Guten Morgen Österreich!
Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Sara Grasel – wir melden uns aus Wien.
News – das müssen Sie heute wissen:
Wohlstands-Vorsprung schmilzt. Mit 1. Jänner ist Österreich seit 30 Jahren Teil der Europäischen Union. Seitdem konnte laut Wirtschaftsministerium ein zusätzliches BIP-Wachstum von etwa 0,7 Prozentpunkten pro Jahr generiert werden. Der Wohlstands-Vorsprung, den der EU-Beitritt Österreich gebracht hat, schmilzt jedoch seit knapp 10 Jahren. 1995 lag das inflationsbereinigte BIP pro Kopf in Österreich 23 Prozent über dem Euro-Schnitt – bis 2012 konnte der Abstand auf 31 Prozent gesteigert werden. Heuer lag das Pro-Kopf-BIP nur noch 20 Prozent über jenem der Eurozone. Seit 2010 ist die Wirtschaft in Österreich im Schnitt um 0,2 Prozentpunkte langsamer gewachsen als die Eurozone gesamt. Bei der Entwicklung des Pro-Kopf-Einkommens war Österreich zuletzt Euro-Schlusslicht. Dennoch ist die EU-Mitgliedschaft für Österreich eine Erfolgsgeschichte, vor allem geprägt durch starke Export-Zuwächse. 1994 kamen auf jeden Österreicher 7.800 Euro an Exporten, 2023 waren es 31.000 Euro. Beim BIP pro Kopf liegt Österreich nach wie vor an vierter Stelle der Eurozone. [Quelle: Raiffeisen Research; BMAW]
Kommentar: 2025 – Das Schlüsseljahr in Chinas Zeitrechnung
von Bernhard Seyringer

Das Jahr 2025 wird für die fünfte chinesische Führungsgeneration unter Xi Jinping ein entscheidendes Jahr werden. Die neue Leitlinie ist die „autonome und unilaterale Öffnung“, mit der man versucht, sich gegen die zu erwartenden Zollschranken von Präsident Trump zu positionieren.
Grafik (von Christoph Hofer): Die neue Bundesregierung muss 2025 mindestens 3,9 Mrd. Euro und maximal 6,3 Mrd. Euro einsparen. Vier mögliche Sanierungspfade stehen Österreich dabei gemäß Vorgaben der EU-Kommission offen. Der ambitionierteste sieht eine Budgetsanierung innerhalb von vier Jahren ohne ÜDV (= Übermäßiges-Defizit-Verfahren) vor. Insgesamt 24,1 Mrd. Euro bzw. knapp 6 Mrd. Euro jährlich müssten dann bis 2028 eingespart werden. Zuletzt verständigten sich ÖVP, SPÖ und Neos auf einen Sieben-Jahres-Pfad. Ungeklärt ist weiterhin, ob ein EU-Defizitverfahren vermieden werden soll oder nicht. [Quelle: BMF, Martin Thür auf X]

Höhere Schulden. Mit dem dritten Quartal ist der Schuldenstand Österreichs um 3,6 Mrd. Euro auf 398,4 Mrd. Euro angestiegen. Das Budgetdefizit lag zuletzt bei 4,5 Mrd. Euro bzw. bei 3,8 Prozent des BIP. Die Schuldenquote ist von 82,9 Prozent auf 83,2 Prozent des BIP gestiegen – das Verhältnis der Schulden zur Wirtschaftsleistung hat sich damit weiter von der Maastricht-Grenze von 60 Prozent entfernt. Der größte Teil des Schuldenanstiegs ist auf staatliche Investitionen in Bahninfrastruktur zurückzuführen. [Quelle: Statistik Austria]
Industrie-Umsätze gesunken. In Österreich sind im produzierenden Bereich (Sachgüterbereich und Bau) die Umsätze im November laut Frühschätzung im Jahresabstand um 9,1 Prozent gesunken. Die Industrieumsätze lagen um 10,7 Prozent unter jenen des Vorjahresmonats. Die Erzeugerpreise befinden sich im Jahresabstand mit 2 Prozent im Minus. [Quelle: Statistik Austria]
Immobilienmarkt. Infolge der Krise der Baubranche sollen die Fertigstellungen von Neubauten im Eigentum und in Miete in Österreich bis 2026 um 50 Prozent einbrechen. Kommendes Jahr wird nach mehreren schwierigen Jahren mit einer Erholung der Nachfrage bei Eigentumsimmobilien gerechnet. Dazu tragen neben sinkenden Zinsen die heuer erfolgte Befreiung von Grundbuch- und Pfandeintragungsgebühr bis zu 11.500 Euro bei privaten Immobilienkäufen und die Ankündigung des Auslaufens der KIM-Verordnung mit Mitte 2025 bei. [Quelle: sReal]
