Morning in Brief

Morning in Brief, 9. April 2025

Guten Morgen Österreich!

Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Gregor Plieschnig und Christoph Hofer – wir melden uns aus Wien.

News – das müssen Sie heute wissen:

20-Prozent-US-Zoll für Europäische Union tritt in Kraft. Mit dem heutigen Tag tritt der Großteil der von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle auf Importe in die USA in Kraft, jene für EU-Importe in der Höhe von 20 Prozent. Weil China eine Frist für das Unterlassen von Gegenzöllen verstreichen ließ, werden Exporte in die USA nun mit Zöllen in der Höhe von 104 Prozent belastet. Die EU wird heute über die finale Ausgestaltung ihrer Antwort auf die zuvor erlassenen US-Zölle auf Aluminium und Stahl entscheiden. Trump stellte zuletzt weitere Zölle auf Pharma-Importe in den Raum. Der von den USA losgetretene Handelskrieg belastet die Weltwirtschaft erheblich. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognose für das heimische BIP-Wachstum im heurigen Jahr auf null reduziert, für die Eurozone wird von UBS ein Wachstum von 0,5 Prozent vorhergesagt, bis jetzt war man noch von einem Prozent ausgegangen. [Quellen: Weißes Haus, IMF-Pressekonferenz, Medienberichte, UBS]

Kommentar: Wer hat Schuld an der Misere der ÖGK?
von Gerald Loacker

Wieder einmal pfeift die ÖGK aus einem Loch. Es handelt sich noch nicht um das letzte solche, aber das Pfeifen ertönt neuerdings in kürzeren Abstanden und größerer Lautstärke. Der neubestellte ÖGK-Obmann Peter McDonald kann daher nicht einfach nur zusehen.

Grafik (von Christoph Hofer): Im Jahr 2024 musste die Republik Österreich 5,1 Mrd. Euro Zinsdienst für ihre Finanzschulden leisten. Seit zwei Jahren steigen die Zinskosten damit wieder. Ein erheblicher Teil dieser Entwicklung geht auf die rasant gestiegene Inflation zurück. Betrug die prozentuelle Verzinsung 2021 noch den langjährigen Tiefstwert von 1,17 Prozent so stieg diese zuletzt auf 1,91 Prozent an. [Quelle: OeBFA]

Mercosur-Abkommen: Landwirtschaftsminister deutet Zustimmung unter Voraussetzungen an. In Anbetracht der erratischen Handelspolitik der USA unter Präsident Trump kommt innerhalb der ÖVP Bewegung in die Debatte über das EU-Mercosur-Freihandelsabkommen. Nachdem Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer bereits seine Unterstützung signalisiert hat, erklärt nun auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig seine grundsätzliche Zustimmung, „wenn der Freihandel fair und gerecht ist“. Ein Beschluss des Nationalrats aus dem Jahr 2017 verpflichtet die Bundesregierung aktuell zur Ablehnung des Abkommens auf EU-Ebene. [Quelle: Medienberichte]

Vorschläge zur Budgetsanierung. Größeres Einsparungs- bzw. Sanierungspotenzial in Österreich ortet der Internationale Währungsfonds bei Pensionen, Gesundheit und einer höheren CO2-Abgabe. Während das heurige Einsparungsziel der Regierung in Anbetracht der schwachen wirtschaftlichen Lage angemessen sei, müsse in den folgenden Jahren auch strukturell reformiert werden. In eine ähnliche Kerbe schlägt der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ), er kritisiert, dass klimaschädliche Subventionen in der Höhe von sechs Mrd. Euro nicht angetastet werden. Die Agenda Austria zweifelt indes daran, dass die geplanten Einsparungen durch die Reform der Bildungskarenz machbar sind. [Quellen: IMF-Pressekonferenz, EEÖ, Presse-Artikel zu Bildungskarenz]

Heimischer Exportüberschuss geht zurück. Die Exporte Österreichs gingen im Jänner gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,7 Prozent auf 15,80 Mrd. Euro zurück, Importe stiegen um 1,5 Prozent auf 15,49 Mrd. Euro. Dadurch reduzierte sich der Handelsbilanzüberschuss im Jänner auf 310 Mio. Euro. Mit einem Anteil von etwa zwei Dritteln wickelt Österreich seinen Außenhandel überwiegend mit Mitgliedstaaten der Europäischen Union ab. Die Republik importierte im Jänner 2025 Waren im Wert von 9,97 Mrd. Euro, während Waren im Wert von 10,83 Mrd. Euro in EU-Länder exportiert wurden. [Quelle: Statistik Austria] 

Immobilientreuhänder warnen vor Krise in Wien. Dem Wiener Immobilienmarkt droht laut der Fachgruppe der Immobilientreuhänder eine tiefe Krise, sollten die Neubau- und Sanierungsraten nicht deutlich erhöht werden. Sie fordert eine Vereinfachung der Vorgaben im Bau, eine Liberalisierung des Marktes, sowie die Öffnung des gemeinnützigen und kommunalen Wohnsektors in den Bereichen Verwaltung und Vermittlung an gewerbliche Unternehmen. [Quelle: WKÖ]

Knappe Eier-Versorgung. Die heimischen Haushalte haben im Vorjahr einen neuen Rekord beim Eierkauf aufgestellt. Derzeit ist die Versorgung mit Eiern aufgrund der Folgen der Vogelgrippe und dem nahenden Osterfest jedoch knapp, warnt die Branche. Vertreter pochen deshalb auf eine Senkung der Lohnnebenkosten und der bürokratischen Vorgaben um eine nachhaltige Versorgung mit heimischen Eiern in den entsprechenden Qualitätskategorien weiterhin gewährleisten zu können. [Quelle: AMA, Geflügelwirtschaft]

