Guten Morgen Österreich!
Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Gregor Plieschnig und Stephan Frank – wir melden uns aus Wien.
News – das müssen Sie heute wissen:
Arbeitslosigkeit steigt. Die Arbeitslosenquote steigt im Jänner auf 8,6 Prozent – insgesamt sind 445.500 Personen ohne Job, davon 79.800 in Schulungen und 365.700 arbeitslos. Die Zahl der offenen Stellen ist um 12,3 Prozent zurückgegangen. In der Industrie gab es mit 14,6 Prozent den stärksten Anstieg der Arbeitslosigkeit, danach folgt der Handel mit 8,4 Prozent. In der Baubranche gab es aufgrund des milden Winters ein Minus von 3,5 Prozent. AMS-Vorständin Petra Draxl rechnet in den nächsten Monaten nicht mit einer Erholung des Arbeitsmarktes, die Konjunkturaussichten seien unverändert düster. [Quelle: BMAW, AMS]
„Bankenabgabe verstößt gegen jegliches marktwirtschaftliche Prinzip“
Interview mit Christoph Schneider
Economica-Geschäftsführer Christoph Schneider sieht in der Diskussion um eine Bankenabgabe eine „Lose-Lose-Situation“: Ohne Gewinne könnten Banken nicht investieren – und gerade in Zeiten der beschleunigten Digitalisierung durch Künstliche Intelligenz braucht es stärkere Investionen. Im Endeffekt würden wiederum die Kunden für eine neue Bankensteuer oder -abgabe zur Kasse gebeten werden.
Grafik (von Christoph Hofer): Die Inflation ist im Jänner deutlich gestiegen und liegt laut Schnellschätzung bei 3,3 Prozent (VPI) im Vergleich zum Vorjahresmonat (HVPI: 3,5 Prozent). Gegenüber Dezember 2024 legten die Preise um 1,1 Prozent zu. Die Preise für Energie stiegen aufgrund der auslaufenden Strompreisbremse, den erhöhten Netzentgelten sowie der erhöhten CO2-Steuer um 3,7 Prozent. Als stärkster Treiber der Inflation wirkte aufgrund des hohen Lohnkostenanteils der Dienstleistungsbereich mit 4,7 Prozent. Im Euroraum steigt die Inflation im Jänner auf 2,5 Prozent, auch hier waren Dienstleistungen der maßgebliche Preistreiber. Für den weiteren Jahresverlauf erwartet die Statistik Austria für Österreich wieder sinkende Inflationsraten. [Quelle: Statistik Austria, Eurostat]

EPU-Stimmung. Als größte Herausforderung der nächsten 12 Monate sehen Ein-Personen-Unternehmen (EPU) mit 55 Prozent die Steuern- und Abgabenbelastung, danach folgen Umsatzeinbußen (45 Prozent), Bürokratie (36 Prozent) und Inflation (32 Prozent). Fast zwei Drittel der befragten EPUs fordern daher eine Senkung der Einkommenssteuer, knapp die Hälfte eine Erhöhung der Umsatzgrenze der Kleinunternehmerregelung sowie eine Senkung der Lohnnebenkosten. Trotz der aktuellen Herausforderungen würden sich drei Viertel der EPU erneut für die Selbstständigkeit entscheiden. [Quelle: WKO EPU-Stimmungsbarometer]
Immobilienmarkt-Ausblick 2025. Am heimischen Immobilienmarkt dürfte die Stagnation heuer noch bestehen bleiben – nur bei Wohnobjekten in guten Lagen zeichnen sich nach einer Umfrage leichte Preissteigerungen ab. Bei Büro- und Einzelhandelsimmobilien dürften die Preise gleichbleiben oder sinken – selbst bei Einkaufszentren in zentralen Lagen. Insgesamt wird der österreichische Immobilienstandort für 2025 von 87 Prozent als attraktiv bzw. sehr attraktiv eingeschätzt – deutlich mehr als noch im Vorjahr (61 Prozent). [Quelle: EY]
Informeller EU-Gipfel. Beim informellen EU-Gipfel in Brüssel standen Sicherheit und Verteidigung der EU im Zentrum. NATO-Generalsekretär Mark Rutte plädierte für eine Erhöhung der zugesagten Verteidigungsausgaben, diese müssen deutlich über 2 Prozent des BIP liegen. EU-Ratspräsident António Costa verkündete nach dem Gipfel die Einigung auf drei Kernthemen: Verteidigungsfähigkeit, deren Finanzierung sowie europäische Zusammenarbeit. Die EU-Kommission will nun die Schuldenregeln „flexibler“ auslegen, um mehr nationale Ausgaben für Verteidigung zu ermöglichen. Einen gemeinsamen Verteidigungsfonds wird es nicht geben. Bei Verteidigung gäbe es keine „one-size-fits-all“-Lösung, so Regierungschef Schallenberg. [Quellen: Europäischer Rat, Schallenberg auf X]
