Morning in Brief

Morning in Brief, 31. März 2025

Guten Morgen Österreich!

Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Gregor Plieschnig und Christoph Hofer – wir melden uns aus Wien.

News – das müssen Sie heute wissen:

Wirtschaftsforscher mahnen Strukturreformen ein. Der Chef des Instituts für höhere Studien (IHS), Holger Bonin, drängt noch heuer auf Strukturreformen, um die systemischen Gründe der Wirtschaftsflaute anzugehen. In der ORF-Pressestunde führte Bonin aus, dass auch die privaten Haushalte einen Beitrag leisten werden müssen: „Auf Dauer ist es nicht machbar, dass die Wirtschaftsleistung schrumpft und die privaten Einkommen steigen.“ Eco-Austria-Chefin Monika Köppl-Turyna forderte im APA-Interview, dass die Regierung die bis Ende des Jahres angekündigte Wirtschafts- und Standortstrategie rascher ausformuliert und die Umsetzung beginnt. Indes drängt der Fiskalrat in den anstehenden Lohnverhandlungen der Frühlingsrunde zu Zurückhaltung bei den Lohnabschlüssen. Auch der Staat solle bei Erhöhungen im öffentlichen Dienst und bei den Pensionen „vorsichtig“ unter der Inflationsrate bleiben. Klare Ablehnung für den Vorschlag kam von der Gewerkschaft der Privatangestellten GPA. [Quellen: Bonin in ORF-Pressestunde, Medienberichte, Standard, ZiB-Beitrag über Fiskalrat]

Kommentar: Was tun mit all den Altkanzlern?
von Rainer Nowak

Das kleine Österreich hat ein Problem mit dem Wiedereinstieg von Spitzenpolitikern ins Arbeitsleben, andere Länder machen das besser. Die Kombination aus in Österreich logischer Angst vor Korruption beziehungsweise Postenschacher einerseits, und fehlender Ausstattung (Büro und Infrastruktur) ehemaliger Kanzler und Co. wie etwa in Deutschland andererseits, sorgt dafür, dass junge Altpolitiker nicht leicht vermittelbar sind.

Grafik (von Christoph Hofer): In den letzten Jahren stieg die bereinigte Lohnquote in Österreich stark und nähert sich bereits einem 30-Jahres-Hoch. Mehr als 72,3 Prozent im Jahr 2023 wurden zuletzt im Jahr 1999 erreicht (73 Prozent). Die Lohnquote misst den Anteil der Arbeitnehmerentgelte am Volkseinkommen; die weiteren Anteile entfallen auf Staat und Unternehmen. Steigt die Lohnquote bei sinkender Wirtschaftsleistung, schrumpfen Gewinne und Unternehmensrenditen. [Quelle: OeNB]

Budgetsanierung: Debatte um Länderbeitrag. Auf Ablehnung stößt der Vorschlag der Bundesregierung, dass die Bundesländer einen höheren Beitrag zur Budgetsanierung leisten sollen. Die Länderchefs betonten durchwegs, dass die Verantwortung für das Bundesbudget beim Bund liege, zum Teil wurde jedoch Reformbereitschaft signalisiert. Klare Ablehnung kommt auch vom Gemeindebund, dieser verwies auf die ohnehin schwierige finanzielle Situation der Gemeinden. 45 Prozent von ihnen könnten demnach in diesem Jahr ihr Budget nicht mehr ohne Hilfe von Bund und Ländern ausgleichen. Die zu zahlenden Zinsen auf die heimischen Staatsschulden stiegen derweil im Vorjahr um eine Mrd. Euro auf mehr als fünf Mrd. Euro an, das entspricht rund einem Prozent der Wirtschaftsleistung. [Quellen: Medienberichte, Ö1 zu Schulddienst