Heimische Fleischexporte wegen Maul- und Klauenseuche unterbrochen. Die USA, Kanada, Japan, das Vereinigte Königreich sowie Bosnien-Herzegowina haben bis auf weiteres Rind- und Schweinefleisch-, sowie Rohmilchimporte aus Österreich unterbrochen, aus Sorge vor der Verbreitung der Maul- und Klauenseuche, die in Österreichs Nachbarstaaten weiterhin grassiert, in heimischen Betrieben aber bisher nicht nachgewiesen ist. Ein Ende der Exporteinschränkungen ist noch nicht absehbar, die Regierung betont, dass verhandelt werde. [Quelle: Medienberichte]

US-Banken wachsen stärker als europäische Banken. Die Nettogewinne der großen Banken in Europa stiegen im Vorjahr um 13 Prozent auf 85 Mrd. Euro. Die zehn größten US-Banken verzeichneten mit 180 Mrd. Euro einen Gewinnzuwachs von 24 Prozent. In den vergangenen zehn Jahren übertraf der Nettogewinn der US-Banken stets jenen der europäischen Geldhäuser. Beim operativen Gewinn erreichten acht der zehn größten Banken in den Vereinigten Staaten ein Ergebnis von jeweils mehr als 10 Mrd. Euro, in Europa schafften dies nur vier Institute. Insgesamt kamen die US-Unternehmen auf 224 Mrd. Euro Gewinn, Europas auf 120,5 Mrd. Euro. [Quelle: EY

Forscher drängen auf mehr Energie-Unabhängigkeit. Da Energieversorgung immer mehr als politisches Druckmittel verwendet wird, müsse Europa unabhängiger von externen Quellen werden. Nicht nur das Vorgehen Russlands im Zuge des Angriffs auf die Ukraine, auch die Handelspolitik der USA unter Präsident Donald Trump, der zuletzt mehr Energie-Importe von der EU im Gegenzug für Zoll-Lockerungen verlangte, würden zeigen, wie gefährlich eine Abhängigkeit von Dritten sei. Jede Investition in erneuerbare Energie und in einschlägige Schlüsseltechnologien müsse als Investition in unsere Sicherheit gesehen werden, wohingegen jeder Euro für Energieimporte für die Verbesserung der Verteidigungskapazitäten verloren sei. Ebenso müsse in die Absicherung der Infrastruktur vor Online-Angriffen durch Hacker investiert werden. [Quelle: Dachorganisation europäischer Akademien der Wissenschaften]

Deutschland muss wieder mehr auf Wettbewerb setzen. Die deutsche Wirtschaftspolitik müsse sich wieder auf die Prinzipen der marktwirtschaftlichen Mechanismen und des Wettbewerbs im Sinne der sozialen Marktwirtschaft besinnen, so das Ergebnis einer Studie des Ifo-Instituts über die Weiterentwicklung der Sozialen Marktwirtschaft. Die Empfehlungen an die im Werden begriffene deutsche Bundesregierung umfassen auch mehr Autonomie für die Bundesländer. Die beste Industriepolitik sei eine Wirtschaftspolitik, die allgemein gute Standortbedingungen setze sowie Forschung und Entwicklung und damit die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands fördere. [Quelle: Ifo-Institut]

Deutsches Durchschnittsgehalt gestiegen. Von 2023 auf 2024 stieg der mittlere Bruttoverdienst und das Durchschnittsgehalt in Deutschland für Vollzeitangestellte um 5,3 Prozent auf 52.159 Euro, bzw. 62.235 Euro. Nach Abzug der Teuerung sind die Reallöhne im vergangenen Jahr um 3,1 Prozent gestiegen. Damit wurde ein Teil der Kaufkraftverluste aus den Hochinflationsjahren zuvor ausgeglichen. [Quelle: Deutsches Statistikamt]

Arbeitslosigkeit in Tschechien steigt. Mit einer Quote von 4,3 Prozent im März hat die Arbeitslosigkeit in der Tschechischen Republik im Jahresvergleich um 0,4 Prozentpunkte zum Vorjahresmonat zugenommen. In den nächsten Monaten soll die Quote allerdings wieder sinken. [Quelle: Medienberichte]

Selektive Agenda:

Straßburg, Frankreich: Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (bis 11. April) [Info]

Wien: 2. Runde KV-Verhandlungen Chemische Industrie

Wien: 2. Runde KV-Verhandlungen Elektro- und Elektronikindustrie

Wien: Letzter Tag der Regierungsklausur im Bundeskanzleramt, Thema: Arbeitsmarkt [Info]

6:01 Uhr: „Reziproke“ US-Zölle treten in Kraft [Info]

9:00 Uhr, Wien: Statistik Austria veröffentlicht Kfz-Neuzulassungen März

14:00 Uhr, Wien: Arbeits- und Sozialausschuss des Nationalrates

Selektives Networking:

Jobwechsel und Karriereschritte: Doris Gstatter ist neuer ESG-Officer für Kapsch TrafficCom. Silvia Lieb ist bis auf Weiteres Alleinvorstand des Medienhauses Moser Holding.

Geburtstage: Wir gratulieren Walter Scherb, Mario Matt und Mirna Jukić zum Geburtstag.

Sehen & gesehen werden:

14:00 Uhr, Wien: Podiumsdiskussion „Klimapolitik für und mit Unternehmen: Wie kann die Transformation gelingen?“ [Info]

16:00 Uhr, Millstatt, Kärnten: Beginn der 9. Millstätter Wirtschaftsgespräche (bis 11. April) [Info]

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