Europa

Kommentar von Bernhard Seyringer

Europas neue Digitalstrategie: Eine Kapitulationserklärung?

Bei der Betrachtung der internationalen Digitalstrategie der EU, als Quasi-Antwort auf Chinas aggressive Technologiepolitik, drängt sich eine Frage auf: Denkt die EU an Kapitulation? Leider bietet sie auf keine der aktuell prioritären Fragen eine Antwort. Man hat die großen geopolitischen Themen einfach beiseite gelassen und setzt stattdessen ganz auf die „internationale Kooperation“. USA und China? Nebensächlich.

Interview

Erdgas: „Die EU ist dabei, den gleichen Fehler wieder zu machen“

Die Turkstream-Pipeline ist die letzte verbleibende Leitung, über die russisches Gas nach Europa fließt. Wird sie im Zuge des Ausstiegs aus russischem Gas für Lieferungen nach Europa geschlossen, hat das für Österreich Folgen: „Wenn die Turkstream-Pipeline auch noch ausbleibt, dann werden auch Ungarn, die Slowakei und schließlich auch die Ukraine über unsere Erdgasleitungen versorgt werden müssen. Dann wird der Preis nochmals steigen“, erklärt Energie-Experte Johannes Benigni.

Energie-Experte Johannes Benigni © Benigni / Montage: Selektiv
Kommentar von Laura Raggl

Wer finanziert Europas Tech-Zukunft?

Viele US-Fonds richten ihren Fokus zunehmend auf Europa: Zahlreiche große Investoren haben bereits lokale Teams etabliert und engagieren sich aktiv in Finanzierungsrunden europäischer Startups. Das hat zur Folge, dass ein erheblicher Teil der Exit-Gewinne in die USA zurückfließt – und teilweise auch die Startups selbst abwandern, obwohl sie ursprünglich in Europa gegründet wurden. Gleichzeitig treiben diese Kapitalströme die Bewertungen europäischer Startups – auch in frühen Phasen – nach oben. Heimische VCs stehen unter Druck oder werden vom Markt verdrängt.

Kommentar von Christian Tesch

Deglobalisierung: Problem für Wohlstand und Klima

So unbestritten wichtig der Beitrag jedes Landes der Welt im Kampf gegen den Klimawandel bleibt, so unverständlich ist, dass Bemühungen zur CO2-Reduktion in anderen Ländern weiterhin unberücksichtigt und unbelohnt bleiben. Es gibt keine wirksamen Anreize dafür, klimarelevante Maßnahmen zu globalisieren. Dies führt auch zu einer Fehlsteuerung der Mittel: Steuergelder fließen in Maßnahmen, die nationale Emissionen reduzieren sollen, was aber bei uns verhältnismäßig teuer ist. Besser und effizienter wäre es, mit demselben Mitteleinsatz anderswo wesentlich billiger Emissionen einzusparen. Davon profitiert nicht nur das Weltklima, sondern auch Wirtschaft, Wachstum und Wohlstand.

Interview

Eskalation im Nahen Osten: „Gefahr einer neuen Energiekrise besteht“

Die Generalsekretärin der Interessenvertretung der österreichischen E-Wirtschaft, Barbara Schmidt, sieht derzeit noch keine Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit in Österreich, mahnt aber, dass bereits Russland die gezielte Verknappung von Gas als geopolitisches Druckmittel eingesetzt hat. Angesichts hoher Strompreise weist sie darauf hin, dass das heimische Stromsystem auch in Hinblick auf die Versorgungssicherheit in einer anderen Liga spiele.

Barbara Schmidt ist Generalsekretärin von Oesterreichs Energie © Oesterreichs Energie / Montage: Selektiv
"Wohin mit dem Geld?" von Monika Rosen

Europäische Gewinne im Wechselbad der Gefühle

Die europäischen Börsen haben heuer die Nase vorn, angetrieben von massiven Investitionen vor allem in Deutschland. Die Gewinnprognosen spiegeln derweil den hohen Grad der Unsicherheit wider, der seit der Zollankündigung von US Präsident Trump Anfang April herrscht. Bis jetzt sind die Aktienkurse mit einem blauen Auge davongekommen.

Kommentar von Christian Tesch

NGO-Förderung der EU: Linke Agenda auf Steuerzahlerkosten

Wenn NGOs zum Werkzeug von Regierungen wie der EU-Kommission werden, dann läuft etwas falsch. Und zwar ganz grundsätzlich. Da haben beide ihre Aufgabe nicht verstanden. Und wenn eine Regierung dafür bezahlt, dass bei Parlamentariern lobbyiert wird, dann wird es sehr ernst. Denn das ist ein klarer Angriff auf Demokratie und Gewaltenteilung. Da hat die EU-Kommission eine Grenze überschritten.

Kommentar von Markus Hengstschläger

Künstliche Intelligenz: Europa hat eine zweite Chance

Der Mensch ist ein Meister der Abstraktion, er kann aber auch scheinbar unwichtige Details erfassen und später verwenden. Er kann Ergebnisse im gesellschaftlichen Kontext oder unter ethischen Gesichtspunkten bewerten und er hat Intuition und Empathie. KI hat keinen eigenen Willen, verfolgt keine Interessen, hat kein echtes Verständnis von der Welt und auch kein Bewusstsein. Folgerichtig liegt die Zukunft in der „kooperativen Intelligenz“.

Interview

„Lieferkettenrichtlinie unrealistisch und nicht durchführbar“

Wifo-Ökonom Harald Oberhofer ordnet die bisher präsentierten Omnibus-Gesetzespakete der EU-Kommission ein und erklärt, warum er die „aus einer politischen Mode heraus“ entstandene Lieferkettenrichtlinie für „gut gemeint aber schlecht gemacht“ hält. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Lieferkettenrichtlinie in dieser Form nicht in Kraft treten wird, ist laut Oberhofer mittlerweile „deutlich gestiegen“. Bei der Deregulierung reiche es aber nicht, nur die EU in die Pflicht zu nehmen – vor allem beim Thema Goldplating müssten sich auch die Nationalstaaten an der Nase nehmen.

Harald Oberhofer ist Senior Economist am Wifo und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien © Roman Reiter / WU