Sorge über Handelskrieg-Folgen für heimische Autozulieferer. Die höheren US-Zölle auf importierte Autos und Autoteile würden die heimischen Autozulieferer „nicht sehr deutlich treffen “, so die Einschätzung von Dietmar Schäfer, Vorsitzender der Arge Automotive Zulieferindustrie in der Wirtschaftskammer. Die heimische Branche sei nur indirekt über die Exporte der deutschen Produzenten betroffen, die allerdings bereits jetzt einen großen Teil direkt in den USA produzieren. [Quelle: Ö1-Morgenjournal]

Krankenkassen-Chef drängt auf Ärzte-Solidarbeitrag. Der Obmann der Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK), Peter McDonald, verwies im APA-Interview auf konjunkturbedingt geringere Beitragseinnahmen bei zugleich steigender Ausgabenlast. Es solle sowohl in der Verwaltung gespart werden als auch bei nicht notwendigen Leistungen. Zudem wolle er mit den Ärzten über einen Sonderbeitrag in den Jahren 2025 und 2026 reden. [Quelle: Medienberichte]

Sozialpartner-Papier für Fachhochschul-Reform. Anlässlich 30 Jahren Fachhochschulen haben Arbeiterkammer (AK), Industriellenvereinigung (IV), Gewerkschaftsbund (ÖGB) und Wirtschaftskammer (WKÖ) ein gemeinsames Positionspapier zur Weiterentwicklung der Bildungseinrichtung vorgelegt. Schwerpunkte sind die Modernisierung und Aktualisierung der Studienprogramme und -angebote, eine Absicherung der Finanzierung für mehr Planungssicherheit, mehr soziale Durchlässigkeit und Studierbarkeit sowie tiefere Vernetzung und Kooperation der einzelnen Einrichtungen. [Quelle: Sozialpartner-Papier]

Hochwasserschäden: Neue Westbahnstrecke nochmals gesperrt. Von 12. Mai bis 5. Juni muss die von dem Hochwasser im September 2024 stark beschädigte neue Westbahnstrecke zwischen Wien und St. Pölten über das Tullnerfeld nochmals gesperrt werden. Abschließende Sanierungsarbeiten finden in diesem Zeitraum statt. Der Bahnverkehr wird über die alte Strecke durch den Wienerwald umgeleitet, die Reisezeit verlängert sich damit um 30 Minuten. Während es im Fernverkehr nur einzelne Fahrplanänderungen geben soll, wird der Nahverkehr massiv und teilweise auf Schienenersatz umgestellt werden. [Quelle: ÖBB]

Österreich ist EU-Spitze bei Selbstständigen-Absicherung. Zusammen mit Spanien rangiert Österreich bei der sozialen Absicherung von Selbstständigen auf dem ersten Platz in der EU. Das Pflichtversicherungsprinzip wurde dabei als wirksamer als andere Lösungen, die beispielsweise in Deutschland oder den Niederlanden angewandt werden, bewertet. [Quelle: SVS]

EU investiert in digitale Technologien. Um nicht ins Hintertreffen gegenüber anderen Weltregionen zu kommen, investiert die EU-Kommission bis 2027 1,3 Mrd. Euro in digitale Technologien wie generative KI, Cybersecurity, Cloud-Dienste und Weiterbildung in diesen Bereichen. Zudem soll ein europaweites Netz digitaler Innovationszentren (EDIHs) aufgebaut werden, das Unternehmen beim Testen neuer Technologien hilft. [Quelle: EU-Kommission

Eurozonen-Wirtschaftsstimmung sinkt. Im Merz ging der Economic Sentiment Indicator (ESI), ein Barometer für die Stimmung in der Wirtschaft, in der Eurozone um 1,1 Zähler auf 95,2 Punkte zurück und liegt damit weiterhin unter dem langfristigen Durchschnitt von 100. Während das Verbrauchervertrauen gleich blieb und die Stimmung in der schwächelnden Industrie nach oben ging, verzeichneten der Dienstleistungssektor, Einzelhandel und das Baugewerbe ein Minus. [Quelle: EU-Kommission]