Energiemasterplan. Der Mitte Oktober teilweise geleakte Energiemasterplan der Wirtschaftskammer Österreich ist ein 200-seitiges Dokument, das von mehr als 200 Experten aus dem Energiebereich erarbeitet wurde. Zu den Empfehlungen gehören die Beschleunigung von Verfahren, Steuersenkungen, um die Preise zu dämpfen, Förderungen für die Transformation, fossile Übergangstechnologien und ein rechtlicher Rahmen für erneuerbare Gase, Wasserstoff und Geothermie. Der Masterplan soll in die Regierungsverhandlungen eingebracht werden. [Quelle: APA via Medienberichte]
ATX stieg um 6,6 Prozent. Am Montag war der letzte Handelstag an den Börsen. Der österreichische Börsenindex ATX stieg leicht und schloss mit 3.663,01 Punkten. 2024 ist der ATX damit um 6,64 Prozent gewachsen. Treiber waren vor allem starke Banken-Aktien – an Kurswert verloren haben Industrieunternehmen. Der Euro-Stoxx-50 wuchs um rund 8 Prozent, der deutsche DAX kommt auf ein Jahresplus von rund 19 Prozent, der französische CAC 40 gab um 3 Prozent nach, der Dow Jones kommt auf ein Plus von 14 Prozent und der marktbreite S&P-500 auf +25 Prozent. Die internationalen Börsen wurden vor allem durch die Zinssenkungen angetrieben. [Quelle: Wiener Börse; Stoxx; Börse Frankfurt]
Wasserstoff-Leitung in OÖ. Zwischen Linz und Sattledt soll ein Strang des bestehenden Erdgasleitungsnetzes durch eine Umwidmung auch für den Transport von Wasserstoff genutzt werden. Dafür ist eine Änderung der Betriebsanlagengenehmigung durch das Land Oberösterreich sowie Umbauten bei Armaturen und in Verteileinrichtungen notwendig. In der geplanten Dual-use-Leitung könnten bis zu 50.000 Kubikmeter Wasserstoff pro Stunde befördert werden, was etwa 170 MW bzw. der Leistung des Fernheizkraftwerks in Linz entspricht. [Quelle: Energie AG]
Krypto-Regulierung. Seit gestern ist die MiCA-Verordnung der EU voll anwendbar. Sie vereinheitlicht die Regulierung von Kryptowährungen, genauer gesagt von „Markets in Crypto Assets“ (MiCA). In Österreich übernimmt die Finanzmarktaufsicht (FMA) die Aufsicht des Kryptomarkts. Zulassungsverfahren für Anbieter von Krypto-Dienstleistungen werden strenger. [Quelle: FMA; MiCA-Verordnung-Vollzugsgesetz]
Deutscher Mittelstand in Sorge. In Deutschland rechnen laut einer Umfrage 80 Prozent der mittelständischen Unternehmen 2025 mit einem beschleunigten Schrumpfen der Wirtschaft, 20 Prozent gehen von einer Depression aus. 40 Prozent gaben an, 2024 Umsatzeinbußen verbucht zu haben. 62 Prozent macht der Arbeitskräftemangel Sorgen. Sie fürchten, Ausbildungsplätze nicht mehr besetzen zu können. [Quelle: Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft]
Schweizer Wirtschaft. Das von der ETH Zürich erhobene Konjunkturbarometer für die Schweiz ist im Dezember um 3,4 Punkte auf 99,5 Zähler gefallen – stärker als erwartet. Negativ entwickelt haben sich vor allem das verarbeitende Gewerbe, Dienstleistungen, Gastgewerbe sowie Auslands- und Konsumnachfrage. [Quelle: Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich]
Selektive Agenda:
Heute, ganztägig: Stromkostenbremse endet; Transitvertrag für russisches Gas durch die Ukraine läuft aus.
Morgen, 1.1., ganztägig: Vor 30 Jahren trat Österreich der Europäischen Union bei; Polen übernimmt EU-Ratspräsidentschaft; Vollbeitritt Rumäniens und Bulgariens zum Schengen-Raum
Morgen, 1.1., 19:47 Uhr: Neujahrsansprache von Bundespräsident Van der Bellen
Selektives Networking:
Jobwechsel und Karriereschritte: Barbara Potisk-Eibensteiner übernimmt mit 1. Jänner als neue CFO der Österreichischen Post AG.
Geburtstage: Wir gratulieren Annette Mann, Karl Amon und Ferdinand Lacina zum Geburtstag! Am 1. Jänner haben Heribert Rahdjian, Werner Mück, Alexander Pointner, Eva Rossmann, Klaus Handler und Gerda Rogers Geburtstag.
Sehen & gesehen werden
Heute, 18:30 Uhr, Wien: Silvestergala im Wiener Rathaus. [Info]
Morgen, 11:15 Uhr, Wien: Neujahrskonzert 2025 mit Riccardo Muti im Wiener Musikverein. [Info]