Europa

Kommentar von Laura Raggl

Europas Verteidigung wird zur Startup-Sache 

Der Krieg in der Ukraine hat nicht nur sicherheitspolitische Grundannahmen erschüttert, sondern auch einen wirtschaftlichen Umbruch ausgelöst. Gerade Österreichs stark aufgestellte Maschinenbauer und Automobilzulieferer könnten künftig verstärkt sicherheitsrelevante Anwendungen adressieren. Das Land verfügt mit Unternehmen wie Glock und Steyr Arms über eine Reihe hochspezialisierter Akteure mit internationaler Relevanz – insbesondere im Bereich Dual-Use-Technologien. Doch hier braucht es stärkeren politischen Willen und Fokus.

Kommentar von Rainer Nowak

Trump, Putin und das Europa-Kabarett

Der Trump-Putin-Gipfel in Alaska hat es gezeigt: die Kopfloses-Huhn-Taktik Brüssels, Berlins und Paris im Ukraine-Konflikt ist gescheitert. Wirtschaftssanktionen sind süß zu beschließen, bringen aber ohne Rest der Welt wenig bis nichts. Die Entscheidungen über den Ausgang des Kriegs fallen woanders.

Kommentar von Heike Lehner

Patriotische Umerziehung: Europas Kapitalfehler

Europäer lassen immer noch Billionen Euro auf Konten und Sparbüchern ungenutzt, während Unternehmen dringend Kapital für Innovationen benötigen. Der Wunsch, das Vermögen privater Haushalte in vorgegebene Branchen zu lenken, verfehlt das Ziel. Denn Staaten sind notorisch schlecht darin, die richtigen Gewinner auszuwählen.

Interview

US-Zölle: „EU hat die Arschkarte“

EU-Importe in die USA sollen ab heute mit einem Zollsatz von 15 % belegt werden, während US-Importe in die EU zum Nulltarif möglich sein sollen. Rechtssicherheit herrscht dennoch nicht.

Ralph Janik ist Experte für Völkerrecht mit den Forschungsschwerpunkten Krieg, Menschenrechte und Recht des Welthandels © Elisabeth Pfneisl / Montage: Selektiv
Interview

Strugl: Sozialtarif „war nicht ausgemacht“

Mit dem richtigen Technologiemix und Investitions-förderlichen Rahmenbedingungen kann der Erneuerbaren-Ausbau in Österreich gelingen – und dann würden auch die Strompreise sinken, ist Verbund-Chef Michael Strugl überzeugt. Bis es soweit ist, müsse man auch die energieintensive Industrie unterstützen. Bis Wasserstoff als Energieträger einspringen kann, werde es noch dauern: Viele Projekte wurden wieder abgebrochen und es gibt eine zeitliche Verzögerung, so Strugl.

Michael Strugl ist CEO von Verbund © Verbund
Interview

Industrie-Experte: „Neue EU-Umsatzsteuer für Unternehmen wäre absolut kontraproduktiv“

Die EU-US-Handelseinigung ist ein erster Schritt, um für Unternehmen wieder Sicherheit und Vorhersehbarkeit zu schaffen, so BusinessEurope Generaldirektor Markus Beyrer. Man müsse die EU-Handelsbeziehungen nun mit Nachdruck weiter diversifizieren und vor allem das Mercosur-Handelsabkommen heimholen. „Die Swing States sind Italien und Polen. Wenn diese halten, wird es sich ausgehen.“ Einer im neuen EU-Budget vorgesehenen Umsatzbesteuerung von Unternehmen steht er ablehnend gegenüber. Diese wäre „absolut kontraproduktiv in einer Situation, in der wir bereits ein großes Investitionsproblem in Europa haben.“

BusinessEurope-Generaldirektor Markus Beyrer am Salzburg Summit der Industriellenvereinigung © IV/Matanovic/Montage: Selektiv
Interview

IMD-Präsident: „Wir können Donald Trump sogar ein bisschen dankbar sein“

Ohne Donald Trumps Politik hätte man in Europa nicht so schnell verstanden, strategische Abhängigkeiten zu reduzieren. „Doch die Kosten für diesen Wake-up-Call sind sehr, sehr hoch“, so IMD-Präsident David Bach im Selektiv-Interview am Rande des Salzburg Summit der Industriellenvereinigung. Noch immer dominieren für ihn veraltete Sichtweisen. „Die Leute, die sagen, Chinas Modell basiert auf Kopieren, haben schlichtweg nicht genug Zeit in China verbracht.“ Man habe es jedoch selbst in der Hand, Strukturprobleme zu lösen. „Wir haben die Innovation, wir haben das Talent, wir haben die Unternehmen. Was sie brauchen, ist Kapital, weniger Regulierung, billigere Energie.“

David Bach, Präsident des Schweizer Institute for Management Development (IMD) am Salzburg Summit der Industriellenvereinigung © IV/Matanovic/Montage: Selektiv
Interview

Lindner: „Schulden sind nur vorgezogener Wohlstand“

„In den letzten Jahren haben wir uns in Europa sehr stark auf Regulierung, auf Umverteilung, auf Subventionierung konzentriert“, sagt der ehemalige deutsche Finanzminister Christian Lindner (FDP) im Interview mit Selektiv. Die deutsche Politik schuldenfinanzierter Investitionsprogramme sieht er als „Wette“, die nur mit den notwendigen Reformen aufgehen könne. „Denn Schulden sind nur vorgezogener Wohlstand aus der Zukunft. Wohlstand muss immer erarbeitet werden durch wirtschaftliche Substanz“. Im Interview geht es außerdem um die Folgen eines Staates, der sich zu weit ausdehnt, um den Teilzeit-Trend und die Regulierungswut der EU.

Christian Lindner, ehemaliger Finanzminister Deutschlands, war auf Einladung der Industriellenvereinigung am Salzburg Summit zu Gast © IV/Matanovic/Montage: Selektiv