Wohin mit dem Geld?

Rüstungsaktien: Es ist noch nicht vorbei

26. November 2025Lesezeit: 3 Min.
Kommentar von Monika Rosen

Monika Rosen war mehr als 20 Jahre Chefanalystin einer heimischen Großbank. In ihrer aktuellen Funktion als Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft ist sie weiterhin gefragte Spezialistin zu allen Themen rund um den Finanzmarkt.

An der Börse gehören europäische Rüstungsaktien zu den ganz großen Gewinnern der letzten Jahre. Allein seit Jahresbeginn 2025 hat der Sektor über 50 Prozent zugelegt. Einzelne Titel sind noch viel stärker gestiegen. So hat sich Rheinmetall heuer bereits mehr als verdoppelt. Zuletzt geriet die Rallye aber zusehend ins Stocken, auch weil es wieder einmal Hoffnung auf eine Beendigung des Konflikts gibt. Dabei wird aber zunehmend eine prinzipielle Frage diskutiert: was geschieht mit den Werten, wenn es wirklich in der Ukraine zu einem Friedensabkommen (oder zumindest zu einem Waffenstillstand) kommt? Wird die Kursphantasie überwiegend von den Kampfhandlungen in der Ukraine angetrieben? Oder gibt es darüber hinaus eine längerfristige Perspektive, da Europa ja auch in Zukunft mehr in seine eigene Sicherheit investieren muss?

Wenig überraschend entzieht sich diese Frage einer schnellen Antwort. Es gibt durchaus fundierte Analystenmeinungen auf beiden Seiten der Argumentation. Einerseits atmet der Rüstungssektor sehr wohl stark mit der Hoffnung auf Frieden in der Ukraine. Wenn sich da die positiven Schlagzeilen mehren, drückt das auf die Kurse der Rüstungsaktien. Seit dem Hoch im Oktober hat der Sektor rund 25 Prozent an Börsenwert eingebüßt. Andererseits gibt es Stimmen, die einen endgültigen Frieden in der Ukraine nicht vor Ende 2026 sehen. Außerdem äußert sich US-Präsident Trump ja immer wieder kritisch über die NATO und vor allem über die europäischen Verbündeten. Das legt sehr wohl die Annahme nahe, dass Investitionen in die Verteidigung auch nach einem Friedensabkommen das Gebot der Stunde bleiben werden. Langfristig sollen NATO Mitgliedsländer ja 5 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für die Verteidigung aufwenden.

Analysten halten den Rüstungssektor in Summe immer noch um rund 20 Prozent unterbewertet.

Monika Rosen

Dementsprechend halten manche Analysten den Sektor in Summe immer noch um rund 20 Prozent unterbewertet. Deutschland wird geschätzte 10 Jahre brauchen, um all die Waffen wiederzubeschaffen, die man der Ukraine bis jetzt zur Verfügung gestellt hat. Außerdem werde es selbst im Falle eines Friedensabkommens sehr auf die Details ankommen. Dass Russland dauerhaft von weiteren Aggressionsschritten zurückschrecken könnte, glaubt eigentlich kaum jemand. Die strukturellen Gegebenheiten spielen den Rüstungskonzernen also weiterhin in die Karten: Jahrzehnte der Unterinvestition, der Ruf nach mehr strategischer Unabhängigkeit in Europa, die Notwendigkeit zur Modernisierung des Arsenals und die Erhöhung der Verteidigungsausgaben bei den NATO Mitgliedsländern. Der CEO des schwedischen Rüstungskonzerns SAAB brachte es auf den Punkt: „Selbst bei einem Waffenstillstand in der Ukraine wird niemand sagen, es ist vorbei!“

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