing [Info]

11:00 Uhr, Luxemburg: Bekanntgabe der EU-Arbeitsmarktdaten für April und der Vorabschätzung der Verbraucherpreise für den Euroraum im Mai

12:30 Uhr, Wien: Präsentation des Koalitionsprogramms für Wien durch SPÖ und Neos

Selektives Networking:

Jobwechsel und Karriereschritte: Bernd Brünner ist neuer Geschäftsführer der Austrian Development Agency. Karin Mair, Managing Partnerin Financial Advisory & Risk Advisory bei Deloitte, übernimmt ab sofort auch die Leitung des Bereichs Consulting. Tomasz Kireńczuk wird neuer künstlerischer Geschäftsführer von brut Wien. Ulrich Wieltsch ist neuer Obmann des Fachverbands der Chemischen Industrie. Georg Prack ist neuer Klubobmann der Wiener Grünen. Annalena Baerbock ist neue Präsidentin der UNO-Generalversammlung.

Geburtstage: Wir gratulieren Martin Bartenstein, Florian Danner und Peter Tichatschek zum Geburtstag!

Sehen & gesehen werden:

8:00 Uhr, Wien: E-Government-Konferenz „ADV Konferenz 2025“ am Flughafen Wien u. a. mit Alexander Pröll, Roland Ledinger, Liisa-Ly Pakosta, Priit Alamäe uvm. [Info]

9:30 Uhr, Wien: Austrian World Summit unter dem Motto „Unite in Action – Terminate Pollution“ u. a. mit Schwarzenegger, Bundespräsident Van der Bellen, EU-Klimakommissar Hoekstra, ehem. britischem Premierminister Blair in der Hofburg [Info]

15:00 Uhr, Wien: Beginn des MOI Innovation Day im Palais Berg (bis 4.6.) [Info]

18:00 Uhr, Wien: Auszeichnung von Österreichs „Journalistinnen und Journalisten des Jahres“ durch das Branchenmagazin „Österreichs Journalist:in“ mit u. a. ORF-Generaldirektor Weißmann im ORF-Zentrum [Info]

18:30 Uhr, Wien: Die MINTality Stiftung lädt zum Sommerfest auf den Erste Campus. [invite only]

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