Morning in Brief

Morning in Brief, 8. April 2025

Guten Morgen Österreich!

Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Sara Grasel und Christoph Hofer – wir melden uns aus Wien.

News – das müssen Sie heute wissen:

US-Zölle: EU holt zum Gegenschlag aus. Die EU-Handelsminister haben sich gestern in Luxemburg einen Gegenschlag besprochen, sollten die Verhandlungen mit den USA für eine Einigung im Zollstreit scheitern. Das Angebot, mit dem die EU ins Rennen geht, ist eine Null-Zoll-Freihandelszone zwischen EU und USA bei Autos und Industriegütern. „Wir werden aber nicht ewig warten“, sagte EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič nach dem Ministertreffen. Am 15. April treten EU-Gegenzölle für die US-Zölle auf Stahl und Aluminium auf eine Reihe an US-Produkten in Kraft. Laut Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer ist bereits ein zweites Paket in Abstimmung, das vor allem landwirtschaftliche Produkte betreffen wird. Reuters berichtet von 25-Prozent-Zöllen, die ab 16. Mai auf zahlreiche US-Waren wie Diamanten, Eier, Zahnseide, Würste oder Geflügel erhoben werden könnten. Als drittes Paket sieht Hattmannsdorfer die Möglichkeit, bei US-Tech-Konzernen „die Daumenschrauben anzuziehen“. Gleichzeitig sollen die Handelsbeziehungen mit anderen Ländern gestärkt werden – Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach gestern von Abkommen mit Mercosur, Mexiko und der Schweiz sowie einer Zusammenarbeit mit Indien, Thailand, Malaysia und Indonesien. [Quellen: Rede von Šefčovič, Statement von der Leyen, Aussendung Hattmannsdorfer, Hattmannsdorfer auf X, Reuters | Grafik: EU-USA – Handelskrieg oder Deal?

Österreich droht EU-Verfahren wegen Windräder-Streit
Interview mit Elisabeth Zehetner

Das Wirtschaftsministerium will bis Sommer mit dem Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) und dem Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetz (EABG) zwei wichtige Energiegesetze umsetzen. Besonders beim EABG hakt es aber aufgrund ungelöster „Interessenkonflikte“, wie Energie-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner im Interview mit Selektiv erklärt. Im Gespräch geht es außerdem um die Zukunft der Energie-Förderungen und warum der Boom privater Photovoltaik-Anlagen zum Kostentreiber bei den Netzgebühren wurde.

Grafik (von Christoph Hofer): 93 Prozent aller Frauen, welche 2022 in Pension gingen, taten dies über die normale Alterspension. Noch 2010 schafften dies weniger als die Hälfte (41,9 Prozent). Bei Männern blieb die normale Alterspension weiterhin die Ausnahme (2022: 29,1 Prozent). Im Zeitraum von 2010 bis 2022 sanken die krankheitsbedingten Pensionsneuzugänge bei Frauen von rund 9.800 auf 3.800 (–61,2 Prozent) und bei Männern von rund 17.800 auf 7.700 (–56,7 Prozent). Zahlreiche Reformen zur Rehabilitation und längerem gesund arbeiten sowie die Anhebung von Altersgrenzen und notwendiger Versicherungszeiten bzw. das Auslaufen von Pensionsarten wurden in diesem Zeitraum tragend. [Quellen: Wifo, die.Substanz.at]

„Österreich befindet sich mitten in der Deindustrialisierung.“ In den letzten 24 Monaten verzeichnete Österreich 23-mal einen Rückgang der heimischen Industrieproduktion. Laut der WKÖ-Sparte Industrie nahm die Industrieproduktion 2024 um 14 Mrd. Euro (-6,2 Prozent) auf 204 Mrd. Euro ab. Besonders betroffen waren die Branchen Fahrzeugindustrie, Bergwerke/Stahl sowie Elektro- und Elektrotechnik. Die Auftragseingänge sanken um 1 Mrd. auf 128 Mrd. Euro, 12.800 Arbeitsplätze gingen verloren. „Die Lage in der österreichischen Industrie ist dramatisch, wir befinden uns mitten im Prozess der Deindustrialisierung“, so WKÖ-Spartenobmann Siegfried Menz. Besonders schmerze der Einbruch der österreichischen Exporte um 9,8 Mrd. Euro. Mit 9,7 Prozent (2023) und 12,4 Prozent (2024) verzeichnete man bei den Lohnkosten den höchsten Anstieg im Vergleich zu den sechs wichtigsten Handelspartnern. Die WKÖ fordert eine Senkung der Lohnkosten, z.B. durch ein Herauslösen des FLAF aus diesen, Freihandelsabkommen sowie eine Verlängerung der Strompreiskompensation bis 2030. [Quellen: WKÖ, Info-Point „US-Zölle“]