Schlechte Aussichten für deutsche Wirtschaft. Bis zu 29 Prozent könnten die Autoexporte Deutschlands in die USA aufgrund der von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle einbrechen. Das entspricht einem Umsatzrückgang von 8,2 Mrd. Euro. Indes lässt die aktuell bereits schwache Wirtschaft die Arbeitslosenquote auch im März bei 6,4 Prozent verharren. Im Vergleich zum Februar entsprachen 2,967 Mio. Arbeitslose einem Rückgang von 22.000, allerdings sind dies 198.000 Arbeitslose mehr im Vergleich zum März 2024.  [Quellen: Deloitte, Bundesagentur für Arbeit]

US-Konsumentenindikator gibt weiter nach. Das von der University of Michigan erhobene Stimmungsbild der Verbraucher in den Vereinigten Staaten hat sich im März zum dritten Mal in Folge reduziert und ging um 7,7 Zähler auf 57 Punkte zurück. Das entspricht dem niedrigsten Stand seit November 2022, sowohl der Ausblick als auch die Einschätzung der aktuellen Lage gingen zurück. Die Inflationserwartung kletterte im Vergleich zum Februar von 4,3 Prozent auf 5 Prozent. [Quelle: University of Michigan]  

Inflation in Frankreich verharrt auf Vier-Jahres-Tief. Mit einer Inflation von 0,9 Prozent im Jahresvergleich blieb die Teuerung in Frankreich im März weiter auf dem niedrigsten Wert seit vier Jahren. Im Vergleich zum Vormonat zogen die Preise um 0,2 Prozent an. Vor allem die deutlich gesunkenen Energiepreise drückten die Inflation. [Quelle: Französisches Statistikamt]

Selektive Agenda:

Straßburg, Frankreich: Europäisches Parlament tagt (bis 3. 4.)

9:00 Uhr, Wien: Die Statistik Austria präsentiert ihre neuen Erhebungen zu den Themen „öffentliche Finanzen 2024“, „Anerkennungen und Bewertungen ausländischer Bildungsabschlüsse 2023/24“ und „Einkommen und Sparen des Haushaltssektors 4. Quartal und Gesamtjahr 2024“.

Wochenvorschau

Am Dienstag lädt das Land Steiermark zu einem Deregulierungs-Gipfel mit Experten, Sozialpartnern, Städte- und Gemeindevertretern sowie den Klubobleuten der Regierungsfraktionen. Zusätzlich werden zum Monatsersten die erste Schnellschätzung zur März-Inflation in Österreich und eine Vorabschätzung für die Verbraucherpreise in der Eurozone veröffentlicht. Das AMS wird die Arbeitsmarktzahlen für März bekannt geben. Am Mittwoch gelobt Bundespräsident Alexander Van der Bellen einen Teil der Regierungsmitglieder neu an, nachdem das Ministeriengesetz mit den neuen Ressortverteilungen in Kraft getreten ist. Am Donnerstag wird der Cyber Security Bericht veröffentlicht und in Stegersbach beginnt das heurige CFO-Forum. Am Freitag findet das Südtiroler Wirtschaftsforum in Bozen statt.

Selektives Networking:

Jobwechsel und Karriereschritte: Klaus Kirchberger ist neuer Leiter der AK-Bezirksstelle Wels, Karin Brandmayer übernimmt die Leitung in Eferding.

Geburtstage: Wir gratulieren Wolfgang Nadvornik zum Geburtstag.

Sehen & gesehen werden:

16:00 Uhr, Wien: Die Austrian Senior Experts (ASEP) laden zum Expertengespräch mit Martina Salomon ins Haus der Industrie: „Die vier Bedrohungssäulen des Journalismus“. [invite only]

19:30 Uhr, Graz: Im Zuge des Diagonale Filmfestivals werden die Diagonale Awards vergeben. [invite only]

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