US-Zölle und Staatsfonds. Die angekündigten Zölle gegenüber Mexiko und Kanada werden heute nicht wie geplant in Kraft treten, sondern für ein Monat ausgesetzt. Der zusätzliche 10-Prozent-Zoll für chinesische Importe konnte nicht abgewendet werden und tritt in Kraft. China kündigte als Reaktion Zölle auf US-Kohle und LNG an. Mexiko hatte sich zuvor bereiterklärt, die Grenze zu den USA mit 10.000 Soldaten zu verstärken, um illegale Migration und Fentanyl-Schmuggel zu bekämpfen. Kanada werde einen Regierungsbeauftragten für den Kampf gegen Fentanyl-Schmuggel ernennen, die Grenze stärker schützen und eine gemeinsame Polizeieinheit mit den USA zu deren Überwachung einsetzen, betonte Kanadas Premier Justin Trudeau nach einem Gespräch mit dem US-Präsidenten. Darüber hinaus hat US-Präsident Trump per Dekret angeordnet, dass sein Finanzminister gemeinsam mit dem Handelsminister binnen 90 Tagen einen Plan zur Einrichtung eines Staatsfonds ausarbeiten soll. [Quellen: Trump auf TruthSocial: ad Mexiko, ad Kanada; Sheinbaum auf X, Trudeau auf X; Bloomberg; Dekret zum Staatsfonds]
Kommentar: Zölle verunsichern die Märkte
von Monika Rosen

Buchstäblich bis zur letzten Minute liefen die Verhandlungen um die Zölle, die Donald Trump in einem ersten Schritt auf Waren aus Mexiko, Kanada und China verhängen will. Unabhängig vom tatsächlichen Ausgang schaden die Diskussionen auf alle Fälle den Aktienkursen.
Industriestimmung in Europa. Nach 45,1 Punkten im Dezember stieg der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone im Jänner um 1,5 Punkte auf 46,6 Zähler und hat damit ein Achtmonatshoch erreicht – aber noch immer unter der Wachstumsschwelle von 50. Nur Griechenland und Spanien sind mit 52,8 und 50,9 über diesem Wert. Die Schlusslichter Deutschland und Frankreich (beide 45) haben sich deutlich verbessert. Der Index für das Vereinigte Königreich hat sich um 1,3 Punkte auf 48,3 verbessert – das erste Plus seit vier Monaten. [Quellen: Index Eurozone, Index UK]
US-Industriestimmung steigt. Das erste Mal seit über zwei Jahren dreht der Industrie-Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management auf Wachstum, von 49,2 Punkten im Dezember steigt dieser im Jänner auf 50,9 Punkte. Nachfrage und Produktion verbesserten sich und die Beschäftigung nahm zu. Die Preise stiegen mäßig, weiteres Wachstum könnte zusätzlichen Druck auf die Preise ausüben. [Quelle: ISM]
Chinesische Industriestimmung sinkt. Der Industrie-Einkaufsmanager-Index von Caixin ist um 0,4 Punkte auf 50,1 Zähler gefallen und steht somit nur mehr sehr schwach auf Wachstum. Die Exporte laufen schwach und in der Beschäftigung gab es einen deutlichen Rückgang. Bereits in der Vorwoche ist der staatliche Einkaufsmanager-Index mit 49,1 Punkten unter die 50-Punkte-Schwelle gefallen. [Quellen: Caixin, Xinhua]
E-Autoboom in Norwegen. 95,8 Prozent aller Auto-Neuzulassungen in Norwegen im Jänner waren E-Autos. Bereits im Vorjahr war der E-Auto-Anteil an den Neuzulagen mit 89 Prozent hoch. Ab heuer sollen nur mehr Elektro-Pkw verkauft werden. [Quelle: OFV]
Selektive Agenda:
Ab 9 Uhr, Warschau: Informeller EU-Außenministerrat (Handel)
Ab 9 Uhr, Warschau: Informeller EU-Rat „Wettbewerbsfähigkeit“ (Binnenmarkt und Industrie) mit Wirtschaftsminister Kocher
Selektives Networking:
Jobwechsel und Karriereschritte: Christian Laqué wird Chief Technology Officer bei A1. Sissy Weilharter verstärkt als Rechtsanwältin das Vergabe- und Kartellrechts-Team der Kanzlei Haslinger / Nagele. Hannah Liko leitet ab Februar die Sektion II des BMEIA. Anja Haider-Wallner wird Landeshauptmann-Stellvertreterin im Burgenland.
Sehen & gesehen werden:
15:15 Uhr, Saalbach-Hinterglemm: Eröffnungsfeier der SKI-WM 2025
18:00 Uhr, Wien: Ehem. schwedischer Chef-Epidemiologe Anders Tegnell im Gespräch mit Pragmaticus-Chefredakteur Andreas Schnauder im Josephinum [Info]