Kärntner Wirtschaftsförderung +24,2 Prozent. Der Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds (KWF) hat 2024 ein um 24,2 Prozent höheres Fördervolumen ausgeschüttet als im Jahr davor. Gefördert wurden 899 Projekte – um 27,5 Prozent mehr als 2023 – mit 30,2 Mio. Euro. Mit den Förderungen wurden laut KWF Investitionen im Umfang von insgesamt 187,2 Mio. Euro ausgelöst und 485 neue Arbeitsplätze geschaffen. [Quelle: KWF]

Großhandelspreise leicht gesunken. In Österreich sind die Großhandelspreise im März im Jahresabstand um 0,2 Prozent gesunken – im Vergleich zu Februar gingen die Preise um 0,8 Prozent zurück. Dämpfer waren niedrigere Treibstoff- und Mineralölpreise sowie technische Chemikalien, Treiber waren Uhren, Schmuck, Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze, Getreide, Saatgut und Futtermittel. [Quelle: Statistik Austria

Neue Tabak-Interessenvertretung. Mit dem Tabakwaren-Großhandelsverband Österreich (TGHÖ) gibt es in Österreich eine neue Interessenvertretung für den Großhandel mit Tabakprodukten. Präsident des Verbands ist Manfred Knapp. [Quelle: Medienberichte] 

„Wirtschaftspolitische Atombombe“ – Sentix-Konjunkturindex bricht ein. Der Sentix-Konjunkturindex für die Eurozone ist im April um 16,7 Punkte auf -19,5 Zähler eingebrochen – der tiefste Wert seit Oktober 2023. Vor allem der Ausblick trübt sich ein – lagen die Erwartungen im März noch bei optimistischen 18,0 Punkten, stürzen sie im April auf -15,8 Zähler ab. Noch deutlicher brechen die Erwartungen im entsprechenden Index für Deutschland ein. Für die USA sind die Erwartungen um 24,3 Zähler auf -42,0 Punkte abgerutscht – der tiefste Wert seit 2008. In asiatischen Ländern sinkt der Index auf den Tiefststand seit 2022. „Trump dürfte es zunehmend schwerer fallen, gesichtswahrend aus der Zoll-Nummer herauszukommen. Damit dürfte sich der Zollkrieg länger hinziehen, als viele es bislang annehmen“, heißt es in der Sentix-Analyse und weiter: „Was Trump getan hat, war eine wirtschaftspolitische ‚Atombombe‘ zu zünden, die größtenteils über den USA explodiert ist, deren Fallout aber den ganzen Globus in einen ‚atomaren Winter‘ führen kann.“ [Quelle: Sentix]

EU-Förderungen an NGOs intransparent. Der Europäische Rechnungshof bemängelt die Vergabe von EU-Förderungen an NGOs als intransparent. 2021 bis 2023 wurden in Summe 7,4 Mrd. Euro an rund 4.400 Organisationen vergeben – 4 Prozent des gesamten Unionsbudgets. Oft sei aber nicht einmal klar, ob es sich bei den begünstigten Organisationen wirklich um NGOs handle. [Quelle: Europäischer Rechnungshof]

Trump will Zölle für China noch einmal erhöhen, Börsen brechen weiter ein. US-Präsident Donald Trump droht damit, die Import-Zölle für China erneut um 50 Prozent zu erhöhen, falls Peking die Gegenzölle von 34 Prozent nicht bis Dienstag zurücknehme. Die Börsen sind gestern im Tagesverlauf weltweit weiter eingebrochen. Der Euro-Stoxx-50 fiel auf den tiefsten Stand seit August 2024 und schloss mit 4,55 Prozent im Minus bei 4.656,41 Punkten. Der Frankfurter DAX fiel um 4,13 Prozent auf 19.789,62 Punkte. Der ATX sank um 3,70 Prozent auf 3.623,56 Punkte. Der Londoner FTSE-100 gab um 4,38 Prozent auf 7.702,08 Punkte nach. Die US-Börsen schwankten im Tagesverlauf stark und schlossen nach teilweise deutlichen Einbrüchen leicht im Minus. Der Dow Jones Industrial schloss mit minus 0,91 Prozent bei 37.965,60 Punkten, der S&P 500 ging um 0,23 Prozent zurück. [Quellen: Trump auf Truth Social, Börsenkurse]

