Morning in Brief

Morning in Brief, 4. April 2025

Guten Morgen Österreich!

Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Sara Grasel, Gregor Plieschnig und Stephan Frank – wir melden uns aus Wien.

News – das müssen Sie heute wissen:

Was die US-Zölle für Österreich bedeuten. Auf rasche, gemeinsame Verhandlungen der EU, aber notfalls mit „harter Kante“ setzt Wirtschafts- und Handelsminister Wolfgang Hattmannsdorfer als Reaktion auf die Zollansagen von US-Präsident Donald Trump. Die Reaktion müsse ein Zeichen der Stärke setzen und US-Prestige-Marken sowie US-Tech-Konzerne treffen. Der Minister traf mit dem Präsidenten der Industriellenvereinigung, Georg Knill und Vertretern der Industrie zusammen, um das weitere Vorgehen auf EU-Ebene zu besprechen. Knill betonte nach dem Treffen, dass Handelsbarrieren Verlierer auf beiden Seiten brächten. Wifo-Ökonom Harald Oberhofer geht für Österreich von einem BIP-Minus von etwa 0,35 Prozent aus – die Exporte würden um 1,4 Prozent zurückgehen. Das IHS rechnet mit 0,2 Prozentpunkte weniger Wachstum und auch das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) geht von einer Vertiefung der Rezession aus. Der ATX verlor im Tagesverlauf um 3,05 Prozent und schloss mit 4.001 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 verlor 3,59 Prozent, der Dow Jones ging um 4 Prozent zurück, der Nasdaq 100 Index um 4,6 Prozent. [Quellen: Pressekonferenz, Ö1 Mittagsjournal, wiiw, wiiw II

„Bruttolohn ist doch nur mehr eine Fantasiezahl“
Interview mit Walter Veit

Walter Veit ist Hotelier und Präsident der Österreichischen Hotelvereinigung, die freiwillige Interessensvertretung der Hotellerie. Im Interview bilanziert er das Regierungsprogramm, welche Herausforderungen zu bewältigen sind, um Österreich zu einer Ganzjahresdestination zu machen und wieso das Steuersystem dringend reformiert werden muss.

Grafik (von Christoph Hofer): 2024 exportierte die EU Waren im Wert von knapp 540 Mrd. Euro in die USA. Dem standen Warenimporte im Wert von rund 330 Mrd. Euro gegenüber. Der daraus entstehende Handelsüberschuss der EU von 210,8 Mrd. Euro ist Stein des Anstoßes im Handelskonflikt mit den USA. Die von US-Präsident Donald Trump erlassenen reziproken Zölle für andere Länder basieren auf der Rechnung: Warenhandelsbilanz/US-Warenimporte*0,5. Rechnet man jedoch auch Dienstleistungen mit ein, sinkt das US-Handelsdefizit mit der EU erheblich. Die EU ist Netto-Dienstleistungsimporteur in Höhe von rund 67,3 Mrd. Euro. Dadurch sank der gesamte EU-Handelssaldo 2024 auf 143,5 Mrd. Euro. [Quellen: Bureau of Economic AnalysisListe reziproker US-Zölle, White House Fact Sheet]

Altersteilzeit wird nicht abgeschafft. Sozialministerin Korinna Schumann erteilte einer Abschaffung der Altersteilzeit im Ö1-Mittagsjournal eine Absage. Zuvor hatte AMS-Chef Johannes Kopf darauf hingewiesen, dass die Altersteilzeit angesichts der budgetären Lage zu teuer sei und eine Einschränkung als gerechtfertigt bezeichnet. [Quelle: Ö1-Mittagsjournal]

Update für „ID Austria“. Die digitale Identität „ID Austria“ soll bis Sommer überarbeitet werden und dann einfacher zu benutzen sein, kündigt der für Digitalisierung zuständige Staatssekretär Alexander Pröll in diversen Interviews an. Auch neue Amtswege sollen hinzugefügt werden und Kinder werden künftig direkt ab Geburt mit einer ID ausgestattet, die ab 14 Jahren am eigenen Smartphone genutzt werden kann. 3,8 Mio. Nutzer hat die „ID Austria“ derzeit. [Quelle: Interviews u.a. in der Krone] 

Bürokratie: Handelsverband fordert „Tabula rasa“. Der Handelsverband (HV) fordert einen „entschlossenen Bürokratieabbau“. Auf nationaler Ebene sollen beispielsweise die ermäßigten Mehrwertsteuersätze vereinheitlicht bzw. nächtliche Fahr- und Anlieferverbote aufgehoben werden. Auf EU-Ebene plädiert man unter anderem dafür, dass im Rahmen der Entwaldungsverordnung in Österreich oder der EU produzierte Produkte automatisch als entwaldungsfrei anerkannt werden. Deregulierungsstaatssekretär Sepp Schellhorn habe den Forderungen bereits seine Unterstützung zugesagt, so der Handelsverband. [Quelle: Handelsverband – Aussendung, Positionspapier