Deutsche US-Exporte im Februar stark gestiegen. Die deutschen Exporte sind im Februar im Monatsabstand um 1,8 Prozent auf ein Volumen von 131,6 Mrd. Euro gestiegen – stärker als erwartet. Die Importe stiegen um 0,7 Prozent auf ein Volumen von 113,8 Mrd. Euro. Die Exporte in die USA (14,2 Mrd. Euro) sind mit 8,5 Prozent besonders kräftig gewachsen. In EU-Länder wurde um 0,5 Prozent mehr exportiert (70,2 Mrd. Euro), nach China um 0,6 Prozent mehr (6,8 Mrd. Euro) und ins UK um 3,8 Prozent weniger (6,5 Mrd. Euro). [Quelle: Destatis]

Deutsche Produktion bremst wieder. In Deutschland ist die Produktion nach einem Jänner-Plus von 2,0 Prozent im Februar wieder um 1,3 Prozent gesunken und damit stärker als ursprünglich angenommen. Das Wirtschaftsministerium spricht von einer Seitwärtsbewegung der Industrieproduktion. Die US-Zölle trüben die Aussicht auf baldige Besserung. Am stärksten waren die Rückgänge bei Nahrungs- und Futtermitteln (-5,3 Prozent), pharmazeutischen Erzeugnissen (-4,0 Prozent), Baugewerbe (-3,2 Prozent), Energie (-3,3 Prozent) und Fahrzeugbau (-1,3 Prozent). [Quellen: Destatis, BMWK]

Briten lockern Verbrennerverbot. Die britische Regierung verlängert die Frist für den Verkaufsstopp von Hybridautos und Luxusautos mit Benzin- oder Dieselantrieb, um britischen Autoherstellern angesichts der US-Zölle etwas Luft zu verschaffen. Ursprünglich hätten ab 2030 nur noch E-Autos neu zugelassen werden dürfen – für herkömmliche Verbrenner gilt dieses Ziel weiterhin. Der Umstieg auf E-Autos soll mit 2,3 Mrd. Pfund gefördert werden. [Quelle: Brit. Verkehrsministerium]

Selektive Agenda:

Wien: Auktionstermin für österreichische Bundesanleihe

Straßburg, Frankreich: Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (bis 11. April) [Info]

9:00 Uhr, Wien: Statistik Austria veröffentlicht Außenhandelsdaten Jänner

13:00 Uhr, Wien: Die Bundesregierung startet in eine zweitägige Klausur u.a. mit Peter Vorhofer, Petra Draxl, Johannes Kopf, Harald Oberhofer, Themen u.a.: Überwachung von Messengerdiensten, Arbeits- und Wirtschaftsagenden

13:45 Uhr, Warschau, Polen: Informelle Tagung der Minister für Kultur und Medien [Info]

Selektives Networking:

Jobwechsel und Karriereschritte: Oskar Platter wurde Anfang April 2025 in Innsbruck vom Kollegium der Notariatskammer für Tirol und Vorarlberg zum neuen Präsidenten gewählt – er folgt Gert Kössler nach. Conclusion expandiert in die DACH-Region – Tilman Au wird Managing Director Conclusion DACH. Tanja Tatzl ist seit 1. Jänner Partnerin beim österreichischen Steuerberatungsunternehmen TPA. Sandra Freudensprung übernimmt mit 1. Mai neben Harald Grabmaier die Geschäftsführung der Gemeinnützigen Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft (GWSG).

Geburtstage: Wir gratulieren Hakon Hirzenberger zum Geburtstag!

Sehen & gesehen werden:

18:00 Uhr, Wien: Podiumsdiskussion „OeNB Dialogue: Geopolitical Risks: Challenges for Financial Stability, Central Banks and Academic Research“ mit OeNB-Gouverneur Holzmann und OeNB-Gastprofessor Suárez [Info & Anmeldung]

18:30 Uhr, Wien: 8. Hybrider Branchentalk: Wiener Werber:innen talken über den Kreativstandort Wien u.a. mit Margarete Kriz-Zwittkovits, und Bettina Ullmann [Info & Anmeldung]

18:30 Uhr, Wien: Präsentation des „Vienna Law Students Monitor“ u.a. mit Bernhard Berunlich, Roswitha Hasslinger, Leander Götz, Linda Mittnik-Potmesil, Alexander T. Scheuwimmer, Ingrid Schöberl, Simon Schützeneder, Martin Spitzer [Info & Anmeldung]

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