Wiener Zinshausmarkt 2024 lebendiger. In Wien wurden im Vorjahr 297 Zinshaus-Transaktionen registriert, ein Plus von neun Prozent. Das Volumen der Transaktionen stieg um fünf Prozent auf 872 Mio. Euro, für heuer wird ein weiterer Anstieg erwartet. Durch Umwandlungen in Wohneigentum sinkt die Anzahl der Zinshäuser in Wien weiter, seit 2009 ging diese um 13,5 Prozent zurück und steht nun bei 13.439 Objekten. [Quelle: Otto Immobilien]

Österreicher lehnen Verbrenner-Aus am deutlichsten ab. In einer Umfrage zur Abschaffung des Verbots von Verbrennungsmotoren nimmt Österreich den ersten Platz ein – 37 Prozent der Befragten sind für eine „vollständige Abschaffung“ des Verbots. 19 Prozent sind für eine Verschiebung des Inkrafttretens, 22 Prozent für eine Beibehaltung. In Deutschland spricht sich ein Drittel für die Abschaffung aus, in Frankreich und Italien rund ein Viertel. In Belgien und den Niederlanden sind die Zustimmungswerte für die Abschaffung mit 17 und 13 Prozent am geringsten – dort sind 37 bzw. 40 Prozent für eine Beibehaltung der Regelung. [Quelle: Autoscout24

Welthandel soll heuer zurückgehen, EU will Handelsabkommen vorantreiben. Die Welthandelsorganisation WTO geht davon aus, dass das globale Handelsvolumen heuer aufgrund des Zollstreits mit den USA um 1 Prozent zurückgeht – das ist um 4 Prozentpunkte weniger als in der letzten Prognose. EU-Ratspräsident António Costa will mit neuen und tieferen Handelsabkommen auf die Handels-Abschottung der USA reagieren und bringt u.a. das Mercosur-Abkommen und das Abkommen mit Mexiko ins Rennen. Die Verhandlungen mit Indien und anderen Partnern sollen vorangetrieben werden. Gegenüber den USA müsse es das Ziel sein, ein Paket auf den Tisch zu legen, das Verhandlungen ermöglicht, sagte BusinessEurope-Generaldirektor Markus Beyrer in der ZiB2. Gelinge das nicht, brauche es eine klare Antwort mit angemessener Härte. Neben Gegenzöllen könne auch das öffentliche Beschaffungsrecht in Europa eingeschränkt werden. Laut Ifw Kiel Institut schaden sich die USA mit den Zöllen vor allem selbst. Für die US-Wirtschaft dürften sie binnen eines Jahres ein Minus von fast 1,7 Prozent bedeuten, Preissteigerungen von über 7 Prozent und ein Exportminus von fast 20 Prozent. Das Institut hat für laufende Analysen einen Kiel Trade and Tariffs Monitor eingerichtet. [Quellen: Costa auf X, WTO, Ifw Kiel, Kiel Trade and Tariffs Monitor, Beyrer in der ZiB2

Unternehmensstimmung im Euroraum leicht verbessert. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global stieg im Euro-Raum im März um 0,7 Punkte auf 50,9 Punkte und damit stärker als zunächst angekündigt. Der Index steigt damit über die Wachstumsschwelle von 50 Punkten – die Dienstleistungen liegen darüber, die Industrie bleibt jedoch unter der Schwelle, nähert sich aber an. Die Erzeugerpreise im Euro-Raum sind im Februar im Monatsabstand um 0,2 Prozent gestiegen und damit etwas langsamer als zuletzt. [Quelle: S&P Global, Eurostat

EU-Parlament einigt sich auf Unterstützung energieintensiver Industrien. Das Europaparlament fordert in einem Entschließungsantrag eine schnellere Genehmigung von Projekten im Bereich der sauberen Energie, die Umsetzung der Gesetzgebung zur Gestaltung des Strommarktes, ein besser integriertes Energiesystem und mehr Investitionen in die Netzinfrastruktur. Weitere Möglichkeiten zur Entkopplung der Preise für fossile Brennstoffe von den Strompreisen sollen geprüft werden. Dem „unfairen“ globalen Wettbewerb soll durch eine Umsetzung des CO2-Grenzausgleichssystems (CBAM) entgegengewirkt und Leitmärkte für saubere europäische Produkte geschaffen werden. [Quellen: Europäisches Parlament, Entschließungsantrag]

EU-Lieferkettengesetz verschoben, CSRD gelockert. Das EU-Lieferkettengesetz wird verschoben und die Regeln für die Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) gelockert. Mit 531 Ja-Stimmen, 69 Nein-Stimmen und 17 Enthaltungen hat das Europaparlament den Vorschlag der EU-Kommission angenommen. 80 Prozent der EU-Unternehmen werden damit aus der Nachhaltigkeitsberichterstattung ausgenommen. Unternehmen, die noch nicht mit der CSRD-Berichterstattung begonnen haben, müssen das nun erst 2028 tun. Die Lieferkettenrichtlinie hätte Mitte 2027 in Kraft treten sollen und wird nun um 1 Jahr verschoben. Im Juli 2027 muss nun die nationale Umsetzung am Tisch liegen. Zeit, die laut Wirtschaftskammer genutzt werden sollte, die Richtlinie vollständig zu überarbeiten. [Quellen: Europaparlament, WKÖ]

Investitionslaune erholt sich in Deutschland. Laut einer Befragung des Ifo-Instituts plant ein Drittel der deutschen Unternehmen heuer mehr zu investieren als 2024 – am höchsten ist der Anteil in der Industrie (32,1 Prozent) – 43 Prozent der Unternehmen wollen gleich viel investieren wie letztes Jahr. Der Anteil jener, die Investitionen kürzen ist seit November von 31,1 auf 27,3 Prozent gefallen. [Quelle: Ifo-Institut

Selektive Agenda:

Samarkand, Usbekistan: Erster EU-Zentralasien-Gipfel

Kigali, Ruanda: Globaler KI-Gipfel für Afrika (GAISA)

Brüssel, Belgien: Treffen der NATO-Außenminister; 9:00 Uhr: Austausch mit EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas

9:00 Uhr, Helsinki, Finnland: Bundespräsident Van der Bellen auf Staatsbesuch in Finnland, Treffen mit Parlamentspräsident Halla-aho

9:00 Uhr, Sarajevo, Bosnien und Herzegowina: Außenministerin Meinl-Reisinger trifft Amtskollegen Konaković

9:00 Uhr, Warschau, Polen: Informeller Rat der EU-Außenminister (Gymnich-Runde)

13:00 Uhr, Wien: Vizekanzler Babler empfängt ehem. Hamas-Geisel Shoham

Selektives Networking:

Jobwechsel und Karriereschritte: Catherine Emond wird Country President bei Novartis Österreich. Peter Sattler ist neuer Partner bei Horváth. Peter Fässlacher wird Programmchef im ORF-III-Kulturbereich. Michael Kienberger folgt auf Andreas Weinhengst als Finanzvorstand bei Primetals Technologies Austria, Weinhengst wird neuer Finanzvorstand der Primetals Technologies. Robert Willacker wird neben Christoph Pöchinger zweiter Gesellschafter der Wiener PR-Agentur POLICON.

Geburtstage: Am Samstag hat Florian Scheuba Geburtstag, am Sonntag Elisabeth Vitouch und Andreas Angerer.

Sehen & gesehen werden:

Spotted: Die MINTality Stiftung lud am Mittwoch zur Vernissage MINT meets ART in der gallery twenty-six in Wien. Neben Gastgeberin Therese Niss wurden u.a. gesehen: Eva-Maria Holzleitner, Andrea Jungmann, Andreas Duscha, Verena Kaspar, Martina von Künsberg Sarre, Peter Aufreiter, Franz Gasselsberger, Georg Knill, Helmut Bernkopf, Thomas Arnoldner, Christoph Neumayer, Birgit Mondl uvm. 

Stegersbach, Burgenland: Der Business Circle lädt zum heurigen CFO-Forum mit u.a. Borgas (RHI), Florey (OMV), Hanke (Wienerberger) (bis 4. 4.) [Info]

11:30 Uhr, Bozen, Italien: Das 20. Südtiroler Wirtschaftsforum in Bozen findet statt [Info]

13:30 Uhr, Linz: ÖVP OÖ lädt anl. achtjährigem Amtsjubiläum von LH Thomas Stelzer zu „Aus globalen Herausforderungen Chancen machen“ ins Musiktheater am Volksgarten. [invite only]

Samstag, 14:00 Uhr, Wiener Neustadt: Empfang anl. des Amtsantritts von Bundeskanzler Christian Stocker an der FH City Campus u.a. mit Bürgermeister Schneeberger [invite only]

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